Freitag, 10. Mai 2013
Kapitel 38: Mädelstag…
… muss auch mal sein! Und das haben Christiane, Ute und ich heute gleich mal in die Tat umgesetzt. Dank des Brückentags musste Christiane heute nämlich auch nicht arbeiten und konnte uns so in Odense besuchen kommen. Wir haben uns vormittags in der Stadt getroffen und sind als erstes einmal durch den Park geschlendert, der jetzt endlich richtig schön grün ist. Lange genug hat der Frühling ja auf sich warten lassen. Die Sonne hat auch mitgespielt und so haben wir gleich mal die Gelegenheit genutzt, ein Tretboot auf dem Odense Fluss zu leihen. Das war toll! Nach anfänglichen Schwierigkeiten (ganz schön gefährlich dort, da könnte man glatt mitsamt seines knallroten Bootes abstürzen) konnten wir auch kräftig in die Pedale treten und flussaufwärts schippern. Vom Wasser aus hat man noch einmal einen ganz anderen Blick und es war schön idyllisch (mal wieder, das Wort habe ich noch nie so oft verwendet wie in Dänemark).





Nach einer Stunde haben wir das Boot wieder heil zurückgebracht. Da uns so langsam der Magen geknurrt hat, haben wir uns gleich mal auf die Suche nach einem Restaurant gemacht. Um die Mittagszeit war auch richtig was los, aber im „Mona Lisa“ haben wir einen Platz gefunden. Leider mussten wir etwas warten, da die Köche alle Hände voll zu tun hatten. Die Küchenhilfe hat anscheinend auch jedes Maiskörnchen und jedes Salatblatt einzeln gewaschen, zumindest kam es uns so vor. Letztlich war das Essen aber richtig gut und man konnte die Salatbar kostenlos nutzen, was wir vor der Bestellung aber nicht wussten. So hatte ich zu meinem Salat eine Salatbar dazu - praktisch! Wir haben sie trotzdem genutzt und das anscheinend nicht zu knapp, denn die Bedienung hat uns am Ende nicht gefragt, wie das Essen geschmeckt hat, sondern ob wir denn nun „voll“ seien…
Nach dieser Stärkung sind wir noch ein bisschen durch die Stadt gelaufen und haben in den ein oder anderen Laden mal reingeschaut. Im „Tigers“ gibt es ja immer so allerlei lustige Sachen, da konnten wir es natürlich nicht lassen:





Ute hat uns dann nachmittags verlassen und so sind Christiane und ich noch ein bisschen zu zweit weiter. Christiane hatte kurz vorher schon ein paar interessante Uhren ausgespäht. Eigentlich wollte ich nur mit in den Laden, damit sie die Uhren austesten kann. Letztendlich haben wir uns dann aber beide eine gekauft. Da es gerade 50% gab, konnte ich aber auch einfach nicht nein sagen… Ich finde sie recht außergewöhnlich mit den Bändern außenrum, die hat was:



Ein Eis haben wir uns dann auch noch gegönnt und zum Schluss haben wir unserem Freund Hans Christian Andersen einen Besuch abgestattet. Christiane hat sich am späten Nachmittag dann wieder auf den Nachhauseweg gemacht und ich habe die letzte Stunde genutzt, um noch ein bisschen weiter zu shoppen. So hab ich mir dann auch noch eine Bluse und Sandalen gekauft. Upsi… Naja, das muss ja auch mal sein und zu einem Mädelstag gehört das dazu! Vielen Dank an Christiane und Ute für diesen super Tag!



Dienstag, 7. Mai 2013
Kapitel 37: Vi gå på skulp-tur! Wir gehen auf Skulp-T(o)ur!
Diese Woche hat meine Schule eine Projektwoche, in der in den einzelnen Klassen allerhand unternommen wird. Meine erste Klasse geht morgen zum Beispiel in den Zoo. Da ich allerdings schon Renate versprochen hatte, den Tag in ihrer 6. Klasse zu verbringen und auszuhelfen, kann ich leider nicht mit. Dafür war ich gestern mit zwei dritten Klassen auf Skulp-Tour, das heißt wir sind in der Stadt einige der H.C. Andersen Skulpturen abgelaufen und Pia, eine der beiden Lehrerinnen, hat etwas zum dazugehörenden Märchen erzählt.

Als ich mich morgens auf den Weg in die Schule gemacht habe, ist mir aufgefallen, dass ich gar nicht weiß wie wir eigentlich in die Stadt und wieder zurück kommen. Die Frage wurde allerdings schnell beantwortet: natürlich zu Fuß! Da hatte ich ja schon etwas Bedenken, denn immerhin sind es einfach schon 4km. Aber gut, los ging’s! Das erste Mal war es schon früh so warm, dass ich keine Jacke gebraucht habe. Da ist der Frühling wohl auch endlich mal in Dänemark angekommen. Die ganze Bande (ca. 50 Kinder) ist losmarschiert und ich hinten nach, damit auch niemand verloren ging. Ein bisschen gewundert habe ich mich dann kurz darauf nochmal, als wir nicht den Weg am Fluss einschlugen, sondern weiter an der Hauptverkehrsstraße entlang sind. Mir wurde kurz ein bisschen anders, als wir alle die 6-spurige Fahrbahn überqueren mussten.

In der Nähe des Krankenhauses befindet sich ein kleiner Park, den ich noch nicht gesehen habe. Dort beim netten Herrn J. Christmas Møller (lustiger Name), einem dänischen Politiker, hatten wir unseren erster Stopp. Und gleich nebenan befindet sich ein Denkmal, das an die Befreiung von der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg erinnern soll. Da dieser Tag auch erst vor kurzem gefeiert wurde, war es noch mit zahlreichen Blumen geschmückt. In diesem Park gibt es außerdem auch eine Skulptur der kleinen Meerjungfrau, die ich persönlich aber nicht besonders hübsch finde. Mit dem Kopenhagener Exemplar kann sie jedenfalls nicht mithalten.



Danach ging es auf direktem Weg in die Stadtmitte, wo wir ein paar der Märchen-Skulpturen gesehen haben. Das wären zum Beispiel Des Kaisers neue Kleider, Die Hirtin und der Schornsteinfeger, Die Stopfnadel, Der Schmetterling und Die wilden Schwäne. Kann gut sein, dass ich etwas vergessen habe, denn es gibt einfach so viele davon. Um die Mittagszeit haben die Kids gleich mal getestet, wie viele von ihnen auf „Die liegende Dame“ passen. Ergebnis: ziemlich viele.









Nach unserem Rundgang machten wir einen Stopp bei McDonalds. Ihr habt richtig gelesen – bei McDonalds. Fragt mich nicht nach der pädagogischen Intention dahinter, aber ich hab mal nichts gesagt und lieber mein kostenloses Eis genossen ;-) Bevor es nach Hause ging gab es für die Kinder noch genügend Zeit (ok, eigentlich waren wir schon deutlich über die geplante Zeit), um sich auszutoben. Was ich schön finde hier ist, dass den Kids wirklich noch recht freie Hand beim Spielen gelassen wird. Da können sie auch schon gerne mal auf Bäume klettern und über nasse Füße regt man sich auch nicht gleich auf. Letztendlich hat der Ausflug sehr viel Zeit in Anspruch genommen und so sind wir anstatt um 11.30 erst um 13.15 Uhr zurück zur Schule gekommen.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass 10 km wirklich etwas zu viel für einen 9-Jährigen ist. Das hätte ein bisschen anders geplant werden müssen. Und auch kam es mir so vor, dass der eigentliche Hauptpunkt, also Skulpturen mit Märchen, etwas zu kurz kam. Ich persönlich habe den Tag trotzdem genossen, da ich gerne mit den Jungs und Mädels zusammen war und sie so noch besser kennenlernen konnte. Ein paar schöne Fotos sind dabei auch noch entstanden.










Montag, 6. Mai 2013
Kapitel 36: Seehunde sind tooooll
Seehunde im Zoo sehen kann jeder, in der der freien Natur ist das schon etwas ganz anderes. Deshalb wollten Ute, Christiane und ich unbedingt auf eine Seehundsafari gehen. Wir sind also Samstag zum Wattenmeerzentrum in die Nähe von Ribe gefahren, wo uns um 13 Uhr ein Traktorbus zur kleinen Insel Mandø bringen sollte. Wie gut, dass wir einen Zeitpuffer hatten, da wir auf der Hinfahrt dank eines bevorstehenden Halbmarathons gleich mal im Stau gelandet sind und einen anderen Weg finden mussten. So sind wir dann gerade noch rechtzeitig kurz vor 13 Uhr angekommen.

Der Traktorbus entpuppte sich als abenteuerliches Gefährt und bald haben wir uns auch gar nicht mehr darüber gewundert, dass der Anhänger, auf dem wir alle saßen, eine Notklingel hatte. Nach ca. 45 Minuten Fahrt kamen wir auf Mandø an, das nur bei Ebbe zu erreichen ist und auch nur eine beschauliche Einwohneranzahl von 50 Personen besitzt. Bis zur eigentlichen Seehundsafari hatten wir nun noch eine Stunde Zeit, weshalb wir ein bisschen durch den Ort geschlendert sind. Das Spannendste waren hier die kleinen Lämmchen, die immer im Schutz ihrer Mama über die Weide stolperten. Bei einem kleinen Stopp im Supermarkt haben Ute und Christiane dann auch gleich mal Flyer mitgehen lassen. Konnte ja niemand ahnen, dass man dafür eigentlich 5 Kronen zahlen muss ;-)

Die Safari sollte nun mit einem weiteren Traktorbus starten, der sich als noch abenteuerlicher entpuppte. So hat uns der Traktorfahrer, der nicht unbedingt gesprächig war, zu Beginn erst einmal im Anhänger eingesperrt, indem er die Türen zusammengebunden hat. Viel geholfen hat das trotzdem nicht und die Türen sprangen wie wild auf und ab. Sicherheitsstandards hat das gewiss nicht erfüllt! Wir wurden anfangs gleich kräftig durchgerüttelt und das obwohl es noch über asphaltierte Straßen ging. Dann ging es aber so richtig los! Ab über das Wattenmeer, über Stock und Stein, immer den Markierungen nach. Nach kurzer Zeit kamen wir uns vor wie in der Wüste, denn so weit das Auge reichte sah man nur noch Sand. Uns blieb ein Zeitfenster von ca. 3 Stunden bis die Flut kommen sollte. Mir kam da kurz der unangenehme Gedanke, was bei einer Panne wohl mit uns passieren würde… Hier ein Foto von unserem wilden Gefährt und der „Wüste“:





Nach weiteren 45 Minuten kamen wir dann am Ende der Sandbank Koresand an, wo wir aussteigen konnten. Und da erblickten wir das, worauf wir uns so gefreut hatten: Seehunde! Zu Beginn lagen ganz viele von ihnen faul zum Sonnen im Sand. Als sie uns erblickten, wollten sie dann aber doch lieber mal eine Runde Schwimmen gehen. Unzählige Köpfe schauten uns dort neugierig aus dem Wasser heraus an. Ihr könnt euch das gar nicht vorstellen, was für ein tolles Gefühl das ist, Seehunde in ihrer natürlichen Umgebung beobachten zu können. Einer von ihnen war auch recht übermutig und ist immer wieder an uns herangeschwommen, um dann im letzten Augenblick wieder schnell umzudrehen. Als Fotomodell hat er sich natürlich prima geeignet, vielen Dank dafür! Ein wunderbares Erlebnis, an das ich noch lange denken werde.








Kapitel 35: Ein Wochenende durch Dänemark
Nachdem ich in der letzten Zeit etwas zu faul war etwas zu schreiben, kommt jetzt ein ganzer Schwung auf einmal. Letztes Wochenende war nämlich ziemlich ereignisreich und ich bin viel rumgekommen. Birgitte scherzt schon, dass ich Dänemark langsam besser kenne als sie. Letzte Woche war Andreas Mutter zu Besuch und hat sich ein Auto gemietet. Andrea hat Miguel, Laura und mich eingeladen, sie auf ihre Ausflüge zu begleiten, was ich super fand. Am Freitag sind wir deshalb in den Westen Dänemarks gefahren, wo wir unseren ersten Stopp in Jelling gemacht haben. Der Ort gehört zu den bedeutenden archäologischen Fundorten in Dänemark (UNESCO-Weltkulturerbe). Zwischen den größten Grabhügeln Dänemarks liegt hier eine Steinkirche aus der Zeit um 1100 n. Chr. Nebenan liegt außerdem ein kostenloses Museum, das unter anderem Runensteine ausstellt und einen Besuch wert ist.



Anschließend sind wir weiter nach Blåvand gefahren, wo ich schon einmal war. Wir haben einen schönen Spaziergang am Strand unternommen und im Windschatten der Bunker ein kleines Picknick gemacht. Andrea, Laura und Miguel hatten dann noch die Idee auf den Pferdebunker zu klettern. Da ich mir nicht den Hals brechen wollte, bin ich lieber unten geblieben, um ein paar Fotos zu machen. Ich war aber wieder dabei, als wir auf die aufgetürmten Steine zum Meer hinaus kraxeln wollten. Allerdings habe ich nicht aufgepasst und bin mit meinem Fuß im Wasser gelandet. Perfekt! Da wir nach einer Stunde am Strand wirklich alle durchgefroren waren, wollten wir im Süßigkeitenladen, in dem ich das letzte Mal schon war, etwas Warmes trinken. Nun ja, hat nicht ganz geklappt. Denn letzten Endes war Andreas Mutter die einzige mit einem heißen Kaffee und wir anderen haben Waffeln mit Eis gegessen ;-)




Nach dieser Stärkung sind wir weiter nach Ribe gefahren, was ebenfalls mein zweiter Besuch war. In Esbjerg haben wir noch einen kurzen Stopp eingelegt, um die vier weißen Männer zu sehen. Svend Wiig Hansen hat diese Skulptur 1997 errichtet und seitdem schauen die Giganten auf die Nordsee. Die kleine wedelnde Gestalt ist übrigens Laura. Nur um euch mal zu verdeutlichen, wie riesig die Männer tatsächlich sind.



Zu Ribe selbst will ich nichts weiter sagen, das hatten wir ja schon einmal. Allerdings ist uns aufgefallen, dass es einige Storchennester auf den Dächern der Stadt gibt. In der Zwischenzeit ist es auch ganz schon spät und kalt geworden und so haben wir uns auf den Heimweg gemacht.

Am nächsten Tag ging es dann gleich weiter, denn ich bin mit Ute und Christiane nach Fanø gefahren, einer kleinen Insel bei Esbjerg. Man braucht nur 12 Minuten um vom Festland dorthin zu gelangen und gleich fühlt man sich wie in einer anderen Welt. Alles sehr idyllisch und ruhig (zumindest jetzt noch, denn im Sommer gibt es hier Touristen ohne Ende). Wir sind durch die beiden größeren Orte geschlendert und haben die hübschen Häuser betrachtet. Eine Crèperie haben wir uns auch gleich mal etwas näher von innen angeschaut ;-)




Das Highlight waren aber die Strände dort. Feiner weißer Sandstrand, Dünen und Muscheln ohne Ende. Letzteres ist nicht ganz so gut für mich, weil ich die tonnenweise mitnehmen könnte! Der Strand selbst ist so breit, dass man mit dem Auto darauf herumfahren kann (und auch muss, wenn man nicht eine Ewigkeit zum Wasser laufen möchte). Es war auf jeden Fall traumhaft dort und wir wären am liebsten noch länger auf der Insel geblieben.





Den Sonntag haben wir genutzt, um uns mal ein bisschen genauer die nähere Umgebung anzuschauen. Gemeinsam mit Andrea und seiner Mutter, Laura und Miguel habe ich ein paar schöne Stellen in der Natur angesteuert. Der erste Stopp war die Küste im Nordwesten, wo auch ganz idyllisch ein paar hübsche Pferde unter blauem Himmel grasten.


Ich hab hier allerdings schon aus gutem Grund ein bisschen Abstand gehalten. Kurz darauf hat das übermütige Pferd nämlich direkt mal an Lauras Fingernagel (und Finger) geknabbert.
Nach diesem Schreck sind wir erst einmal wieder ins Auto geflüchtet und sind in den Süden gefahren, um dort über eine Brücke auf eine kleine Insel zu kommen. Auch dort war es wieder sehr ruhig und beschaulich und hat sich deshalb wunderbar zum Ausruhen geeignet. Mit Blick auf ein klares Meer und Sonne im Gesicht lässt es sich leben. Hier mal ein Bild mit Andreas Mutter:



Unter anderem waren wir auch noch auf den höchsten „Berg“ auf Fünen, der ganze 115m hoch ist. Beeindruckend, oder nicht? (Ironie) So hoch war ich hier in Dänemark jedenfalls noch nicht. Dementsprechend ist uns der Wind auch ganz schön um die Ohren gepfiffen, was uns aber nicht davon abgehalten hat, ein paar „abenteuerliche“ Fotos zu schießen. Wo Miguel und Laura recht flink waren, hat es bei mir doch einige Unterstützung benötigt, bis ich auf den kleinen Stein raufgeklettert war. Da hatte sich Andrea doch gleich das Fitnessstudio gespart. Lauras Kommentar hierzu: „Too much butter in the morning!“ Vielen Dank hierfür ;-)

Bei dem zweiten Versuch hatte ich es dann doch noch geschafft, tataaa!


Dann geht's aber auch schon wieder nach unten:


Insgesamt war der Tag sowie das ganze Wochenende sehr schön und ich habe mal wieder viele wunderbare Fleckchen hier in Dänemark gesehen. Ich habe die gemeinsame Zeit mit meinen Freunden genossen und bin schon ein bisschen traurig, da das Ende meiner Zeit nun wirklich absehbar ist. Aber natürlich freue ich mich auch, wieder zurückzukommen und alle zu Hause wiederzusehen! Bis bald!



Donnerstag, 25. April 2013
Kapitel 34: Lockout-Party
Ja ihr habt richtig gelesen, es gab eine Lockout-PARTY. Gestern Abend haben es Odenses Lehrer richtig krachen lassen, um sich nicht der Frustration zu überlassen. Birgitte hat mich und Laura gegen 8 Uhr abends abgeholt und uns mit zur Dalumhallen, wo das Ganze stattfinden sollte, mitgenommen. Am Eingang lesen wir, dass es für Nicht-Mitglieder eines Lehrerverbandes 50 Kronen (6,50€) kostet. Laura und ich, natürlich keine Mitglieder, ignorieren das mal gekonnt.

Von meiner Schule waren richtig viele Lehrer da, worüber ich mich richtig gefreut habe, da ich sie ja jetzt schon seit fünf Wochen nicht mehr gesehen habe. Ich war neugierig, wie sie momentan mit der Situation zurechtkommen. Letztendlich ist mir aufgefallen, dass keiner schlechter Laune ist, sondern vielmehr versucht, das Gute zu sehen. Wie zum Beispiel mehr Zeit mit den eigenen Kindern, Zeit um im Garten zu arbeiten, man lernt bei den verschiedenen Lockout-Aktionen seine Kollegen besser kennen usw. Klar, dass alle ein baldiges Ende herbeisehnen, aber es beeindruckt mich, dass noch niemand resigniert hat. Hut ab! Im Gegenzug dazu waren natürlich alle neugierig wie es mir momentan in der Schule ergeht. Dazu hab ich euch ja bereits berichtet: es ist ok, aber viel zu ruhig und ich wünsche mir Lehrer und Schüler zurück.

Auf einer richtigen Party darf natürlich auch die Musik nicht fehlen. Und da hatten sie mal einen tollen Gast: Elvis Presley höchstpersönlich! Naja gut, zumindest jemanden, der wie Elvis gesungen hat und das war echt nicht schlecht. Lustig fand ich, dass Birgitte voll in ihrem Element war und gleich die Tanzfläche gerockt hat. Ich habe mir das Spektakel erst einmal aus sicherer Entfernung angeschaut, aber letzten Endes konnte Birgitte Laura und mich doch noch dazu überreden mit ihr zu tanzen. Es war schön, die ganzen Lehrer und Lehrerinnen miteinander tanzen zu sehen. Damit ihr euch endlich auch mal ein Bild zu meiner Mentorin Birgitte machen könnt, hier ein gemeinsames Bild mit ihr:



Drei Stunden später war es dann auch wieder Zeit nach Hause zu gehen, da ich am nächsten Tag (im Gegensatz zu den anderen Lehrern) um acht Uhr in der Schule antanzen musste. Als ich mich bei meinen Lehrern verabschieden wollte, habe ich festgestellt, dass da wohl auch schon kräftig gebechert wurde. Das hätte ich mir ja schon denken können, als ich mit den Worten „Heute siehst du mal, wie man in Dänemark richtig feiert!“ begrüßt wurde. Aber es war doch ganz nett anzusehen und nach einigen Umarmungen und in-die-Wangen-Kneif-Aktionen konnte ich mich schließlich auf den Rückweg machen. Trotz traurigen Umständen ein gelungener Abend!





Nachtrag: Juhuuu, ab Montag ist der Lockout offiziell beendet! Die Regierung hat sich letztendlich eingeschalten und schickt Lehrer und Schüler wieder zurück in die Schule. Zu welchen Ergebnissen man gekommen ist, weiß ich noch nicht, aber das Wichtigste: ich kann wieder normal arbeiten, yeah!



Dienstag, 23. April 2013
Kapitel 33: Immer noch Lockout
Der Lockout geht nun schon in die vierte Woche. Dänemarks Schulen sind wie ausgestorben. An meiner Schule gibt es drei Lehrer, die noch den Beamtenstatus haben und deshalb nicht davon betroffen sind. Ich begleite derzeit Renate und kann in ihrem Unterricht dabei sein, allerdings ist das Ganze sehr sehr komisch. Keine Kinder auf den Gängen, kein überfülltes Lehrerzimmer, kein Lärmen und Lachen auf dem Pausenhof.

Das Positive ist, dass ich mehr mit den verbleibenden Lehrern und auch den Pädagogen ins Gespräch komme und sie so besser kennenlernen kann. Endlich muss man in den Pausen nicht hin und her hetzen und hat somit mal ein bisschen Zeit, gemütlich zusammenzusitzen. Auch nach der Schule kann man noch ein bisschen bleiben und plaudern, was ich vorher nie gemacht habe. Nachdem ich nun seit beinahe vier Monaten versucht habe, mich mit einer der Lehrerinnen in einem Mischmasch aus Dänisch und Englisch (ihr Englisch ist nicht wirklich gut) zu verständigen, habe ich heute festgestellt, dass sie super Deutsch spricht. Das hätte sie ja mal früher sagen können! Einer der Pädagogen hat mich eingeladen, bald mal in der 0. Klasse (eine Art Vorschule) vorbeizuschauen. Darüber bin ich sehr froh, das wollte ich mir nämlich unbedingt mal anschauen. Ansonsten habe ich aber nicht wirklich viel zu tun und kann die meiste Zeit faulenzen. Die erste Woche war das noch ganz schön, aber so langsam vermisse ich wirklich meine erste Klasse…

Zusammen mit Renate kann ich wenigstens in ihrer 6. Klasse sein, was aber auch nicht sehr viele Stunden sind. Gestern haben wir aber den Vormittag mit den Schülern in der Stadt verbracht, was schön war. Wir sind mit den Rädern die 4km am Fluss entlang gefahren, Renate voraus und ich als Letzte hinterher. Es kam mir ein bisschen vor, wie eine Schafsherde zusammenzuhalten. Eine der Schülerinnen war so langsam, dass ich sie von hinten anschieben musste. Insgesamt hat es aber super geklappt und es gab zum Glück auch keine (größeren) Unfälle. Renates Stadtrundführung war für mich dann auch durchaus interessant (das was ich verstanden habe), da ich selbst noch nicht alles kannte. Nächsten Montag werden wir noch einmal zusammen in die Stadt fahren und eine kleine Stadtrallye für die Kids planen.



Heute hat mir eine der Lehrerinnen mitgeteilt, dass der Lockout noch bis Ende August andauern kann. Danach wären alle Gelder der Lehrerverbände aufgebraucht und auch zwei der großen Banken in Dänemark, die momentan Geld an Lehrer leihen, wären am Ende. Das Ganze ist einfach eine große Schweinerei. Die Lehrer wollen unterrichten, dürfen aber nicht und müssen alles aus eigener Tasche zahlen. Ganz zu schweigen von den Kindern, die schon für so lange Zeit keinen Unterricht erhalten und sich demzufolge auch nicht auf wichtige (Abschluss-)Prüfungen vorbereiten können. Was denkt sich der Staat dabei?



Dienstag, 23. April 2013
Kapitel 32: Von sonderlichen Hotels, echten Wikingern und dem Tivoli
Donnerstag Nachmittag habe ich mich in den Zug gesetzt, um mich mit Christian ein zweites Mal in Kopenhagen zu treffen. In dänischen Zügen lässt es sich übrigens wunderbar entspannen und schlafen, da kann sich die Deutsche Bahn mal eine Scheibe abschneiden.

Christian hatte natürlich den windigsten Tag erwischt, um nach Dänemark zu fliegen. Da macht die Landung doch gleich doppelt Spaß! Dänemark hat sich nicht gerade von seiner besten Seite gezeigt, aber den Wind (in Deutschland würde man wohl eher Sturm oder Weltuntergang sagen) kannte er ja schon vom letzten Mal. Er hat mich schon am Bahnhof erwartet und wir haben uns auf den Weg in unser Hotel gemacht. Die Lage war dieses Mal echt super, aber… So ein System habe ich noch nie gesehen! Wir laufen also hin, stehen vor der Tür und die Tür öffnet sich (entgegen unserer Erwartung) nicht. Eine Tastatur mit Nummern hilft da auch nicht viel weiter, wenn man den Code nicht weiß. Und jetzt? Wir warten also auf den nächsten Hotelgast, der die Nummer eintippt und wir springen durch die geöffnete Tür hinterher. Und dann sehen wir – nichts. Keine Rezeption, nada. Interessant! Auf einer Informationstafel erfahren wir dann, dass man seine Zimmernummer und den passenden Zugangscode in einer Mail vor der Anreise zugeschickt bekommt. Eine Mail habe ich natürlich nicht bekommen. Letztendlich schaffen wir es dann aber doch noch, jemanden telefonisch zu erreichen und so müssen wir nicht auf der Straße schlafen. Die Zimmer an sich waren übrigens richtig super. Zumindest ich hab mich wie im 7. Himmel gefühlt, da ich schon so lange kein so großes Bett und vor allem so ein hübsches Badezimmer hatte.

Da wir Kopenhagen schon recht gut kannten, sind wir Freitag mit dem Zug etwa 20 Minuten nach Roskilde gefahren. Die Stadt an sich ist ganz hübsch und hat einen beeindruckenden Dom aus dem 12. Jahrhundert, der zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Roskilde war früher das Machtzentrum Dänemarks, weshalb viele der Könige hier begraben liegen. Hier ein paar Eindrücke vom Dom:







Danach sind wir weiter zu unserem eigentlichen Ziel, dem Wikingerschiffsmuseum. Die Anlage befindet sich direkt am Fjord und liefert einen schönen Blick aufs Wasser. In der Halle kann man insgesamt 5 Wikingerschiffe aus den Jahren 1000 bis 1050 bestaunen, die 1962 geborgen wurden. Man hatte sie, als sie von den Wikingern nicht mehr gebraucht wurden, mit Steinen beschwert und im Roskildefjord versenkt. Dadurch wollte man zum einen den Verkehr kontrollieren und zum anderen auch vor feindlichen Angriffen schützen.
Und was darf bei einem Besuch im Wikingermuseum natürlich auch nicht fehlen? Richtig, die passende Kleidung! Ich hab mich deshalb gleich mal wie eine richtige Wikingerfrau gekleidet. Nur an den Schuhen muss ich noch arbeiten ;-)





Wieder zurück in Kopenhagen sind wir noch ein bisschen durch die Fußgängerzone geschlendert. Im Spielzeugladen war Christian schließlich nicht mehr zu stoppen. Okay, ich auch nicht… Wir sind aber doch noch gegangen, bevor wir das komplette Bild mit Legosteinen ausfüllen konnten.





Das Tivoli hat ja jetzt nun auch endlich geöffnet! Nachdem wir Samstag erst einmal schön ausgeschlafen haben, haben wir den Rest des Tages dort verbracht. Ich dachte eigentlich, dass es größer ist, aber trotzdem hat es einige gute Attraktionen. Christian wird mich jetzt dafür lieben: ich bin froh, dass er mich zu diesem abartig verrückten Fliegding überredet hat. Hier ein Bild aus dem Internet:



Es ist wirklich total verrückt über Kopf und mit 100 km/h in der Luft herumzufliegen, aber es hat sooo Spaß gemacht. Mehr als einmal hätte mein Magen das dann aber doch nicht mitgemacht. Am Abend sind wir dann noch in einem Restaurant im Tivoli Essen gegangen, was sehr schön war. Leider gingen die Tage insgesamt wieder viel zu schnell vorbei. Und so mussten wir uns am Sonntag Morgen schon wieder in getrennte Richtungen begeben.




Freitag, 12. April 2013
Kapitel 31: Røjle Klint (6. April)
Es wurde mal wieder Zeit für einen Strandbesuch. Ute, Anna, Andrea und ich sind deshalb am Samstag an die Westküste Fünens gefahren, um dort am Røjle Klint entlang zu spazieren. Wir waren wirklich beeindruckt, denn die Natur dort ist einzigartig. Die Küste fällt steil ab und sehr große, alte Bäume wachsen bis direkt an den Strand. Noch dazu kommt, dass ich noch nie so ein ruhiges Meer wie hier gesehen habe. Wenn man es nicht besser gewusst hätte, hätte man es mit einem See verwechseln können. Es ist so ruhig, dass sogar Enten darauf schwimmen. Und richtig erfolgreich waren wir dieses Mal auch. Besonders Anna, unsere Biologin, hat eine Menge Fossilien gefunden.

Es war so schön, dass wir den ganzen Nachmittag dort verbracht haben und am Strand entlanggelaufen sind. Was mit einem Spaziergang begonnen hat, wurde noch zum richtigen Abenteuer. Immer wieder haben uns nämlich umgestürzte Bäume und Felsen den Weg versperrt, so dass wir darüber klettern mussten. Da das Ganze auch ziemlich matschig war, haben wir am Ende natürlich ausgesehen wie Sau. Aber so eine Wanderung in so einer tollen Umgebung hat man nicht jeden Tag!












Mittwoch, 10. April 2013
Kapitel 30: Interkultureller Austausch und Sozialleben
Es ist an der Zeit, dass ich mal wieder etwas über das typische Alltagsleben schreibe. Eines der wichtigsten Anliegen von dem Programm COMENIUS ist es, eine Basis für internationale Zusammenarbeit zu schaffen und den Austausch zwischen verschiedenen Ländern zu fördern. Zumindest für mich trifft das voll und ganz zu und ich hatte noch nie mit so vielen unterschiedlichen und interessanten Menschen zu tun. Das liegt wohl vor allem auch daran, dass ich hier in einem Wohnheim lebe, in dem viele ausländische Studenten untergebracht sind. Ganz automatisch kommt man in der Kantine mit Leuten ins Gespräch, mit denen man normalerweise vielleicht gar nicht gesprochen hätte (sei es aufgrund von Vorurteilen oder was auch immer).

Jedenfalls ist es für mich immer interessant zu hören, welche besonderen Traditionen und Eigenarten ein Land hat. So hat mir zum Beispiel Anu aus Sri Lanka erzählt, dass sie an Vollmondtagen fasten und nachts zusammen zum Tempel wandern, um dort zu beten. Zsuzsanna aus Ungarn hat auch von einer „netten“ Tradition zu Ostern erzählt: die Männer gehen umher, um die Frauen zu „wässern“. Das heißt also, dass sie die Frauen meist mit einem Glas kaltem Wasser begießen, damit sie wachsen wie schöne Blumen. Der Hintergedanke ist ja eigentlich ganz schön, aber meist artet es wohl darin aus, dass alle Frauen patschnass sind und sich mehrmals am Tag umziehen müssen. Ich finde es amüsant, so lang ich an diesem Tag nicht selbst in Ungarn bin.

Unsere Kantine hatte über Ostern geschlossen, sodass wir uns selbst versorgen mussten. Am letzten Abend wurde ich von den Franzosen Andrea (hier: Männername), Frédéric und Christophe zum Crèpes-Essen eingeladen. Das hab ich mir natürlich nicht zwei Mal sagen lassen! Laura und Miguel haben außerdem noch etwas typisch Spanisches gekocht (eine Art Omelette mit frittierten Kartoffeln und Zwiebeln) und so haben wir zusammen gegessen. Die Küche war mit Menschen aus allen Ländern gefüllt und es machte gar nichts, wenn man mal etwas länger auf die passende Pfanne warten musste, da es genug zu reden gab. Die Crèpes waren übrigens richtig super und die Franzosen hatten so viel Vertrauen, dass ich auch mal ein paar machen durfte ;-) Allerdings waren es so viele, das am Ende so ziemlich jeder mitgegessen hat. Und trotzdem hatten wir noch welche für den nächsten Abend übrig!

Vergangene Woche hatte ich erst ein sehr interessantes Gespräch mit Laura, Miguel und Andrea über unsere Schulsysteme und Vorurteile à la „Spanier kommen immer zu spät“, „Franzosen wollen keine andere Sprache als ihre eigene sprechen“ und „Deutsche sind überkorrekt“. Bei der Gelegenheit stellte sich heraus, dass Franzosen sich ganz oft einfach nicht in Englisch ausdrücken können, da die Kenntnisse nicht dafür ausreichen. Gut zu wissen, oder?

An der Abschiedsfeier von Rok saßen wir im Gemeinschaftsraum zusammen und da kam plötzlich die Idee auf, dass jeder ein bekanntes Lied aus seinem Land vorspielen sollte. So hat man mal Musik aus Ungarn, Slowenien, Russland, Irland, Bulgarien, Belgien und und und gehört, über die man wahrscheinlich sonst nie in seinem Leben gestolpert wäre. Das war eine super Idee!

Das Sozialleben hier im Wohnheim ist wirklich toll und ich hätte es nicht besser treffen können. Besonders erwähnenswert ist der Umgang mit Christophe, der eine Behinderung hat. Da wird ihm das Essen geholt, sein Fleisch geschnitten, die Jacke zugemacht usw. Berührungsängste konnte ich bisher noch keine feststellen und er ist völlig in das Sozialleben eingebunden. Ich mag seine Gesellschaft, da er immer gut drauf ist und es somit immer etwas zu lachen gibt. Nachdem er vor ein paar Wochen nach einer durchzechten Nacht von der Polizei zurück ins Wohnheim gebracht wurde, ist er außerdem auch bekannt wie ein bunter Hund ;-)

Es gibt noch so viel zu wissen und erleben, dass ich befürchte, dass die Zeit gar nicht dafür ausreicht. Aber ich bin froh, diese Chance bekommen zu haben! Hier seht ihr noch drei Bilder von unserem Koch-Abend. Ein Eindruck von der belebten Küche und Frédéric, Andrea und Laura. Ach ja, und Christophe, der Nutella auch gerne mal mit dem großen Löffel isst!








Kapitel 29: Alles Gute zum Geburtstag Hans Christian Andersen! (2. April)
Was flattert denn da? Als ich am Morgen des 2. Aprils aus dem Fenster schaue, muss ich mir erst einmal verwundert die Augen reiben. Da fährt doch glatt ein Bus vorbei, an dessen Seiten zwei dänische Flaggen wehen. Warum das denn? Nachforschungen ergeben dann, dass Hans Christian Andersen heute Geburtstag hat. Ganz Dänemark ist so stolz auf sein berühmtes Geburtstagskind, dass es seine Flaggen heute nur für ihn hisst. Das bedeutet natürlich auch, dass jeder einzelne Stadtbus (und davon gibt es hier viele) mit zwei Flaggen herumfährt.

Zu seinem Ehrentag öffneten Odenses Museen gratis ihre Pforten für Groß und Klein. Da ich die Andersen-Museen eh noch nicht gesehen hatte, wollte ich mir diese Gelegenheit natürlich nicht entgehen lassen. Da traf es sich gut, dass wir aufgrund des Lockouts nicht in die Schule gehen mussten. Laura, Miguel, Zsuzsanna und ich haben uns also auf unsere Räder geschwungen und sind bei Sonnenschein in die Stadt geradelt. Und dort wurde man förmlich erschlagen von dem Rot der dänischen Flaggen. Hier ein paar Impressionen:





Das Hans-Christian-Andersen-Museum an sich ist ganz nett, wobei ich wirklich kein Geld dafür ausgeben würde. Man erfährt viel über sein Leben und seine Arbeit und kann auch ein paar nette Ausstellungsgegenstände betrachten. Besonders schön fand ich ja die Scherenschnitte, die Kinder passend zum Thema Ostern angefertigt hatten. So kann ein Gækkebrev also auch aussehen (die die ich in der Schule bekommen habe, waren leider nicht ganz so filigran ;-) ):



Anschließend sind wir ins Børnekulturhuset Fyrtøjet, was ein Museum für Kinder rund um das Thema „Andersen-Märchen“ ist. Das fand ich richtig klasse! Kinder können ihrer Fantasie hier freien Lauf lassen und auch Erwachsene können ins Träumen kommen. Man kann sich auf einem Piratenschiff austoben, als Meerjungfrau in einer großen Muschel schlafen, sich als Prinz und Prinzessin verkleiden oder einen Zaubertrank kochen. Klar, dass wir es nicht ganz lassen konnten und ein bisschen mitgespielt haben…









Irgendwie war es schon ein bisschen verrückt wie sehr die Dänen den Geburtstag von Hans Christian Andersen feiern, obwohl er doch schon so lange tot ist. Aber so sind die Dänen eben! Das Geburtstagskind hat sich zur Feier des Tages dann auch noch mit uns ablichten lassen (für ein Lächeln hat es leider nicht gereicht. Liegt vielleicht am Alter, denn mit 208 Jahren würde ich auch nicht mehr lächeln). In diesem Sinne aber noch einmal: Tillykke med fødselsdagen Hans Christian Andersen!




Sonntag, 7. April 2013
Kapitel 28: Osterbesuch (29. März – 1. April)
Da man Ostern natürlich nicht alleine verbringen sollte, kamen Karfreitag meine Mutter und Ludwig zu Besuch. Am ersten Abend haben wir gleich mal gesündigt: lecker Pizza und Lasagne, und das am Karfreitag! Da schmeckt es doch gleich doppelt so gut ;-)

Für den nächsten Tag hatten wir uns vorgenommen nach Kopenhagen zu fahren. Ich könnte langsam also wirklich zum Reiseführer werden! Wir haben natürlich die wichtigsten Sehenswürdigkeiten angesteuert und zusätzlich noch das Kastellet in der Nähe der kleinen Meerjungfrau, das ich selbst auch noch nicht gesehen hatte. Das ist ein Überbleibsel der alten Stadtbefestigung und man kann wunderbar auf den Festungswällen entlang spazieren. Am schönsten fand ich die Windmühle, die man dort sehen kann:



Am Abend haben wir Ausschau nach einem Restaurant gehalten. Hört sich einfach an, ist es aber nicht. Denn die meisten Restaurants sind entweder sehr teuer oder haben nur die üblichen Touristenessen wie Burger, Wraps und Co. Nachdem wir eine gefühlte Ewigkeit auf und abmarschiert sind, haben wir uns letztendlich für ein Restaurant entschieden, das sich als typisch dänisch bezeichnet hat (der Name war irgendwas mit Wiking). Naja, da gab es natürlich auch nichts anderes als in den anderen, aber super geschmeckt hat unser Essen allemal!

Zu Ostern öffnete endlich Den Fynske Landsby seine Toren, was ich ja die ganze Zeit schon sehen wollte. Da mussten wir also unbedingt hin. Es war wirklich schön, die ganzen alten Dorfhäuser aus dem 18. Jahrhundert zu sehen. Vor allem weil man auch überall rein konnte und sich so gut vorstellen konnte, wie eng es da oft für eine Familie gewesen sein. Besonders toll fanden wir, dass wieder „Schauspieler“ unterwegs waren, die uns das Leben von damals gezeigt haben. So konnten wir zum Beispiel bei einer älteren Dame in der Küche ein typisches Osteressen kosten (Weißbrot mit Milch, Zucker und Eiern in der Pfanne gebacken) oder sehen, wie Eier gefärbt wurden. Ein besonderes Highlight: man konnte sich sein eigenes Osterschaf aus Schafswolle basteln, was meine Mutter und ich natürlich gleich ausprobiert haben.









Danach habe ich noch ein bisschen durch Odenses Innenstadt geführt und pünktlich zur Happy Hour sind wir im Christian4tales gelandet (der Barkeeper kennt mich mittlerweile übrigens schon). Dieses Mal hatten wir ein gutes tschechisches Bier und sogar Livemusik von drei jungen Männern. Nach einem letzten gemeinsamen Abendessen im Froggy’s haben wir es uns noch ein bisschen in meinem Zimmer gemütlich gemacht.

Ich habe mich anschließend noch auf der Abschiedsfeier von Rok sehen lassen, da er nun wieder zurück nach Slowenien muss. Der Abschied ist schwer gefallen, da wir zu guten Freunden geworden sind. Die drei Monate sind wirklich so schnell vorbei gegangen, ich kann es noch gar nicht richtig glauben.

Am Morgen des Ostermontags ging es für meine Mutter und Ludwig dann leider schon wieder zurück nach Hause. Es war eine kurze, aber schöne Zeit und ich hoffe, dass sie ihren Besuch auch genossen haben!




Freitag, 29. März 2013
Kapitel 27: Besuch und Sonnenschein pur (22.-27. März)
Als nächsten Besuch durfte ich meinen Vater und Marion begrüßen, die mit dem Auto zu mir nach Dänemark gefahren sind. Direkt am nächsten Tag sind wir ab nach Kopenhagen gedüst und für uns ging es das erste Mal direkt über die Storebæltsbrücke. Die Brücke verbindet Fünen mit Seeland, wo die Hauptstadt zu finden ist und ist mit einer Gesamtlänge von 13,4 km die derzeit längste Hängebrücke Europas. Sehr beeindruckend! Das Wetter war auch perfekt und hat uns einen schönen Tag versprochen.

Unsere Tour in Kopenhagen haben wir zu Fuß bewältigt und das ist das Tolle hier in Dänemark. Obwohl es die größte Stadt ist, ist dennoch alles Wichtige zu Fuß zu erreichen. Unser erstes Ziel war das Rosenborg Schloss, das ich selbst auch noch nicht gesehen hatte. Es wurde Anfang des 17. Jahrhunderts von Christian IV errichtet und diente als Lustschloss. Besonders beeindruckend fanden wir aber die Schatzkammer. Die Kronen hätte ich gerne einmal aufgesetzt. Oder noch besser: mitgenommen…



Die Sonne hat an diesem Tag so schön gewärmt, dass wir uns in einem Café im Nyhavn nach draußen setzen konnten. Mit den ganzen bunten Häusern, schönen alten Schiffen und Straßenmusikern ist das eine wunderbare Atmosphäre dort und ich kann mir vorstellen, dass es im Sommer hier nur so von Menschen wimmeln muss. Nachdem wir noch zu Schloss Amalienborg gelaufen und auch der kleinen Meerjungfrau einen Besuch abgestattet haben (die dieses Mal ganz von Eis umgeben war), haben wir uns wieder auf dem Rückweg gemacht. In der Dämmerung sah die Storebæltsbro übrigens auch wunderbar aus.



Am Sonntag sind wir dann raus in die Natur, um die tolle Landschaft und Sonne zu genießen. Auf dem Weg zum Fyns Hoved haben wir viele hübsche reetgedeckte Häuser entdeckt und mussten natürlich auch einmal anhalten, um ein paar Fotos zu schießen:





Ihr könnt euch vielleicht erinnern, dass ich mir am Fyns Hoved beim letzten Mal wirklich den A**** abgefroren habe. Dank der Sonne blieb dieser aber verschont und auch meine Kamera musste nicht wieder leiden, so dass ich tolle Fotos knipsen konnte. Ich glaube mein Vater und Marion haben die Landschaft dort auch sehr genossen, denn es ist wirklich ein Traum.









Nach einem ausgiebigen Spaziergang sind wir dann in das kleine Fischerdorf Kerteminde gefahren, wo wir uns bei einem Kaffee mit Blick aufs Meer aufgewärmt haben. Einen neuen Freund haben wir auch gefunden:





Am Tag danach sollte es dann nach Aarhus gehen, da wir uns Den Gamle By ansehen wollten. Obwohl ich schon einmal dort war, war es für mich wieder sehr interessant, da man viel mehr Häuser und Läden besichtigen konnte als beim letzten Mal. Schauspieler waren auch schon unterwegs und haben uns gezeigt, wie man früher lebte. Auch wenn wir erst einmal etwas erschrocken sind, als wir eine Tür aufgemacht haben und da plötzlich ein kochendes Dienstmädchen vor uns stand.








Die gemeinsame Zeit verging auf jeden Fall wie im Flug und am Montag stand schon der letzte Tag vor der Tür, den wir in Odense verbringen wollten. Und wieder hat die Sonne mitgespielt und uns einen schönen Tag beschert. Nach einem ausgiebigen Frühstück sind wir am Fluss entlang Richtung Stadt spaziert und haben die Umgebung genossen. Dabei sind so einige tolle Bilder entstanden, wie ihr unten sehen könnt. Auch ein Schwan hat extra für uns posiert:







Na das sind doch mal Sonnengenießer, oder nicht?
Nachdem ich meinen Vater und Marion in der Stadt herumgeführt und wir noch ein bisschen in den Läden gebummelt haben, sind wir ins Nelle’s Coffee & Wine, das ich mittlerweile richtig gern mag. Wir hatten den richtigen Tag getroffen, da gerade von einer Künstlerin (?) eine Wand neugestaltet wurde. Richtig beeindruckend wie sie das einfach mal so locker und ohne lange zu überlegen an die Wand gemalt hat:



Ich muss in den nächsten Wochen auf jeden Fall einmal schauen, wie das fertige Werk aussieht. Ein Fotograf kam kurz darauf auch noch dazu und hat Fotos mit posierenden Männern und Frauen geschossen. Wir hatten kurz Angst, dass er sich mit seinen akrobatischen auf-einen-wackligen-Hocker-stell-Einlagen noch den Hals bricht, aber insgesamt war es doch wirklich interessant mit anzusehen. Da bekommt man noch mehr für sein Geld ;-)

Da der Weg bei Sonnenschein wirklich schön ist, haben wir uns auch für den Rückweg wieder für den Spaziergang zu Fuß entschieden, der so ca. 1 Stunde dauert. Dieses Mal haben wir auch ein paar Löwen und einen Tiger bestaunen können, die im Zoo ganz gemütlich neben dem Fußweg in der Sonne relaxen. Anschließend sind wir noch ins Rosengårdcentret gefahren, wo ich mir mal wieder etwas gegönnt habe (als würde ich das normalerweise nicht tun, haha).

Ich sollte vielleicht auch noch dazu sagen, dass wir jeden Tag hier in der Kantine essen konnten, was wirklich praktisch war. Sogar geschmeckt hat es! Allerdings ist uns aufgefallen, dass wir einen Schulgeist hier unter uns haben. Eine Frau mit grauen Haaren kommt jeden Tag zum Essen, sitzt ganz alleine und spricht kein Wort. Niemand weiß wer sie ist, woher sie kommt, was sie macht. Dubios! Vielleicht spreche ich sie in den nächsten Wochen mal an, um das Rätsel zu lösen.
Für den letzten Abend hatten wir uns aber das Jensens Bøfhus aufgehoben. Ich wollte dort schon die ganze Zeit einmal die leckeren Steaks probieren und ich muss sagen, es war wirklich super. Die Preise sind zwar Dänemarkmäßig hoch, aber für ein Steak wirklich noch in Ordnung.

Den Rest des Abends haben wir gemeinsam bei einem Glas Wein verbracht, bevor es für meinen Vater und Marion am nächsten Morgen dann wieder zurück nach Deutschland ging. Fazit: ein rundum gelungener Besuch! Und zum Abschluss noch ein Bild von uns Dreien inklusive Grinse-Baum:




Mittwoch, 27. März 2013
Kapitel 26: Osterbräuche
Wow, schon wieder Ferien! Also irgendwie geht das Ganze hier in ziemlich rasantem Tempo voran. Und so habe ich erst einmal ganz schön gestaunt, als die Osterferien vor der Tür standen. Im Gegensatz zu uns Bayern haben die Dänen nur eine Woche vor Ostern Ferien und müssen am Dienstag danach wieder antreten (oder auch nicht, Stichwort „Lock-out“). In der Woche vor Ostern hatte ich die Möglichkeit wieder ein paar nette Bräuche kennenzulernen.

In der Schule haben meine Erstklässler fleißig Ostereier suchen dürfen. Besonders gut gefallen hat mir, dass es mit einem kleinen Spiel und Lied verbunden wurde. Ein Kind musste vor die Tür, während ein anderes Kind das Osterei im Klassenzimmer versteckt hat. Die ganze Klasse hilft anschließend bei der Suche, indem sie je nachdem wie nahe das Kind dem Versteck kommt entweder ganz leise oder laut das Osterlied „Da har vært en påskehare“ (= Da war ein Osterhase) singt. Die Kleinen waren voll in ihrem Element und ich hatte auch meinen Spaß dabei.

Das klingt ja jetzt an sich noch nicht so außergewöhnlich, denn Ostereier suchen wir in Deutschland schließlich auch. Aber es gibt hier etwas, das ich so noch nicht kannte. Und zwar schreibt man sich zu Ostern Gækkebrever, also Ratebriefe. Diese Briefe werden im Stile Hans Christian Andersens als Scherenschnitte gestaltet und mit einem kleinen Vers versehen. Als Unterschrift dient eine Anzahl von Punkten, die der Anzahl der Buchstaben des Namens des Absenders entspricht. Schafft es der Empfänger NICHT den Absender zu erraten, so ist er diesem ein Osterei schuldig. Ich muss denke ich nicht erwähnen, dass ich als „Neue im Land“ eine Unmenge solcher Briefe erhalten habe. Da macht der Osterhase wohl ein Geschäft mit mir!

Abgesehen von diesem einzigartigen Brauch ist für viele Dänen Ostern außerdem der Start in den Frühling und sie machen ihre Ferienhäuser und Gärten für die schöne Jahreszeit startklar. Dieses Jahr dürfte das allerdings flachfallen, da wir immer noch Schnee haben. Die ein oder andere hübsche Blume spitzt aber schon unter der Schneedecke hervor und ich kann erahnen wie schön es hier im Frühling sein wird.

P.S.: Ich habe eben herausgefunden, dass dem Gækkebrev eigentlich auch noch ein Schneeglöckchen beigelegt wird. Wo sind meine??



Kapitel 25: Lock-out
Die Situation in Skandinavien ist nicht so rosig wie sie uns oft erscheint und ich kann es „live“ miterleben. Wie auch bei uns soll meiner Meinung nach an der falschen Stelle gespart werden: der Bildung.

In den letzten Wochen kam es zu einem Tarifstreit zwischen Lehrergewerkschaft und dem kommunalen Landesverband (KL). Die Kommunen fordern eine Erhöhung der Arbeitszeit, was die Lehrer aber natürlich nicht stillschweigend über sich ergehen lassen. Wie mir ein Lehrer erklärt, soll es so ablaufen, dass die bisher bezahlten Vorbereitungsstunden ganz einfach in Unterrichtsstunden umgewandelt werden. Die Lehrer sollten ihren Unterricht dann eben nicht mehr so intensiv vorbereiten. Hallo?! Hat da mal jemand mitgedacht? Nicht auszumalen, wie sich das auf die Qualität des Unterrichts auswirken würde.

Jedenfalls kommt es wie es kommen muss: Lehrergewerkschaft und KL kommen einer Vereinbarung keinen Schritt näher. Der KL droht kurzerhand mit einem Lock-out, was bedeutet, dass die Lehrer von der Schule ausgeschlossen werden und nicht unterrichten dürfen. Klar, dass somit auch die Bezahlung ausbleibt. Die meisten Schüler werden sich wohl erst einmal über verlängerte Ferien freuen, aber auf Dauer ist das natürlich keine Lösung. Für die älteren Schüler bedeutet das, dass sie sich nicht richtig auf wichtige Examen vorbereiten können und für die Eltern der Jüngeren besteht natürlich auch das Problem, dass ihre Kinder morgens ohne Betreuung bleiben. Und genau deshalb erhofft sich der KL ein Eingreifen der Regierung, die das Problem zugunsten der Kommunen und nicht der Lehrer lösen sollen.

In den letzten Wochen kann ich miterleben wie die Stimmung nach und nach schlechter wird. Zu Beginn waren es nur wenige Lehrer, die wirklich mit einem Lock-out gerechnet haben, doch nun scheinen sich alle sicher zu sein. Am 20. März wurde in Dänemark zu Demonstrationen aufgerufen, die in Kopenhagen, Aarhus, Aalborg und auch Odense stattfinden sollten. Der Lehrerverband möchte damit an die Regierung appellieren, sich nicht in den Tarifstreit einzumischen. Ich war beeindruckt wie viele Menschen unter dem Motto „Die Lehrer sind die Ersten – Wer ist der Nächste?“ auf die Straße gehen. Aus meiner Schule waren so ziemlich alle anwesend und ich habe mich mit ihnen unter die Menge gemischt. Viel verstanden habe ich von den Ansprachen nicht, aber dem Applaus und Schreien nach zu urteilen, scheinen sie den Lehrern aus der Seele gesprochen zu haben. Kim Larsen, ein in Dänemark sehr bekannter und erfolgreicher Musiker, hatte ebenfalls einen Auftritt. Mit seinen gesellschaftskritischen Texten hat er einen gewissen Einfluss auf das öffentliche Leben hier. Ihr könnt euch das Lied „Det er en kold tid“ (= Es ist eine kalte Zeit), das er an diesem Tag gesungen hat, hier anhören:

http://www.youtube.com/watch?v=aob_xlAXsvs



Am 1. April wird definitiv bekannt gegeben, ob der Lock-out zur Wirklichkeit wird oder nicht. Wenn es dazu kommt, kann man nur hoffen, dass er nicht lange andauert. Immerhin sind 55 000 Lehrer und 850 000 Kinder davon betroffen. Meine Schule arbeitet derzeit an einem Notfallplan und ich bin sehr gespannt was die kommenden Tage bringen werden. Ich halte euch auf dem Laufenden!
P.S.: Meine Bezahlung ist sichergestellt, da ich das Geld von Deutschland und nicht von Dänemark bekomme. Glück gehabt!



Sonntag, 24. März 2013
Kapitel 24: Besuch, Besuch! (4.-6. März)
Am Abend des 4. März durfte ich den nächsten Besuch aus meiner Heimat begrüßen: meinen Bruder Marcel und Verena. Juhuuu wie schön ist es doch, Besuch zu bekommen! Und wieder einmal die ganze Zeit Deutsch sprechen zu können, ist ja auch nicht schlecht. Mit im Gepäck hatte er eine riesen Ladung an Süßigkeiten und allerlei leckeren Dingen von meiner Oma, Opa und Mama. Ich denke, ich bin nun für den Rest der Zeit versorgt hihi :-)

Da es schon recht spät war, haben wir nur noch ein bisschen gequatscht und sind anschließend schlafen gegangen. Am nächsten Tag musste ich auch wieder arbeiten und so haben wir uns für Nachmittag in der Stadt verabredet. Die beiden wollten sich morgens schon einmal ein bisschen in Odense umsehen. Soweit zumindest der Plan! Als ich dann um viertel nach 1 um die Ecke gebogen bin, sehe ich Marcel und Verena direkt vor dem Haus. Na da sind sie aber nicht weitgekommen ;-)

Was aber auch nicht schlecht war, denn so konnten wir nun gemeinsam erst einen kleinen Spaziergang zum Fynske Landsby unternehmen und anschließend in die Stadt fahren. Klar, dass wir dort alle wichtigen Hans Christian Andersen Märchenfiguren ansteuern mussten. Im Froggy’s konnte ich beide von den superleckeren Smoothies überzeugen, die man aber leider viel zu schnell austrinkt. Nach einem kleinen sonnigen Spaziergang im Park war es auch schon wieder Zeit, um zum Abendessen zurück ins Dalum zu fahren. Vorher haben wir aber noch einen netten Musikanten in der Stadt angetroffen. Zu beachten ist die tolle Gitarre:



Direkt nach dem Abendessen lockte uns die Kneipe Christian4tale, in der ich auch schon mit Christian war. Zur Happy Hour ist das Bier auch bezahlbar, da es nur 4 anstatt 8€ kostet. Wir stellten dort außerdem fest, dass der Barkeeper perfekt deutsch spricht und das auch noch ohne Akzent. Aber irgendwie konnten wir ihm nicht so ganz glauben, dass das nur daher kommt, dass er als Kind immer deutsches Fernsehen geschaut hat. Das würde ja schon an ein Wunder grenzen… Egal, das Bier hat jedenfalls geschmeckt!

Am 6. März war dann aber leider schon wieder die Abreise angesagt. Auch wenn es nur sehr kurz war, so war es doch trotzdem schön, sich wieder einmal zu sehen. Als ich von der Schule heimgekommen bin, hieß es: Bis bald, wir sehen uns Ende Juni wieder! Ein gemeinsames Bild von uns dreien war leider nicht möglich, da Marcel immer die Augen zuhatte und wir nicht die Geduld der netten Fotografin überstrapazieren wollten ;-) Als Entschädigung also ein Bild von Marcel und Verena:




Dienstag, 19. März 2013
Kapitel 23: Blåvand (2. März)
Ja ich weiß, 2. März ist nun schon wieder etwas her… Aber die Ereignisse überhäufen sich und ich komme mit dem Schreiben gar nicht mehr hinterher! Nun aber zu meinem Ausflug nach Blåvand, einem zauberhaften Ferienort an der Westküste Dänemarks. Zusammen mit Ute, Róisín und Christiane, die kurz vorher als neue Comenius-Assistentin aus Deutschland in Brenderup (30 km von Odense) eingetroffen ist, habe ich mir dort die Nordseebrise um die Nase wehen lassen.

Ich kann verstehen, dass der 40 km lange Strand jedes Jahr unzählige Touristen anzieht, denn er ist wirklich traumhaft. Feiner Sand und wunderschöne Muscheln, die ich am liebsten alle mitgenommen hätte. Ich habe mich allerdings auf eine große beschränkt, da ich mit Sicherheit noch öfter zum Muschelsammeln komme. Es gibt hier außerdem noch einige Bunker des Atlantikwalls aus dem Zweiten Weltkrieg. Wer denkt, dass sie heute einfach nur grau und nutzlos rumstehen und den Strand versauen, liegt falsch. Sie wurden hübsch als Pferde getarnt! Nette Idee oder?







Es kam mir gar nicht wie eine ganze Stunde vor, die wir dort am Strand entlang spaziert sind. Aber letztendlich waren wir doch ziemlich durchgefroren, denn es war – wie auch nicht anders erwartet – mal wieder eisig. Von der Ferne haben wir einen Leuchtturm gesehen, den wir uns nun ansehen wollten: den Blåvandshuk Fyr. Er steht an Dänemarks westlichstem Punkt und ist schon über 100 Jahre alt. Er sollte vor dem Riff Horns Rev warnen, das man früher auch Teufelshorn nannte, da hier viele Schiffe auf Grund liefen oder untergingen. Da sich nun auch kurz die Sonne zeigte, wollten wir natürlich nach oben. Für die 39 Meter sind wir 170 Stufen hochgekraxelt und die Aussicht hat sich wirklich gelohnt.





Anschließend wollten wir noch einen Blick in die Läden im Dorf werfen, die wirklich hübsch sind. Das Dorf an sich hat übrigens nur 200 Einwohner und ist somit wirklich klein. Aber unzählige Ferienhäuser müssen den Ort im Sommer wohl wirklich sehr lebendig machen. Dass er besonders bei deutschen Urlaubern beliebt sein muss, zeigten uns die vielen deutschen Autos und die Tatsache, dass man so ziemlich alles sowohl in Dänisch als auch Deutsch lesen konnte. Das wiederum hat mir nicht ganz so gut gefallen, da das dänische Flair verloren geht. Aber der Süßigkeitenladen, wo wir auch etwas Heißes zum Aufwärmen bekommen haben, hat uns trotzdem sehr gut gefallen :-)






Kapitel 22: Velkommen tilbage – Willkommen zurück (18. März)
Der Aktualität halber möchte ich diesen Eintrag kurz vorziehen und euch erst später von meinem Ausflug nach Blåvand und dem Besuch meines Bruders erzählen. Ihr verzeiht mir bestimmt, dass es damit nicht mehr ganz chronologisch ist.

Aus persönlichen Gründen war ich noch während der Schulzeit eine Woche zuhause in Deutschland. Die Schule zeigte sich dabei sehr verständnisvoll und räumte mir diesen Freiraum ein. Als ich dann wieder zurück an die Schule kam, wurde ich sehr herzlich empfangen. Die Kinder aus meiner 1. Klasse stürzten auf mich zu, um mich lauthals zu begrüßen und zu umarmen. Du bist wieder da! Ich hab dich vermisst! Ihr könnt euch vorstellen, wie sehr ich mich da gefreut habe wieder zurück zu sein.

In der Klasse haben sie mir dann zusammen mit Birgitte eine Überraschung überreicht, mit der ich gar nicht gerechnet hätte. Jedes Kind hat mir vergangene Woche ein Bild gemalt und eine kurze Botschaft dazu geschrieben! Die gesammelten Bilder haben sie dann zu einem kleinen Heft zusammengebunden, so dass ich nun eine schöne Erinnerung habe. Ich war wahnsinnig gerührt und beim Durchblättern kamen mir die Tränen. Das beste Geschenk, das einem Lehrer gemacht werden kann, ist doch die Tatsache, dass man in seiner Abwesenheit von der Schule vermisst wird, oder nicht?

Hier seht ihr ein paar von den gemalten Bildern, die sie mir zusammen mit Pralinen überreicht haben:








Mittwoch, 6. März 2013
Kapitel 20: In der Hauptstadt Dänemarks (21.-24.2.)
Donnerstag haben Christian und ich uns ganz früh aufgemacht, um mit dem Zug nach Kopenhagen zu fahren. Nach knapp 1,5 Stunden sehr komfortabler Fahrt (so viel besser als mit der Deutschen Bahn) sind wir in der Hauptstadt Dänemarks angekommen. Strahlendblauer Himmel und Sonnenschein haben uns dort empfangen – was für ein ungewohnt schöner Anblick nach so langer Zeit!
Nachdem wir erst einmal unser Gepäck in unserem Hostel abgeladen hatten, sind wir direkt los in die Stadt gelaufen. Schließlich wollten wir vieles sehen und das war bei diesem Wetter wirklich perfekt. Zuerst wollten wir der Königin Dänemarks, Margrethe II. einen Besuch abstatten, denn sie hatte uns zum Tee eingeladen. Naja gut, leider nicht. Aber trotzdem wollten wir sehen, wo sie die meiste Zeit residiert! Durch die Fußgängerzone hindurch sind wir also zu Schloss Amalienborg geschlendert. Dabei sind wir zufällig auch an der Sehenswürdigkeit schlechthin vorbeigekommen: Nyhavn (= neuer Hafen). Wow, sieht das schön aus! Die vielen tollen Boote in Sonnenlicht getaucht und diese hübschen bunten Häuser im Hintergrund. Da lässt es sich doch leben, oder nicht?



Später sind wir hier auch noch einmal zurückgekommen, um einen heißen Chai Latte zu genießen. Ich weiß nicht, ob wir einfach Glück hatten, aber jedenfalls war das auch nicht teurer als in Odense. Aber jetzt erst einmal zu Schloss Amalienborg, das kann sich nämlich auch sehen lassen. Die Königin war gerade auch zu Hause, was uns die gehisste Flagge anzeigte. Da hätte sie uns ja eigentlich wirklich zu Tee und Kuchen einladen können. Oder eher zum Smørrebrød. Um uns kurz vom langen Fußmarsch zu erholen, ließen wir uns dort auf einer Treppe nieder. Fehler! Sofort wurden wir kurz aber bestimmt von der königlichen Wache wieder aufgescheucht. Na gut, ausgeruht wird also später… Wir haben uns erst die Marmorkirche angesehen, die sehr große Ähnlichkeit mit dem Petersdom hat und anschließend noch eine Ausstellung der königlichen Räume. Es waren Zimmer von Christian VIII. und Christian X. zu sehen, die auf Christian (ohne Zahl) und mich sehr überladen gewirkt haben. Entweder waren die Zimmer zu klein, oder die Gegenstände im Zimmer zu viel. Jedenfalls stand da wohl jemand sehr auf Pfeifen und Familienportraits!





Nach einem weiteren Spaziergang zu einer sehr schönen Kirche, deren Namen ich leider vergessen habe, sind wir weiter zu der Titelfigur meines Blogs gelaufen: den lille Havfrue. Dort saß sie also, die kleine Meerjungfrau aus Hans Christian Andersens Märchen und ließ sich – umringt von knipsenden Japanern – von der Sonne wärmen. Wie schön!





Anschließend haben wir uns dann mit schmerzenden Füßen und durchgefroren wieder auf den Rückweg in die Innenstadt gemacht. Nach einem Chai-Latte-Stop in Nyhavn:



In der Fußgängerzone hatten wir mittags schon einen Abercrombie & Fitch entdeckt. Ich konnte nicht Nein sagen und hab bei einem reduzierten Pullover, den ich bereits vor Weihnachten in London entdeckt hatte, zugeschlagen. Aber auch Christian ging nicht mit leeren Händen nach draußen. Nach Christians erster dänischen Rød Pølse (einer „roten Wurst“ mit Brötchen) am Rathaus (mittlerweile ist es schon dunkel geworden) haben wir uns abends dann wieder auf den Rückweg ins Hostel gemacht.



Am Freitag ging es schon um 8 Uhr los, da ich um 9 Uhr mein offizielles Comenius-Treffen hatte. Geplant war eigentlich, dass ich „ein Stück“ laufe und dann den Bus bis zum Treffpunkt nehme. Christian hat mich dann aber relativ bald darauf aufmerksam gemacht, dass ich ganz woanders bin, als ich auf dem Stadtplan gedacht hatte. Na toll, mit Kartenlesen hatte ich eigentlich noch keine Probleme… Jedenfalls habe ich mich dann von Christian verabschiedet, der den Vormittag in der Stadt mit Sightseeing verbringen wollte und bin dann wohl ca. 1,5km zu dieser Haltestelle gelaufen/gerannt, um gerade so einen Bus zu erwischen. Völlig kaputt dachte ich im Bus, dass jetzt aber nichts mehr schief laufen kann. Zu früh gefreut! Ungefähr drei Haltestellen später machte uns der Busfahrer darauf aufmerksam, dass er aufgrund einer Baustelle nicht weiterfahren könnte und wir deshalb alle aussteigen müssten. Na super! Also nochmal ca. 1,5km laufen. Es grenzt schon an ein Wunder, dass ich nur ca. 5 Minuten zu spät zum Treffen kam und ich nicht einmal die Letzte war.

Wir waren nur eine kleine Gruppe von Comenius-Assistenten bei diesem Treffen, da der Großteil schon am Treffen im vergangenen Oktober teilnehmen konnte. Die Veranstalter hatten erst einmal ein leckeres Frühstück für uns vorbereitet und dann haben wir über dänische Kultur, Besonderheiten der Dänen (Warum verhalten sie sich manchmal so, wie sie sich verhalten? Dazu muss ich wohl mal einen gesonderten Eintrag machen.) und dem Kulturschock gesprochen. Auch eine ehemalige Assistentin, die nun in Dänemark lebt, war zu Gast und hat von ihren Erfahrungen berichtet. Das gemeinsame Mittagessen war auch einmal etwas anderes. Wir sind gegenüber in die Kantine, haben uns die Teller vollgeladen und sind dann bei Minusgraden mit unseren dampfenden Tellern wieder über die Straße zurückmarschiert. Muss ein lustiges Bild abgegeben haben!

Am Nachmittag sind wir dann zusammen in das Nationalmuseum, wo eine Führung für uns organisiert wurde. Ab hier war auch Christian wieder mit von der Partie, was ich wirklich gut fand, da wir so keinen ganzen gemeinsamen Tag verloren haben. Wir wurden durch Dänemark des 20. Jahrhunderts geführt und hätten uns danach auch noch das gesamte Museum anschauen können. Wenn es denn nicht schon 5 Minuten später geschlossen hätte… Christian hatte Glück, da er sich das Museum vorher schon anschauen konnte.

Anschließend wurden wir von den Veranstaltern in ein nettes Restaurant geführt, wo uns ein 3-Gänge-Menü serviert wurde. Nun ja, was soll ich sagen. Meine Lamm-Abneigung hat sich wohl eher noch verstärkt. Tut mir leid, aber blutendes Lamm, das noch halb lebt, kann ich wirklich nicht essen! Christian musste für sich selbst zahlen und hat sich deshalb einen Burger bestellt, den ich nun am liebsten auf der Stelle in einem Stück verschlungen hätte. Zum Glück habe ich dann auch etwas abbekommen und er hat mein armes, meiner Meinung nach umsonst gestorbenes Lämmchen gegessen. Die Nachspeise war dafür aber göttlich! Mousse-au-chocolat mit Orangensahne, hmmmm…. Die hab ich mir auch nicht von meiner Sitznachbarin, die mir währenddessen von ihrer Zuckerdiät erzählt hat, verderben lassen ;-)

Den Samstag sind Christian und ich erst einmal etwas ruhiger angegangen und haben etwas länger geschlafen. Dann wollten wir aber Schloss Christiansborg besichtigen, wo seit 1918 das Dänische Parlament seinen Sitz hat. 1167 wurde an dieser Stelle die erste Burg gebaut und ihre Ruinen sind heute noch zu besichtigen. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde dann das Schloss errichtet, allerdings wurden die Dänen vom Pech verfolgt: das Schloss brannte ab, wurde wieder aufgebaut und brannte wieder ab. Das jetzige Schloss wurde 1928 vollendet und bleibt hoffentlich auch noch etwas länger stehen. Die Stallungen konnten wir auch besichtigen, wo wir die königlichen Pferde und Kutschen sehen konnten. Im letzten Jahr hatte die 72-jährige Königin Margrethe II. übrigens ihr 40. Thronjubiläum. Bisher habe ich die Dänen immer nur mit Hingabe von ihr sprechen hören und der Thronfolger Frederik und seine Frau Mary (hehe) werden geradezu verehrt. Mit etwa 82 Prozent Zustimmung in der Bevölkerung genießt das dänische Königshaus die höchste Zustimmungsrate für eine Monarchie in Europa.







Zum Abschluss wollten wir noch einen recht außergewöhnlichen Stadtteil Kopenhagens besichtigen: die Hippie-Siedlung Christiania. Als im Jahr 1971 die Kasernen dort geräumt wurden, wurden sie schon bald von sogenannten „Slumstormers“ besetzt und wenig später wurde der illegale Freistaat gegründet. Man wollte nach eigenen Vorstellungen leben und alle Räumungsversuche misslangen. Nach vielen Jahren Hin und Her wurde Christiana 1991 schließlich legalisiert. Aber heute ist der Regierung diese Siedlung ein Dorn im Auge und der Kampf „ums Überleben“ geht von vorne los. Möchte man Christiana betreten, gilt es einige Spielregeln zu befolgen: Keine Waffen, keine kugelsichere Kleidung, nicht rennen (da das Panik auslösen könnte), keine harten Drogen und kein Diebesgut. Und ganz wichtig: keine Fotos! Warum das? Nun ja, der Handel mit Hasch und Marihuana ist trotz allem eben illegal! Klar, dass man da auf beweisende Fotos nicht besonders scharf ist. Und tatsächlich gibt es hier eine „Green Zone“ in der diese Drogen ganz offen an den Mann gebracht werden. Und das inmitten des dänischen Volkes, das doch ansonsten immer ganz genau auf Regeln bedacht ist. Hier zwei Fotos, die ich zumindest von außen aufnehmen konnte:





Unseren letzten Abend haben wir dann dazu genutzt, gemeinsam Essen zu gehen. Die Zeit verging nun irgendwie doch wieder zu schnell. Aber so ist das eben bei allen schönen Dingen…