Donnerstag, 27. Juni 2013
Kapitel 49: Eine ereignisreiche letzte Woche


Das ist sie also. Die Gruppe von internationalen Studenten, die in meiner letzten Woche in Dänemark noch übrig geblieben war. Wir hatten wirklich ein tolles und erlebnisreiches Jahr miteinander verbracht.
Mittlerweile bin ich wieder gut in Deutschland angekommen. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Denn einerseits freue ich mich riesig meine Familie und Freunde wiederzusehen, doch andererseits sind mir meine Freunde in Dänemark richtig ans Herz gewachsen und es ist mir wirklich schwer gefallen, mich von ihnen zu verabschieden. Doch nun möchte ich euch noch von meiner letzten Woche in Odense berichten.

Bereits am Montag musste ich anfangen mich von einzelnen Klassen zu verabschieden. In der 3a hatte ich meine letzte Stunde, in der ich noch einmal Englischunterricht gehalten habe. Ich habe noch einmal die Stunde zum Thema Wetter gemacht, die ich in der Woche zuvor mit einer anderen 3. Klasse getestet hatte. Dieses Mal hat es sogar noch besser geklappt und ich hatte richtig Spaß. Am Ende musste ich mich jedoch verabschieden und jeder Schüler kam einzeln zu mir, um mich ein letztes Mal zu umarmen.
Mit den drei Klassen, in denen ich die meiste Zeit verbracht hatte, sind schöne Erinnerungsfotos entstanden:

Klasse 1b mit Birgitte


Klasse 3a



Klasse 3c mit Birgitte


Der Abschied von meiner ersten Klasse fiel erwartungsgemäß am schwersten. Wie gerne würde ich im nächsten Schuljahr oder in ein paar Jahren zurückkommen, um zu sehen, wie sie sich entwickelt haben. Ich konnte mich aus den Umarmungen nur sehr schwer wieder loseisen und die ein oder andere Träne konnte ich nur mit Mühe und Not zurückhalten. Als Erinnerung hat mir die Klasse eine Kuh bunt bemalt, die einen Ehrenplatz in meiner Wohnung finden wird (Foto folgt).

Am Donnerstag war dann mein letzter Schultag gekommen und die Schule hatte in der Pause eine kleine Feier für mich organisiert. Der stellvertretende Schulleiter hat kurz eine Ansprache gehalten und sich bei mir für die Zeit bedankt, um mir anschließend ein Geschenk zu überreichen. Und was ist das wohl? Wunder Wunder, ein Hans Christian Andersen Märchenbuch! Das passt ja nun auch mal wieder perfekt zu meinem Blogtitel. Als hätten sie das geahnt. Der Wälzer macht sich nun gut neben meiner deutschen Ausgabe im Bücherregal und wird mich noch lange an die tolle Zeit in der Schule erinnern. Anschließend hatte ich noch die Gelegenheit mit vielen der Lehrer ein bisschen zu reden und mich von allen zu verabschieden. Auch hier kann ich sagen, dass ich durchweg sehr nette Menschen kennengelernt habe, von denen ich im letzten halben Jahr auch viel lernen konnte.

In der letzten Woche meines Aufenthalts hatte ich ja außerdem auch noch Geburtstag. Am Tag selbst hatte ich mich mit Christiane in der Stadt verabredet, um ein bisschen shoppen zu gehen. Die letzten Kronen mussten schließlich noch verprasst werden! Allerdings war das Wetter ziemlich mies und es hat geregnet ohne Ende, sodass wir wirklich nur von Laden zu Laden hüpfen und es uns nicht bei einem Gläschen Wein am Wasser gemütlich machen konnten. Mein Abend war dann doch sehr ruhig, da alle meine Freunde für Prüfungen lernen mussten. So war ich am nächsten Abend mehr als überrascht, als ich an meinem Zimmer abgeholt und in ein Restaurant geführt wurde! Das war wirklich eine supertolle Geburtstagsüberraschung und wir haben einen wunderbaren Abend zusammen verbracht. Ich hatte sogar eine dänische Geburtstagsflagge auf dem Tisch, yeaaaah!!









An meinem letzten Tag in Dänemark stand dann das große Australien Football Match an, auf das schon wochenlang hingefiebert wurde. Denn Stéphane, Andrea und Benjamin spielten im Team der Odense Lions und wollten uns auf jeden Fall als Unterstützung dabei haben. So hab ich mich also mit Zsuzsanna, Frédéric und Christophe auf den Weg gemacht, um unsere Jungs spielen zu sehen. Einige werden sich jetzt vielleicht fragen, was Australien Football überhaupt ist. Im Prinzip ist es das Gleiche wie American Football (große Männer mit ner Menge an Körperschutz, die versuchen einen Ball hinter die gegnerische Linie zu bringen und sich dabei umreißen ohne Ende), nur ohne Schutzkleidung… Und ja, ich hatte wirklich Angst, dass einen der drei Franzosen etwas passieren könnte. Die Angst war auch nicht unbegründet wie sich später herausstellen sollte. Doch zuerst ein paar Bilder:

Beim Fußball nennt man das Anstoß, aber hier? Anwurf?


Und Schuss! Andrea


Stéphane (noch stehend, in der Mitte)


Kein Sport für Weicheier... Andrea


Odense Lions (Benjamin rechts außen, Andrea 3. von rechts, Stéphane leider schon im Krankenhaus...)


Christophe hatte derweil Blödsinn im Kopf


Und Zsuzsanna war auch guter Laune


Die Odense Lions hatten insgesamt drei Spiele gegen verschiedene Mannschaften zu spielen. Im zweiten Spiel sehe ich plötzlich Stéphane am Boden liegen. Ihm wird vom Platz geholfen und als er näher kommt, sehe ich seine Nase bluten ohne Ende. Die Nase ist quer rüber offen und mir wird bald schlecht vom Anblick. Seine einzige Sorge in diesem Moment ist: Bin ich jetzt hässlich? Im Krankenhaus wird unsere Vermutung dann auch bestätigt: die Nase ist gebrochen. Was ihn aber natürlich nicht davon abhält im nächsten Jahr in Frankreich weiterzuspielen.

Benjamin und Andrea überredeten mich abends dann noch dazu mit zu ihrem Abendessen und der Feier zu kommen, die die Teams veranstalteten. Da ich an meinem letzten Abend sicher nicht alleine in meinem Zimmer sitzen wollte, kam mir das gerade recht. Stéphane kam direkt aus dem Krankenhaus hierher, was ich schön fand, da er so ein bisschen abgelenkt werden konnte. Es hieß ja eigentlich, dass noch mehr Gäste kommen. Letztendlich war ich dann aber doch der einzige Gast, was bedeutet, dass ich die einzige Frau unter diesen ganzen muskelbepackten Footballspielern war. Glaubt mir, ich hatte mich auch schon einmal wohler gefühlt… Aber lustig war es dennoch, denn ich konnte nun einmal hautnah miterleben wie junge Dänen feiern. Sehr aufschlussreich sag ich euch. Nun wundert es mich gar nicht mehr, dass jedes Mal etwas zu Bruch geht. Als wir dort angekommen sind, hatten sie schon einiges an Bier „vernichtet“. Die Lasagne, die es zum Abendessen gab, wurde auch nicht serviert, sondern einfach auf den Tisch geschmissen, sodass man sich vor umherfliegenden Hackfleischstückchen in Acht nehmen musste. Während des Essens hatten die Dänen dann die grandiose Idee ein (Trink?)Lied zu singen. Sie stehen also alle auf, legen die Arme um die Schultern und fangen lauthals das Singen (vielmehr Gröhlen) an. Einer erklimmt dabei seinen Stuhl, um mit seinem Fuß im Rhythmus auf den Tisch stampfen zu können. Am Höhepunkt des Liedes geschieht was geschehen muss: er trifft seinen Teller und huuuui fliegen Lasagne und Salat in alle Richtungen. Was mich die Hände über den Kopf zusammenschlagen lässt, wird von den Dänen gar nicht wahrgenommen. Völlig unbeeindruckt von Hackfleischsoße und Nudelstückchen an Wand, Decke und Kleidung setzt sich die Mannschaft wieder hin und setzt das Essen fort. Na da wird eben noch das gegessen, was wieder auf den Teller zurückgeflogen ist. Ist doch nicht wild. Das Ganze war wirklich besser als Kino, super dass ich das noch miterleben konnte! Und somit hatte mein Dänemarkmärchen einen grandiosen Abschluss. Punkt.

Wie sagt man so schön: Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.



Dienstag, 11. Juni 2013
Kapitel 48: Die Zeit rennt
Das ist mir heute in der Schule so richtig bewusst geworden als ich einen Blick in meinen Terminplaner geworfen habe. Wie soll ich denn in meinen letzten Schultagen noch all das machen was ich mir vorgenommen hatte?

In der ersten Klasse sind wir gerade noch mit einem anderen Thema beschäftigt, auch wenn es eigentlich Zeit wäre mit meinem Buch zu beginnen, das die Schüler zum Jahresende gestalten sollen. Übermorgen werde ich dann aber erst einmal meine Heimat und meine Familie vorstellen und ganz viele Bilder mitbringen. Ein bisschen seltsam, dass ich das ganz am Ende mache, aber jetzt bin ich wenigstens in der Lage Dänisch zu sprechen und kann so auch selbst etwas zu den Bildern erzählen.

Birgitte kann auch jetzt noch nicht sprechen und so übernehme ich weiterhin den Unterricht. Heute hat eigentlich alles ganz gut geklappt und ich habe nach dem Englischunterricht positive Rückmeldung von Birgitte bekommen, was mich sehr gefreut hat. Allerdings merk ich, dass in diesen Stunden mein Gehirn ganz schön ackern muss. Die Kinder sagen etwas in Dänisch, ich wandle das in meinem Kopf in Deutsch und im nächsten Schritt wieder in Englisch um, um auf Englisch antworten zu können. Da qualmt der Kopf… Heute war auch mächtig viel zu tun und ich war nach der Schule ganz schön erledigt. Da ist es nicht gerade hilfreich, dass ich schon wieder neue Mitbewohner habe, die noch wesentlich lauter sind als die Letzten und mir somit schlaflose Nächte bescheren. Ich wünsche mir die Italiener wieder herbei… Dieses Mal kommen sie aus Island, um für einen Monat in Dänemark zu arbeiten. Da sie auch kein Interesse haben mit Nicht-Isländern zu sprechen, habe ich allerdings keine Ahnung was sie arbeiten. Sie sind auch nur in ihrer Gruppe und Bier trinkend anzutreffen. Jedenfalls ist mir letzte Nacht wirklich der Kragen geplatzt. Am Wochenende lass ich mir das ja vielleicht noch eingehen, aber muss das unter der Woche sein, wenn man am nächsten Tag arbeiten muss?! Es kann ja wohl nicht sein, dass die mitten in der Nacht (2 Uhr!) im Gang stehen und sich lauthals unterhalten, Türen schmeißen, von einem Stockwerk ins nächste rufen etc. Ich persönlich kann es gar nicht nachvollziehen wie man so wenig Rücksicht auf seine Mitbewohner nehmen kann. Ich werd ja nicht oft richtig sauer auf andere, aber ich kann es nun einmal gar nicht leiden, wenn mich jemand um meinen Schlaf bringt. Ein bisschen verschreckt haben sie mich dann schon angeguckt, aber ich werde nächste Nacht wohl sehen, ob es etwas gebracht hat.

Nun aber wieder zurück zum eigentlichen Thema: der Zeit. Es ist Wahnsinn wie schnell diese sechs Monate vorbei gegangen sind. Kurz bevor es los nach Odense ging hab ich mir folgende Frage gestellt: Warum machst du das eigentlich?? Aber Kneifen wollte ich auch nicht und so habe ich mich ins Ungewisse gestürzt. Und rückblickend kann ich sagen, dass ich keine einzige Sekunde bereue. Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten Schultag, als ich ganz allein vor allen Lehrern stand und mich vorstellen sollte. Und heute freue ich mich immer auf die Pausen, wo ich so viele freundliche Menschen sehen kann, die mich aufgenommen haben. Und dass die Zahl der Kinder, die mich morgens begrüßen und umarmen mit der Zeit nicht weniger sondern mehr geworden ist, zeigt mir, dass ich meine Sache doch wohl auch irgendwo richtig gemacht habe. Die Kids werde ich auch wirklich vermissen, das ist mir jetzt schon klar. Die Nervigen vielleicht nicht ganz so sehr… Haha, Scherz.

Meine Zeit in Dänemark habe ich bestens genutzt, denn ich habe die meisten Sachen, die ich unbedingt sehen wollte, auch wirklich gesehen. Und seit Sonntag kann ich einen weiteren Haken auf meiner To-Do-Liste verzeichnen: im Meer baden gehen. Ha, da schaut ihr! Ich muss ja niemandem verraten, dass die Wassertemperatur bei gerade mal 14 Grad war und mir beinahe alles abgefroren ist. Das Wichtige ist: ich hab es getan. Jetzt kann ich in wenigen Tagen beruhigt abreisen. Die Tage sind gezählt, aber ein bisschen Zeit ist nicht übrig!



Freitag, 7. Juni 2013
Kapitel 47: 0. Klasse und SFO
Wie schon angekündigt war ich heute in einer der 0. Klassen zu Besuch. Die Kinder sind in der 0. Klasse übrigens ca. 5-6 Jahre alt und dort werden unter anderem schon die Buchstaben gelernt, sodass in der 1. Klasse darauf aufgebaut werden kann. Peer hat mich den Kindern vorgestellt und erklärt, dass ich aus Deutschland und dort aus Bayern komme. Das hat bei den meisten Jungs erst einmal Freudenschreie ausgelöst: „Woaah Bayern! Fußball!!“ Haha das war ganz schön lustig. Als es dann los ging hatte sich auch sofort eine kleine Gruppe von Jungs um mich versammelt, die mich mit Fragen bombardiert haben: „Kommst du wirklich aus Bayern? Kennst du Bayern München? Und ehrlich: du kommst aus Bayern??“ Ganz schön lustig diese Sache. Auch wenn mich Fußball eigentlich nicht so riesig interessiert, FC Bayern hat seine Sache gut gemacht und das blieb auch in den anderen Ländern natürlich nicht unbemerkt. Da kann man schon ein bisschen stolz auf seine Heimat sein.

Mit einem kleinen Bollerwagen voller Eimer, Becher, Lupen, einem Tierführer zu Waldinsekten und einem Fußball haben wir uns auf den Weg zum Skovsøen, dem Waldsee, gemacht. Das ist der See an dem ich selbst oft spazieren gehe und an dem es auch superleckeres Eis gibt. Letzteres sollten wir den Kindern gegenüber aber lieber nicht erwähnen. Auf einer Lichtung oberhalb des Sees konnten die Kleinen sich austoben und hatten unter anderem die Möglichkeit mit Becherlupen Insekten einzusammeln. Mit voller Freude haben sie uns Erwachsenen auch immer gleich gezeigt, wenn sie etwas gefunden haben. Die Frage, ob das den Insekten ebenso viel Freude bereitet hat, bleibt allerdings offen.





Das Mädchen auf dem Bild hat übrigens eine leckere Mahlzeit aus Blättern, Holz und Erde "gekocht". Daran kann ich mich noch erinnern, das hab ich auch liebend gern gemacht!
Peer und ich wollten dann mit ein paar Kindern einen Spaziergang rund um den See herum machen. Ich hatte die Idee nach Entenbabys Ausschau zu halten, musste dann allerdings feststellen, dass das gar nicht so interessant für die Kids ist. Naja, mir haben sie trotzdem gefallen :-) Peer hat mir viel von seiner Arbeit erzählt und so habe ich zum Beispiel erfahren, dass er eine Zusatzqualifikation hat, um Gruppenzusammensetzungen zu analysieren. Bei Problemen im Sozialverhalten einer Gruppe wird er also zur Hilfe gerufen, was ich mir wirklich interessant vorstelle. Aber jetzt wieder zurück zu den Kindern, die hatten nämlich in der Zwischenzeit was viel Interessanteres gefunden. Direkt hinter dem See fließt der Odense å vorbei und dort gab es eine kleine Sandbank. Klar, dass dort sofort im Wasser gespielt, im Schlamm gebuddelt und Schlammkuchen gebacken wurde. Ich war beeindruckt wie schnell ein Kind dreckig werden kann. Ein falscher Schritt und schwuppsdiwupps liegt Mamas Liebling mit dem Gesicht voraus im Matsch. Na da wird sich Mama heute aber freuen, hihi.

Am Ende des Ausflugs wäre es eigentlich am besten gewesen, wenn man die Kinder am Haarschopf gepackt und einmal großzügig ins Wasser getunkt hätte. Aber so wurden dann eben nur Socken und Co. kurz ausgewaschen und zurück ging es mit nassen Schuhen. Heute war es zum Glück wirklich warm (ich habe das erste Mal in Dänemark in T-Shirt und kurzer Hose geschwitzt!) und so war das auch nicht weiter schlimm.

Nach der Mittagspause ging es dann für alle Kinder der 0. Klassen nach draußen in den kleinen Schulgarten, den ich heute das erste Mal so richtig gesehen habe. Dort hat es mir richtig gut gefallen, denn es gab einen großen Sandkasten, wo die Kinder buddeln konnten ohne Ende, ein Holzhäuschen, eine kleine Werkstatt und natürlich Bäume zum Klettern und viel Gebüsch zum Höhlenbauen und Verstecken. Mir ist ja schon einmal aufgefallen, dass die Kinder noch die Möglichkeit haben, sehr naturnah zu spielen. Wo wir uns vielleicht (übertrieben) Gedanken über mögliche Gefahren machen, wird hier ausdrücklich erwünscht in den Bäumen zu klettern.

Ich hab dem bunten Treiben erst ein bisschen zugesehen und dann auch mitgespielt und mir im Häuschen „Tee“ und „Smørrebrød“ servieren lassen. Ich weiß nur nicht, warum mich Letzteres verdächtig an ein Stück Holz mit Blättern erinnert hat ;-) Nach Schulschluss sind dann auch noch die älteren Schüler von Klasse 1 bis ca. 3 dazu gekommen. Das Highlight des Tages: Snobrød (bei uns nennt man das Stockbrot) an der Feuerstelle im Schulgarten.




Mittwoch, 5. Juni 2013
Kapitel 46: Erfahrungen
Da Birgitte diese Woche ganz zu Hause geblieben ist, wurde ich wieder gebeten, ihren Unterricht zu übernehmen. Mir wird da schon ganz unwohl dabei, weil das nicht Teil von Comenius ist und mir es eigentlich auch nicht erlaubt ist. Nun ja, für den Montag konnte ich nichts mehr ändern, da ich bereits vor vollendete Tatsachen gestellt wurde. So bin ich also montags in die 1. Klasse marschiert und habe den Kids mitgeteilt, dass sie heute nur mich hätten. Wir fangen an, ich stelle neue Bücher zur Verfügung und die Kinder lesen selbstständig entweder allein oder zu zweit. Klappt. Nach 15 Minuten ist die erste Konzentration aber natürlich vorüber und wir machen ein bisschen Gymnastik: auf der Stelle laufen, hüpfen, Arme kreisen, Hampelmann. Klappt. Dann wollte ich mit ihnen den neuen Text im Lesebuch lesen (fand ich nicht optimal, da vorher schon gelesen wurde, aber das wurde mir so aufgetragen). Klappt schon nicht mehr so gut. Und die Arbeit danach wird zur reinen Katastrophe. Die meisten passen nicht auf, sind laut, Emma und Darin streiten sich sogar und verlassen Tür schlagend das Klassenzimmer. Ich hinterher. Den Grund des Streits kann ich nicht verstehen, aber immerhin kann ich sie dazu bringen, sich wieder einigermaßen zu beruhigen. Auch wenn sie sich weigern, noch einmal nebeneinander zu sitzen. Alexander fällt währenddessen mal wieder ein, dass er doch auf seinen Stuhl steigen und Lärm machen könnte. An normalen Unterricht ist mittlerweile schon gar nicht mehr zu denken. Die Arbeitsblätter, für die ich morgens noch extra früh aufgestanden war, um sie anfertigen zu können, sind somit auch umsonst. Kurz nach 11 ist an der Schule für die Kleinen immer gemeinsame Essenspause im Klassenzimmer. Bis dahin konnte ich alle wieder halbwegs unter einen Hut bringen und ich kann zwei der Kinder losschicken, um das Essen für alle zu holen. Klappt wieder. Während die Kinder mit Kauen beschäftigt sind, ist es auch endlich wieder so ruhig (es lebe die gefräßige Stille!), dass wir eine Erzählrunde machen können. Vorher gibt es natürlich erst noch einen Streit über die Reihenfolge, den ich glücklicherweise noch rechtzeitig beseitigen kann. Danach ist es dann zum Glück auch schon bald Zeit zum Zusammenpacken und Aufräumen, da die Kinder um halb 12 nach Hause können. Ein Ausatmen meinerseits. Und innerlich schreie ich: bitte nie eine 1. Klasse, Hilfeee!! Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wieviele Nerven mich diese 60 Minuten gekostet haben.

Was das letzte Mal ganz gut geklappt hat, ist dieses Mal völlig daneben gegangen. Klar lernt man vor allem auch aus schlechten Erfahrungen, aber ich hatte wirklich keine Lust, das am nächsten Tag noch einmal wiederholen zu müssen. Deshalb habe ich im Sekretariat Bescheid gegeben, dass sie eine Vertretungslehrerin organisieren sollen, die – im Gegensatz zu mir – schließlich auch dafür bezahlt wird.

In der letzten Schulstunde sollte ich eigentlich eine Englischstunde in der 3a halten. Auch hierfür bin ich extra früh aufgestanden, um noch alle Materialien drucken, kopieren und ausschneiden zu können. Ich dachte mir, dass das eine wirklich gute Stunde zum Thema „Weather“ werden könnte. Doch falsch gedacht, denn es kommt gar nicht so weit! Als ich in das Klassenzimmer komme, steht eine Vertretungslehrerin vor mir, die mit einer anderen Aufgabe für die Klasse beauftragt wurde. Interessant… Und natürlich frustrierend, da ich umsonst mein halbes Wochenende für die Vorbereitung geopfert habe.

Am nächsten Schultag stand für mich wieder die Vertretung von Birgitte an. Doch dieses Mal in der 3b und nicht mehr in der 1. Klasse. Mir wird am Tag zuvor noch mitgeteilt, dass ich mit der Klasse in dieser Stunde zu einem Sportfest gehen soll, mir aber noch Näheres gesagt wird. Ihr könnt es euch denken: niemand hat mir Näheres gesagt. Nun ja, so hab ich mich dienstags einfach selbst durchgefragt und herausgefunden, dass das Sportfest erst um 10 beginnt und nicht um 9.10 Uhr, wie es mir zuerst gesagt wurde. Was also bedeutete, dass ich noch ca. 45 Minuten Unterricht mit der Klasse hatte. Wie jetzt?!

An diesem Tag habe ich wirklich gelernt, wie wichtig Spontaneität für einen Lehrer ist. Glücklicherweise hatte ich meine Materialien vom Vortag (die ich da ja nicht nutzen konnte!) in der Tasche. Ich habe mit der Frage „What is the weather like today?“ begonnen und dann meine Sonnenbrille hervorgezogen und aufgesetzt, da es „sunny“ war. Die Kinder fanden das ziemlich lustig, da es wahrscheinlich auch mal etwas anderes für sie war. Ich bin es aus Deutschland gewohnt einen interessanten Einstieg in den Unterricht finden zu müssen. In Dänemark lief das in der Schule bisher so ab: Schlagt eure Bücher auf Seite xy auf. Und das war’s dann.

Wie auch immer, nachdem ich die wichtigsten Wetterbegriffe mit Hilfe von Regenschirm, Mütze, Handschuhe und Co. eingeführt hatte, mussten die Kinder Bildkärtchen ziehen und den anderen sagen, wie „ihr“ Wetter ist. Danach gab es noch ein Bewegungsspiel, in dem Frage und Antwort (What is the weather like? – It is sunny/cloudy etc.“) geübt wurden. Es hat wirklich alles super geklappt und ich fühle mich um eine positive Unterrichtserfahrung bereichert. Ich muss aber auch dazu sagen, dass das wirklich eine sehr liebe Klasse ist. Aufmerksam, ruhig und arbeitet gut. So wünsche ich mir meine erste eigene Klasse in Deutschland!

Schließlich war es dann auch Zeit los zum Sportfest zu gehen. Die dritten, vierten und fünften Klassen haben dort ein Volleyballturnier veranstaltet wohingegen die älteren Jahrgangsstufen Fußball, Baseball und Rugby gespielt haben. Nachdem ich meine Klasse abgeliefert hatte, konnte ich mich überall ein bisschen umsehen und es war wirklich interessant. Vor allem Rugby habe ich an deutschen Schulen ja bisher noch nicht gesehen.

Da hatte ich dann auch noch einmal die Gelegenheit mit Peer zu sprechen, einem Pädagogen der in der 0. Klasse und der Nachmittagsbetreuung arbeitet. Er hatte mich vor einigen Wochen dazu eingeladen, mal bei ihnen vorbeizuschauen und das wollte ich unbedingt noch in Anspruch nehmen bevor ich gehen muss. Ich gehe diesen Freitag also ausnahmsweise mal in die Schule, um mit der 0. Klasse auf einen kleinen Ausflug zu gehen. Dazu dann bald mehr!

Am Montag war ich ehrlich gesagt ziemlich deprimiert, da der Tag so schlecht gelaufen ist. Ich war Dienstag deshalb wirklich froh, dass ich die Englischstunde halten konnte und somit auch ein Erfolgserlebnis hatte. Das hat mich wieder ein bisschen aus meinem kleinen Loch geholt, in das ich zwischenzeitlich mal gefallen war. Freitags mussten wir uns nämlich von Laura und Miguel verabschieden, die nun wieder zurück nach Mallorca mussten. Die beiden sind mir in den letzten Monaten wirklich ans Herz gewachsen und so ist natürlich die ein oder andere Träne geflossen. Am selben Tag musste ich dann auch noch Ute verabschieden, denn auch für sie ging die Comeniuszeit nun zu Ende. Drei Abschiede an einem Tag sind definitiv zu viel! Die Nächste auf der Liste bin dann übrigens auch schon ich. Aber ich bin froh über die Zeit, die wir gemeinsam verbringen konnten und es ist wunderbar, so viele neue und auch unterschiedliche Menschen kennengelernt zu haben. Das Bild hier haben wir noch extra zur Erinnerung geschossen, bevor Laura und Miguel gehen mussten:



Hintere Reihe: Frédéric, Benjamin, Damien, Christophe, Alexandre (alle aus Frankreich) und Anu (aus Sri Lanka)

Vordere Reihe: Stéphane (Frankreich), Miguel und Laura (Spanien), Andrea (Frankreich), Ich (wer es nicht eh schon geahnt hat: aus Deutschland) und Zsuzsanna (Ungarn).



Dienstag, 4. Juni 2013
Kapitel 45: Schulprojekte
Endlich habe ich einmal die Zeit euch von meinen Schulprojekten zu berichten. Das Englischprojekt zum Thema „Animals“ konnten wir letzten Dienstag abschließen. Ich muss dazu sagen, dass Birgitte noch immer keine Stimme hat und ich den Abschluss des Projektes somit selbst in die Hand nehmen musste. Die Kinder hatten am Anfang der Stunde noch Zeit ihren Plakaten den letzten Schliff zu verleihen und dann ging es los. Jede Gruppe sollte ihren Kontinent mit den jeweiligen Tieren vor der Klasse präsentieren. Ihr müsst bedenken, dass es eine dritte Klasse ist und ihr erstes Jahr Englisch. So habe ich ihnen einfache Sätze erklärt, die sie benutzen sollten. Wie zum Beispiel „This is a (lion). It lives in (Africa).“ Lernstärkere Kinder haben darüber hinaus noch mehr über die Tiere erzählen können. Welche Farbe sie haben, was sie essen, was an ihnen besonders ist usw. Manche Kinder haben mich da ganz schön vom Hocker gehauen, da ihre Englischkenntnisse schon viel besser sind, als man eigentlich erwarten könnte. Es hat mir nur wieder mal allzu deutlich vor Augen geführt wie groß Leistungsunterschiede innerhalb einer Klasse sein können.

Insgesamt war ich mit den Ergebnissen sehr zufrieden, da die Kinder wirklich selbständig gearbeitet und recherchiert haben, was ich für dieses Alter super finde. Da macht es sich bezahlt, dass sie schon ab der 1. Klasse lernen, wie man mit PC, Internet und Co. umgeht. Natürlich nehmen Projekte einige Zeit in Anspruch, aber ich bin immer noch der Meinung, dass die Schüler dabei sehr viel lernen können. Es kamen außerdem durchaus sehenswerte Plakate zustande, die ich euch gerne zeigen würde. Da mich meine Kamera aber ja in Stich gelassen hat, müsst ihr leider noch ein bisschen warten…

Auch mein Deutschprojekt „Auf Tour durch Süddeutschland“ in der 8. Klasse kam zu einem Abschluss. Letzten Mittwoch haben die Gruppen in jeweils ca. 10 Minuten ihre jeweilige Stadt mit Hilfe einer Powerpoint-Präsentation vorgestellt. So haben wir bisher schon etwas über Karlsruhe, München, Stuttgart, Freiburg im Breisgau und Augsburg erfahren. Nürnberg folgt dann noch diesen Donnerstag. Auch hier kann ich sagen, dass gut recherchiert wurde und vor allem der Redeanteil groß war, was mein Ziel war. Die Schüler sollten so viel Deutsch wie möglich sprechen und das haben sie gut hingekriegt. Klar waren einige Fehler in der Präsentation zu finden, aber es war immer so, dass ich als Muttersprachler es verstehen konnte. Na gut, jedenfalls fast immer. Aber von jemandem, der im zweiten Jahr Deutsch lernt, kann man ja auch nicht erwarten, dass alles perfekt ist.

Aber es gibt doch etwas, woran ich mich in Dänemark bisher nicht so recht gewöhnen konnte. Gruppe „Stuttgart“ ist an der Reihe und stellt ihre Arbeit der letzten Tage vor. Plötzlich erscheint eine leere Folie und alle schauen erwartungsvoll zu K. Ihre Reaktion daraufhin: „Ich hab meinen Teil zu Hause vergessen“. Ich bin erst einmal verdutzt, da sie vorher nichts gesagt hatte und schätze fast, dass sie ihren Part einfach nicht gemacht hat. Normalerweise würde man das als Lehrer nicht einfach so hinnehmen, aber hier in Dänemark ist das ein bisschen anders. Und so erklärt mir die Lehrerin, dass das zwar nicht gut sei, man es aber trotzdem ohne „Strafe“ durchgehen lassen würde. Hm, da muss ich erst einmal schlucken.

Woran ich mich noch gewöhnen muss: die Schüler stehen nicht mehr mit Zettel oder Kärtchen vor der Klasse, wie ich es noch selbst in der Schule gemacht habe, sondern mit ihren Laptops, Tablets oder Smartphones… Langsam muss ich mir wohl die Frage stellen, ob ich alt werde. Ihr müsst aber zugeben, dass das nicht so wahnsinnig bequem aussieht, oder?



Fazit: zwei Projekte gingen erfolgreich zu Ende und auch meine Zeit hier in Dänemark nähert sich dem Ende zu. Bisher konnte ich einen guten Einblick in das dänische Schulsystem erhalten und auch viele Erfahrungen sammeln, die mir sicher für meine eigene Zeit als Referendar und Lehrer helfen werden. Doch auch in den letzten drei Schulwochen steht noch einiges auf dem Programm und ich werde euch wieder berichten!



Samstag, 1. Juni 2013
Kapitel 44: Egeskov Slot (27. Mai)
Das Egeskov Schloss wollte ich mir die ganze Zeit schon unbedingt ansehen. Am Montag hat es dann auch endlich geklappt, als wir unseren nächsten Comenius-Ausflug dorthin planten. Wir und unsere Mentoren haben für diesen Tag schulfrei bekommen und so konnten wir schon früh starten. Gut, dass wir es noch vor Utes Abreise geschafft haben. So waren wir insgesamt noch fünf Assistentinnen und Miguel war auch wieder mit von der Partie. Das Schloss ist wirklich so schön anzusehen und steht dort wie ein Märchenschloss im Wasser.











Auf dem Gelände könnte man wahrscheinlich den ganzen Tag verbringen, da es jede Menge zu bieten hat. Als erstes sind wir über Hängebrücken von Baumwipfel zu Baumwipfel marschiert, um uns dann als nächstes durch ein Labyrinth zu schlagen. Wobei sich unsere Gruppe nicht wirklich durchschlagen musste, da wir gleich den richtigen Weg gefunden hatten. Laura, Miguel und Zsuzsanna hatten da nicht ganz so viel Glück und haben irgendwann mehr oder weniger verzweifelt aufgegeben ;-)



Die ganzen Auto- und Motorräderausstellungen haben mich persönlich an diesem Tag nicht so interessiert und so bin ich lieber etwas schneller durchgelaufen, um dann Segway fahren zu können. Jaaa, Segway!! Das wollte ich schon immer mal ausprobieren! Nur Ute, Roisin und ich haben uns auf das Gefährt getraut und nach einer kleinen Einweisung ging es los. Als Ritter gekleidet mussten wir Hindernisse überwinden und Gegenstände mit unserem Schwert treffen. Nach bestandener Prüfung wurden wir anschließend auch noch zum Ritter auf Egeskov geschlagen. Ha, das hättet ihr wohl nicht gedacht, dass ich als Ritter nach Hause komme!



Natürlich konnte man auch das Schloss an sich besichtigen und es ist auch von innen hübsch anzusehen:



Direkt unter dem Dach haben wir uns dann erst einmal ein bisschen gewundert, warum da ein kleines schlafendes Holzmännchen unter dem Gebälk liegt. Entfernt man dieses Männchen jedoch, so soll - der Legende nach - das Schloss in der Weihnachtsnacht in sich zusammen stürzen. Das schreit ja gerade danach, das mal auszuprobieren... Naja, nach so langer Gastfreundschaft wollte ich auch nicht gemein zu den Dänen sein und hab es schweren Herzens liegen lassen.

Insgesamt haben wir fünf Stunden auf dem Schlossgelände verbracht und haben trotzdem nicht alles gesehen. Trotzdem sind wir dann weiter, da wir noch nach Svendborg wollten. Dort haben wir uns für eine Stunde aufgeteilt, da jeder etwas anderes machen wollte. Da ein H&M wohl in jeder Stadt und in jedem Land gleich aussieht, haben Ute und ich uns dazu entschieden, lieber einen Spaziergang zum Hafen zu unternehmen. Und das war auch wirklich gut, da wir uns dort in hübscher Umgebung ein bisschen ausruhen konnten.





Zum Abschluss des Ausflugs sind wir abends zusammen Essen gegangen und ich habe das erste Mal das dänische Fischgericht schlechthin probiert: Stjerneskud. Übersetzt heißt das „Sternschnuppe“, aber fragt mich bloß nicht warum, denn mit einer Sternschnuppe hat das meiner Meinung nach nun wirklich nichts zu tun. Das Gericht besteht aus gebackener und ungebackener Scholle, Lachs und Krebsen. Es wird auf getoastetem Weißbrot serviert und mit Salat, Spargel, Kaviar und Zitrone garniert. Hmmm, das war gut!



P.S.: Birgitte war an diesem Tag übrigens recht lustig. Als sie morgens ankam, gab sie uns gleich zu verstehen, dass sie Halsschmerzen hat und nicht sprechen kann. Das hat sie aber natürlich nicht davon abgehalten, mit uns zu "sprechen". Nämlich indem sie alles auf einen Block geschrieben und entweder rumgezeigt oder hat vorlesen lassen. Der Hit des Tages!

P.P.S.: Meinen Modultest in Dänisch habe ich übrigens bestanden wuhu!! Somit steige ich ins dritte Modul auf und kann ab nächster Woche in einem neuen Kurs beginnen. Und das alles in nur 5 Monaten in Dänemark, das nenne ich doch mal einen kleinen Erfolg :-)



Kapitel 43: Schweden (24.-26. Mai)
Ja ihr lest richtig, mich hat es nach Schweden gezogen. Dieses Mal hat mich Andrea begleitet und so musste ich nicht alleine reisen. Freitag nach dem Mittagessen haben wir uns in den Zug gesetzt und nach nur 2,5 Stunden und zwei Fahrten über das Meer sind wir an unserem Zielort angekommen: Malmö. Bevor ich weitererzähle, erst noch eine kleine Anmerkung. Vor kurzem musste ich feststellen, dass meine geliebte Kamera auf allen Bildern einen schwarzen Fleck macht. Als ich das in einem Laden hab checken lassen, hat mir der Verkäufer gleich zu Verstehen gegeben, dass das keine Hoffnung mehr hat. Da ich zum Glück noch zwei Wochen (!) Garantie habe, hab ich meine Kamera natürlich schleunigst nach Deutschland zurückgeschickt. Ich hoffe sehr, dass das jetzt gemacht werden kann, aber trotzdem ist es natürlich recht ärgerlich. Zum Glück hat Andrea auch eine recht gute Kamera und so müsst ihr heute nicht auf Bilder verzichten. Nun aber zu Malmö!

Malmö ist mit 300 000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Schwedens und hat eine bunte Mischung aus historischer Altstadt und Moderne zu bieten. So sind wir zum Beispiel bereits am Bahnhof von der modernen Architektur beeindruckt und davon, wie sauber und neu alles ist. Dieser Eindruck zieht sich durch die ganze Stadt hindurch. Gleich zu Beginn ein paar Aufnahmen der Stadt:







Ich denke mal ihr habt gemerkt, dass das die Altstadt und deshalb natürlich nicht modern ist. Zuerst haben wir einen Abstecher in die Touristeninformation (ich muss hier immer wieder an unserer verzweifelten Suche in Aarhus zurückdenken hihi) gemacht, wo wir nach eventuellen Veranstaltungen am Wochenende in der Stadt gefragt haben. Die nette Dame wollte uns gleich Freitickets für eine Oper schenken, aber mit Turnschuhen und Jeans wären wir wahrscheinlich nicht ganz so passend gekleidet gewesen.

Danach sind wir ein bisschen durch die Fußgängerzone geschlendert, haben auf einem kleinen Markt Erdbeeren gekauft und uns einen ersten Überblick verschafft, bevor wir zum Hostel „Rut och Ragnars Vandrarhem“ weiter sind. Der erste Eindruck war… gewöhnungsbedürftig. Ein älterer Herr, der eine Dusche dringend mal wieder nötig gehabt hätte, öffnete uns mit einem Sandwich in der Hand die Tür. Unsere Namen mussten wir auf der Reservierungsliste selbst suchen, was gar nicht so einfach war. Ich vermute fast, dass der gute Herr Analphabet war. Nun ja, nachdem wir bezahlt hatten (er uns aber nicht sofort das Restgeld zurückgeben konnte), hat er uns zu unserem Schlafsaal geführt. Viel mag ich dazu jetzt gar nicht sagen, nur das: nie wieder ein 20-Betten-Schlafsaal! Auf zwielichtige Gestalten, haarige Bierbäuche alter Männer, Schnarchkonzerte, und schlaflose Nächte mit einer Mischung aus Platzangst und einer Urkomik zum Schreien kann ich in Zukunft gerne verzichten. Na, Andrea und ich hatten im Nachhinein immerhin viel zu lachen, diese Erfahrung war es also zumindest wert.

Nachdem wir unsere Betten bezogen hatten, haben wir uns zu Fuß wieder auf den Weg in die Innenstadt gemacht. Die Lage des Hostels war dazu recht gut geeignet, denn es war nur 2km entfernt. In der Altstadt Malmös sind viele alte Fachwerkhäuser erhalten. Vor allem der Lilla Torg (kleiner Markt) aus dem Jahr 1591 ist sehr beliebt. Rund um den Platz sind Restaurants, Bars und Clubs zu finden.







Dementsprechend blüht das Leben hier auch richtig auf und es war sehr viel los. Insgesamt ist mir aufgefallen, dass viele junge Leute unterwegs sind und an jedem Eckchen eine Party zu finden ist. Es war aber leider unmöglich ein Restaurant mit typisch schwedischem Essen zu finden, das einigermaßen bezahlbar ist. Deshalb haben wir am ersten Abend im Jensen’s Bøfhus gegessen, das in Skandinavien sehr bekannt ist und ich auch in Odense schon getestet hatte. Es wurde nun schon recht spät, aber trotzdem wollten wir uns nach dem Essen ein recht neues Wahrzeichen der Stadt anschauen, den Turning Torso. Mit 190m ist es das höchste Gebäude in Nordeuropa und sieht ganz wunderbar aus. Bis zur Spitze hin ist die Fassade nämlich um 90° gewendelt. Hier ein Foto bei Tageslicht:



Da wir jetzt doch ein ganzes Stück vom Hostel entfernt waren, hatten wir beschlossen, mit dem Bus zurückzufahren. Das ist in Malmö allerdings gar nicht so einfach, da man nur noch mit speziellen Buskarten und nicht mit Bargeld zahlen kann. Auf meine Frage, wo man diese Karten bekommen kann, zeigte der Busfahrer auf den Bahnhof und meinte aber gleich, dass der jetzt geschlossen hätte. Super, ich hab uns schon kilometerweit durch die Nacht marschieren sehen. Die Verzweiflung war mir anscheinend ins Gesicht geschrieben, denn dann hat sich echte schwedische Freundlichkeit gezeigt: wir durften kostenlos mitfahren! Überhaupt war ich positiv beeindruckt davon, wie freundlich alle Menschen hier sind. Da wird man auf der Straße angesprochen, ob man vielleicht Hilfe braucht (das ist uns mehrmals passiert), oder hier und da sind ein paar Menschen einfach an einem netten Gespräch interessiert. Wow, das ist ein kleiner aber bedeutender Unterschied zu Dänemark.

Am nächsten Tag war unser erstes Ziel die Malmö Schokoladenfabrik. Die Fabrik selbst kann man sich leider nicht ansehen, aber dafür gibt es einen Shop mit Minimuseum. Dort gibt es allerhand leckere Sachen, jedoch hatte ich mir ein bisschen mehr davon erhofft. Andrea anscheinend auch, da er die Verkäuferin nach dem Museum fragte und gar nicht merkte, dass er bereits mittendrin stand ;-) Die alte Apotheke (gegründet im Jahr 1571) hat da schon mehr hergegeben:



Das Form/Design Center in einem Hinterhof des Lilla Torgs war auch sehr interessant. Schweden hat noch deutlich mehr zu bieten als IKEA und Malmö scheint da noch einmal besonders ausgefallen zu sein. Trotzdem sind Möbel und Dekorationen des gewissen schwedischen Herstellers natürlich auffallend oft in Restaurants und Co. zu finden. Anschließend haben uns die Cafés auf dem Lilla Torg gelockt, da es dort einfach wunderbare Sachen gab. In einer Cheesecake Company haben wir uns also Smoothies und den besten Käsekuchen meines Lebens gegönnt. Mit Erdbeeren, Himbeeren und weißer Schokolade hmmmm…





Den größten Teil des Nachmittags haben wir im Malmöhus verbracht, einer alten Burganlage aus dem 16. Jahrhundert. Zuerst hatten wir überlegt, ob wir uns wirklich das Museum anschauen sollen, aber für umgerechnet 2,30€ konnte man ja nicht viel falsch machen. Und im Nachhinein war ich wirklich froh, dass wir das gemacht haben, denn es gab so viel zu sehen! Ich weiß gar nicht warum das so billig war. Es gab eine Ausstellung mit alten Möbeln, Gemälden, Porzellan und Co., aber auch ein Naturkundemuseum, das die heimischen Tiere zeigte. Das Obergeschoss beherbergt wechselnde Kunstausstellungen. Diese war zwar etwas gewöhnungsbedürftig, aber auch sehr aufschlussreich. Eindeutiger kann man den noch heute andauernden Streit zwischen Dänemark und Schweden wohl nicht darstellen:





Letzters war übrigens ein großer Bildschirm mit LED-Lichtern. Die Flamme hat sich dann schön von unten nach oben durchgebrannt. Nett! Das meiste der Kunst war allerdings typisch „modern“ und hat sich meinem Verständnis entzogen. Wir haben uns vielleicht gerade deshalb köstlich amüsiert und konnten es nicht lassen, selbst ein bisschen rumzublödeln. Es hat ja auch niemand geschaut…





Doch das Museum hatte noch mehr zu bieten: ein Aquarium und Nachtgehege für nachtaktive Tiere. Die Fledermäuse haben mich persönlich nicht so angesprochen, denn die flattern einfach zu schnell durch die Gegend. Ich wusste aber gar nicht, dass ein Wickelbär so lustig aussieht mit seinen riesigen Augen. Ungefähr wie ein Hund, der mit seinen tränennassen Augen um ein Würstchen bettelt. Ich konnte es aber leider nicht mitnehmen, mein Rucksack war schon zu voll. Um 17 Uhr wurden wir dann hinausbefördert, da das Museum schließen wollte.

Wir haben uns dann in Richtung Stadtstrand begeben, von wo aus man wieder einen tollen Blick auf den Turning Torso und auch der Storebæltsbrücke, die über das Meer nach Kopenhagen führt, hatte. Schweden ist bisher übrigens das erste Land, in dem ich extra Spielplätze für Hunde gesehen habe. Mitten in der Stadt kann man eingezäunte Plätze finden, auf denen man seinen Hund mit anderen spielen und rennen lassen kann. Und dort am Meer gab es einen riesigen Wiesenbereich auf denen der große haarige Liebling oder das kleine Monster nach Herzenslust toben kann. Zuerst hatten wir versucht ein gemeinsames Foto mit dem Selbstauslöser zu schießen. Da uns ein grunzendes Ungetüm von Mops (hatte ich schon gesagt, dass ich die nicht leiden kann?) allerdings einen Strich durch die Rechnung gemacht und während der Wartezeit die Kamera umgeworfen hat, haben wir doch lieber ein paar Touristen um Hilfe gefragt. Das Ergebnis kann sich dann schon eher sehen lassen:







Auf dem Rückweg zum Hostel haben wir laute Musik gehört, die aus dem Folkets Park kam. Neugierig geworden haben wir dort kurz vorbeigeschaut und einen kostenlosen Auftritt einer Studentenband gesehen. Die Musik war wirklich nicht schlecht und hat ein bisschen wie Beatsteaks geklungen. Der Park an sich war bei Nacht außerdem auch hübsch anzusehen:



Anschließend haben wir noch einen hübschen Biergarten entdeckt und ich habe mich direkt wie in Deutschland gefühlt. Ich freue mich schon richtig im Sommer wieder einmal ein richtig gutes Bamberger Bier auf einem Keller zu trinken… Am Sonntag haben wir erst einmal ein bisschen länger geschlafen und haben uns dann nach dem Frühstück gegen 11 Uhr in Richtung Bahnhof begeben, von wo aus wir zu „Emporia“, dem größten Einkaufszentrum Skandinaviens, fahren wollten. Es wurde erst im Oktober 2012 fertiggestellt, hat ca. 200 Shops und hat stolze 231 Millionen gekostet. Wow, die Architektur ist außerdem ganz schön beeindruckend. Aber seht selbst:





Mit einer Dachterrasse ist Emporia außerdem auch noch ausgestattet. Von dort kann man den Ausblick über Malmö genießen, sowie Turning Torso und Storebæltsbrücke sehen. So beeindruckt von allem haben wir uns gleich dazu hinreißen lassen, drei paar Schuhe zu kaufen. Das Angebot war aber auch zu gut, da man ein Paar kostenlos bekommen konnte…

Am Nachmittag sind wir dann noch weiter nach Lund gefahren, einer Universitätsstadt nördlich von Malmö. Das gute Wetter hatte uns in der Zwischenzeit allerdings verlassen und so wollten wir nicht allzu viel Zeit im Freien verbringen. Wir haben eine wunderschöne Kirche gesehen, viele alte Backsteinhäuser und den Dom. Im Dom probte gerade ein Chor, was sich wirklich unglaublich toll angehört hat.





Bevor wir wieder in den Zug gestiegen und zurück nach Odense gedüst sind, haben wir noch unsere letzten schwedischen Kronen in einem Café verprasst. Dank Studentenstadt waren die Preise hier auch schon wieder deutlich angenehmer als in Malmö. Und somit hat sich ein schönes Wochenende und mein erster Ausflug nach Schweden auch schon wieder dem Ende zugeneigt.

Ach ja, noch eine kleine Anekdote: in Malmö hatte ich ja noch behauptet, dass ich eigentlich einen ganz guten Orientierungssinn in Städten habe. In Lund wollte ich das unter Beweis stellen, hab mich dann aber doch ein bisschen gewundert, als ich die gleichen Läden zum zweiten Mal gesehen habe. Als wir dann wieder am Bahnhof standen, war ich mir auch sicher: jup, ich hatte uns im Kreis herumgeführt. Andrea meinte daraufhin, dass er sich das schon die ganze Zeit gedacht hatte, aber nicht den Orientierungssinn einer Frau in Frage stellen wollte. Ja ja okay, das nächste Mal sollte ich lieber wieder die Klappe halten ;-)



Dienstag, 28. Mai 2013
Kapitel 42: Pinsefrokost (20. Mai)
Am Pfingstmontag war ich bei Birgitte zum Frokost, also zum Mittagessen eingeladen. Ich wusste ja erst einmal nicht so recht, was mich erwarten sollte. Am Tag zuvor hatte mir Birgitte nämlich eine Mail geschrieben und mir gesagt, dass Schnaps im Essen wäre. Das fand ich eher etwas komisch. Am Ende hat sich aber doch herausgestellt, dass ich es nur falsch verstanden hatte (die Mail war in Dänisch) und es den Schnaps nicht IM, sonder ZUM Essen geben soll.

Birgitte hat mich mit dem typischen dänischen Mittagessen erwartet: Smørrebrød. Es hat wirklich alles super ausgesehen wie sie es auf den Tellern dekoriert hat. Ein bisschen schmunzeln musste ich ja, als sie erst einmal eine ganze Weile nach kleinen Tellern für uns gesucht hat, die farblich zu den Servietten passen. Bevor nicht alles perfekt ist, kann nicht gegessen werden!
Da es sonnig und warm war, konnten wir zum Essen draußen sitzen. Der kleine Garten ist gerade echt traumhaft: 116 Tulpen (Birgitte hat gezählt) und eine Hasenfamilie hat uns auch eine Weile besucht.



Jetzt zum Essen: zu Beginn wurde mir erst einmal ein Bier eingeschenkt. Carlsberg, versteht sich. Dann musste mir Birgitte zeigen, wie man ein Smørrebrød richtig zubereitet. Man bestreicht eine Scheibe Vollkornbrot mit Butter und startet dann mit Hering, der in Stücken in einer Art Curry-Zwiebel-Soße eingelegt ist. Danach folgt hartgekochtes Ei, Kapern sowie Paprikastückchen und Schnittlauch. Und als Abschluss Apfelstückchen, so dass es richtig schön aufgetürmt ist. Und ich kann euch sagen, so kann sich ein Brot sehen lassen! Die Dänen wissen noch, wie man etwas einfaches ganz toll macht. Und super geschmeckt hat es auch. Essen sollte man das Ganze aber wirklich mit Messer und Gabel, sonst gibt es eine riesen Sauerrei und das wollen wir ja nicht! Nach dem ersten Brot musste ich erst einmal dänischen Schnaps probieren (und das alles zur Mittagszeit) und danach ging es zu den nächsten Variationen über. Avocado mit Schinken oder Ziegenkäse mit Honig und Birne und alles super lecker.



Aber das war noch nicht alles. Anschließend hat uns Birgitte Tee gekocht und Mandelkuchen serviert. Puuh war ich satt danach… An diesem Tag musste ich wirklich das Abendessen ausfallen lassen, weil ich so viel gegessen hatte. Den Nachmittag haben wir dann noch genutzt, um in der Sonne zu sitzen und den Unterricht für meine letzten Wochen zu planen. Ich konnte meine eigenen Ideen einfließen lassen und so werden wir mit der ersten Klasse unter anderem ein kleines Buch gestalten, in dem die Schüler festhalten sollen, was sie in ihrem ersten Schuljahr gelernt haben. Es wird darin auch eine Seite über mich geben und ich bin schon sehr auf die Ideen der Kids gespannt :-)

Schwuppdiwupps war es abends und ich wollte mich so langsam mal auf den Heimweg machen. Und da es noch nicht genug Alkohol gab, wurde mir zum Abschied noch einmal Baileys angeboten. Nicht dass ich auf dem Heimweg verdurste. Das ist eben Dänemark! Es war ein schöner Tag mit netter Gesellschaft und tollem Essen und ich danke Birgitte dafür, dass sie mich an den dänischen Traditionen teilhaben lässt.



Donnerstag, 23. Mai 2013
Kapitel 41: Ausflug nach Deutschland (18. Mai)
Letzten Samstag habe ich einen kleinen Ausflug nach Deutschland unternommen. Weit über die Grenze habe ich mich aber nicht „gewagt“, und so war ich das erste Mal meines Lebens in Flensburg. Und das auch noch alleine, da niemand Zeit hatte. Das war zwar auch einmal eine gute Erfahrung, aber eigentlich ziehe ich dann doch lieber Gesellschaft vor.

Mit dem Zug von Odense nach Flensburg sind es nur zwei Stunden, die ich vor allem mit Musikhören und Schlafen verbracht habe. Dort angekommen hat sich mir dann gleich mal das erste Problem eröffnet: ich hatte vergessen, mir Geld von meinem Konto auf meine Kreditkarte zu überweisen und so konnte ich kein Geld abheben. Mit meinen dänischen Kronen komme ich nur leider auch nicht weit in Deutschland. Schöne Schei**. Wie gut, dass ich in meinem Zimmer einen Geldbeutel voller Euro liegen habe, den aber natürlich auch nicht mitgenommen habe…

Nun ja, so musste ich den ganzen Tag mit 20 Euro auskommen, die mir der Automat nach unzähligen Versuchen gnädigerweise noch ausspuckte. Museum und Schifffahrt fielen somit schon einmal flach. Aber davon ließ ich mir natürlich nicht den Tag verderben! Mein Weg in die Innenstadt hat mich durch die Rote Straße geführt, die hübsch anzusehen war. Vor allem gab es viele kleine Hinterhöfe, in denen man Cafés und Restaurants findet. Interessant finde ich auch die ganzen Schuhe, die in der Stadt so "rumhängen".



Durch die Fußgängerzone bin ich gleich mal etwas schneller gegangen, um mir nicht ansehen zu müssen, was ich mir heute alles nicht leisten kann… Mein erster längerer Stopp war die Aussichtsplattform Duborg, von der ich einen schönen Blick über Flensburg und seinen Hafen hatte. Da hab ich dann auch den Selbstauslöser meiner Kamera wiederentdeckt.



Von oben habe ich dann auch mein nächstes Ziel ausgemacht: den Flensburger Museumshafen. Für mich war dies das Highlight, denn er ist wirklich sehr schön anzusehen. Dort liegen viele Segelschiffe und eines ist schöner als das andere. Am Bohlwerk, mit einem markanten Kran aus Holz, werden alte Schiffe in traditioneller Weise gebaut und restauriert. Mein Mittagessen (das ich zum Glück mitgebracht hatte!) hab ich dann direkt am Anlegeplatz mit Blick auf die Ostsee gemacht. Übrigens war ich an diesem Tag einmal richtig froh, dass der Wetterbericht gelogen hat. Vorausgesagt war nämlich ein Tag mit Regen ohne Ende. Stattdessen: Sonnenschein, warm, nur ab und zu mal ein Wölkchen am Himmel. Lediglich auf abends zu hat es sich dann zugezogen.







Dann bin ich weiter zum Nordertor, dem Wahrzeichen Flensburgs, geschlendert. Das Tor wurde um 1595 erbaut und zeigt sowohl das Stadtwappen als auch das dänische Königswappen von Christian IV.



Als ich dort am Nordertor stand und ein paar Bilder knipste, habe ich in der Ferne eine Windmühle entdeckt. Und Windmühlen ziehen mich irgendwie magisch an. Sie schien zwar ein bisschen weit weg, aber genug Zeit hatte ich ja (da der geplante Shoppingausflug auch flachfallen musste…). Nachdem ich eine Weile gelaufen war, habe ich allerdings festgestellt, dass ich in mehr und mehr ausländische Gesichter blicken muss. In türkische um genau zu sein. Huch, da muss ich irgendwie im Türkenviertel gelandet sein. Überall Kopftücher, türkische Läden, türkische Musik, Gruppen, die an der Straße sitzen, jung und alt. Ich kam mir nun selbst ein bisschen wie ein Ausländer vor und hab mich direkt unwohl gefühlt. Ab dann bin ich etwas schneller gelaufen und war recht froh, als ich das bewohnte Viertel hinter mir lassen konnte, um bald darauf auf eine große Wiese zu gelangen. Die Windmühle selbst hat mich aus der Nähe dann gar nicht mehr so beeindruckt, dafür hat es sich für die Umgebung aber wirklich gelohnt. Überall Blumen, Wiesen, alte Bäume, Vögel, Schmetterlinge… Märchenhaft!









Nach diesem Spaziergang habe ich mir erst einmal ein Eis gegönnt. 1,80€ für zwei Kugeln Eis sind doch schon eher zu verkraften als 3,90€. Nur um hier mal zu verdeutlichen wie teuer alles in Dänemark ist. Mit einem leckeren Eis bin ich dann noch ein bisschen die Hafenpromenade entlang geschlendert, bevor ich weiter zum Museumsberg gelaufen bin. Dort gibt es eine ganze Menge an Museen, aber wie schon gesagt: ich konnte mir ja leider nichts leisten. Also bin ich ein Stückchen weiter zum alten Friedhof, wo der riesige Idstedt-Löwe thront. Er soll an die Schlacht bei Idstedt (1850, Dänemark vs. Schleswig-Holstein) erinnern und steht heute für die deutsch-dänische Freundschaft. Ich musste allerdings erst einmal eine ganze Weile warten bis ich ein Foto machen konnte, da der wehrlose Löwe gerade von einer Touristengruppe belagert wurde.



Bevor ich dann am Abend wieder zurück nach Odense gefahren bin, habe ich mir ein Abendessen in einem Restaurant gegönnt. Während ich auf mein Essen gewartet habe, war ich fleißig und habe eines meiner Bücher für die Dänischprüfung vorbereitet. Auf dem Heimweg habe ich gemerkt, dass mich der Ausflug ganz schön geschafft hat. Und so bin ich im Zug auch sofort eingeschlafen und hab die erste Stunde verschlafen. Mich wundert es nur, dass ich dabei nicht vom Sitz gefallen bin, da ich –aus Spargründen – dieses Mal nur einen Platz auf einem Klappsitz hatte.



Sonntag, 19. Mai 2013
Kapitel 40: Alltagsstress
Das Leben kann nicht nur aus Urlaub und Spaß bestehen! Das hat sich mein Leben auch gedacht und deshalb hatte ich in der letzten Zeit einiges zu tun. Ich bin mir gerade nicht sicher, ob ich euch schon einmal davon erzählt habe. Aber ich hatte mit Birgitte ja schon lange geplant mit einer der 3. Klassen ein Projekt in Englisch zum Thema „Animals“ zu machen. Der Lockout hat uns dann einen Strich durch unsere Planung gemacht. Aber vorletzte Woche konnten wir endlich damit beginnen, juhu!

Zuvor hatten wir die Tier- und auch Ländernamen im Unterricht durchgenommen. Birgitte und ich haben uns dabei abgewechselt und ich denke, wir sind mittlerweile ein recht gutes Team. Bei unserem Projekt sollen nun Plakate entstehen, auf denen die Tiere ihrem jeweiligen Kontinent zugeordnet werden. Wir haben die Klasse in Südamerika-, Nordamerika-, Afrika-, Australien- und Europa-/Asien-Gruppen eingeteilt. Die Kontinente habe ich auf große Kartons gezeichnet. Solche „künstlerischen“ Aufgaben fallen immer mir zu, da Birgitte meint, irgendein Talent dafür in mir zu sehen ;-) Aber es hat wirklich gut geklappt.

Vorletzte Woche hatten wir einen ganzen Schultag, an dem die Schüler daran arbeiten konnten. Sie recherchieren selbstständig wo welche Tiere leben und gestalten die Plakate nach ihren Vorstellungen. Manche zeichnen die Tiere selbst und beschriften sie per Hand, andere suchen aus dem Internet Fotos und schreiben kleine Texte dazu. Bis jetzt muss ich sagen, dass es super läuft. Diese Woche war Birgitte montags und dienstags nicht in der Schule und so habe ich mit den Schülern alleine am Projekt weitergearbeitet. Ich schätze, dass wir diesen Dienstag damit fertig werden könnten. Fotos folgen!

Die 1. Klasse musste ich dann natürlich auch übernehmen, als Birgitte nicht da war. Sie hatte mich schon vor vielen Wochen gefragt und ich hatte mich dazu bereit erklärt (in der stillen Hoffnung, dass ich diese Tage irgendwie überleben werde haha). Aber es kam besser als erwartet! Mein Dänisch hat in den letzten Wochen große Fortschritte gemacht und so kann ich mich mittlerweile auch recht gut mit den Kindern verständigen. Zusammen haben wir die Stunden also gemeistert, einen neuen Text gelesen, Aufgaben dazu bearbeitet, gesungen und auch etwas gespielt.

Eines der Mädchen, Sofie, hatte Geburtstag und es war komischerweise der erste Geburtstag, den ich in dieser Klasse erleben konnte. Natürlich wusste ich aber nicht, welche Geburtstagsrituale in der 1. Klasse üblich sind und Rituale sind für Kinder bekanntlich überaus wichtig und dürfen nicht geändert werden! Uah Schreck... Naja, dass die dänische Flagge auf den Tisch des Geburtstagskindes muss, war mir klar. Danach habe ich die Klasse das dänische Geburtstagslied singen lassen und anschließend noch mein deutsches „Zum Geburtstag viel Glück“ zum Besten gegeben. Die Kids finden es immer urkomisch, wenn ich etwas auf Deutsch sage bzw. singe. Am Ende der Stunde durfte sich Sofie noch ein Spiel wünschen, das wir dann zusammen gespielt haben. Ihre Wahl ist auf „Byen sover“ (= Die Stadt schläft) gefallen. Der ein oder andere mag es vielleicht unter dem Namen „Geisterstunde“ kennen. Alle Kinder schließen ihre Augen und "schlafen", während vier Geister umhergehen und jeweils ein Kind antippen. Wenn die Stadt wieder erwacht, müssen die angetippten Kinder ihren Geist erraten. Mich hat die Auswahl auch gefreut, da das Spiel durch meine ganze Grundschulzeit hinweg mein ganz großer Favorit war.

Ganz harmonisch ist das Ganze aber nicht abgelaufen, denn einen Störenfried gibt es in der Klasse natürlich immer. Alexander ist immer sehr aufgedreht und kann kaum zwei Minuten still sitzen bleiben. Bei mir hat er natürlich nochmal extra viel Gas gegeben und hat den kompletten Unterricht gestört. Alle Versuche, ihn zur Konzentration zu bewegen, sind fehlgeschlagen. Irgendwann ist er mir so auf den Keks gegangen, dass ich ihn nach draußen geschickt habe. Puuh hat die Ruhe danach gut getan… Aber daran muss ich mich wohl gewöhnen, das wird mir in den nächsten Jahren noch öfter passieren. In der Zeit, in der ich jetzt schon hier bin, hat sich bei mir immer mehr herausgestellt, dass ich die 3. Jahrgangsstufe zum Unterrichten bevorzuge. Die Kids sind dort immer noch sehr auf den Lehrer bezogen, aber trotzdem schon wesentlich selbstständiger und auch konzentrierter. Eine erste Klasse hingegen stell ich mir in den ersten Jahren als Lehrer sehr sehr anstrengend vor. Morgen bin ich bei Birgitte zum Mittagessen eingeladen und hinterher wollen wir über die Aktivitäten für erste und dritte Jahrgangsstufe für die restlichen Wochen sprechen.

Diesen Mittwoch kann ich nun auch endlich in der 8. Klasse mein Projekt in Deutsch starten: „Auf Tour durch Süddeutschland“. Mit Renates Hilfe habe ich die Klasse in Gruppen eingeteilt, die sich jeweils eine Stadt in Süddeutschland vornehmen sollen. Ausgewählt habe ich Nürnberg, Freiburg im Breisgau, Augsburg, München, Stuttgart und Karlsruhe. Die Schüler sollen einen Stadtbesuch planen und den anderen in einer Power Point Präsentation die wichtigsten Sehenswürdigkeiten vorstellen. Als Beispiel zeige ich vorneweg eine eigene Präsentation zu Bamberg, an der ich gerade arbeite. Ich bin schon sehr gespannt wie alles klappt und werde euch natürlich berichten.

Nicht nur in der Schule habe ich gerade einiges zu tun. In meinem Sprachkurs hatte ich am Donnerstag meinen ersten Modultest. Ich war mal so zuversichtlich und habe nichts gelernt. Und im Nachhinein kann ich sagen, dass das auch gar nicht nötig war, denn es hat alles wunderbar geklappt. Kommenden Donnerstag habe ich allerdings den mündlichen Teil des Tests und das geht nicht ohne Vorbereitung. Insgesamt müssen wir dafür drei kleine Bücher lesen und zwei beliebige Themen auswählen, über die wir dann sprechen können. Da muss ich die nächsten Tage noch etwas tun!

Zum Schluss nun noch eine Anmerkung zum Zusammenleben hier im Dalum. Das kann manchmal nämlich auch ganz schön stressig sein. Letzte Woche kam ne ganze Menge Italiener an, die hier für drei Wochen ein Praktikum in was auch immer machen. Wir hatten uns im gelben Haus pudelwohl gefühlt, da es recht ruhig war. Allerdings ist diese Ruhe mit den Italienern nun verflogen. Der nette Herr neben mir zum Beispiel ist Italiener durch und durch und liebt es beispielsweise lauthals italienische Lieder zu trällern. Mit Vorliebe dann, wenn ich schlafen möchte. Die Türen gehen natürlich auch nur zu, wenn man sie mit ordentlich Krawall hinter sich zuwirft.

Ich frag mich auch immer wieder wie es manche Menschen schaffen, beim Duschen das komplette Bad zu ertränken. Da findet man keinen trockenen Zentimeter mehr. Und Trockenmachen kann man das ja auch nicht, ist schließlich nicht offensichtlich warum da ein riesen Abzieher im Bad steht. Ganz besonders gern habe ich aber den Übeltäter, der den Kühlschrank mit einem Gefrierschrank verwechselt und das Thermostat immer auf das Maximum dreht. Auch wenn Mary kommt und es jedes Mal wieder zurückdreht, hier zeigt sich ein besonders hartnäckiger Fall. Mein Gemüse und Obst findet das gar nicht lustig. Da ich nicht ständig meine Sachen wegschmeißen möchte: gefrier dein Bier doch woanders!! So, das musste ich nur eben mal loswerden und jetzt ist wieder genug gemotzt für heute ;-)

Im Grunde genommen genieße ich es ja hier mit anderen zu wohnen (die meiste Zeit jedenfalls, siehe oben), da sich die meisten von uns super verstehen. Wir hatten schon im Spaß überlegt draußen eine französische und deutsche Flagge hochzuziehen. Aber DAS darf man ja in Dänemark nicht… Nun dann, wir hören uns bald wieder!



Freitag, 17. Mai 2013
Kapitel 39: Auch Erwachsene dürfen Kind sein: Legoland
Legoland, wir kommeeeen! Unser großer Trupp von neun Leuten hat letzten Sonntag das Legoland in Billund gestürmt. Mit dabei waren die üblichen Verdächtigen wie Ute und ich und außerdem die Franzosen Andrea, Benjamin, Stéphane, Frédéric, Alexandre, Christophe und Pierre. Wenn man in einer so großen Gruppe unterwegs ist, ist Zeitmanagement, Koordination und Planung auch nicht immer so ganz einfach. Nach anfänglichen Unstimmigkeiten konnte es dann aber losgehen! Was ich unbedingt erwähnen muss: Ute hatte einen 2 für 1-Gutschein und so sind wir beide zum halben Preis ins Legoland gekommen. 20 Euro hören sich doch gleich viel besser an als 40 Euro ;-)

Wir waren ganz schön beeindruckt davon, was alles mit diesen winzig kleinen Legosteinchen nachgebaut wurde. Vom Nyhavn, Schloss Rosenborg und Amalienborg in Kopenhagen über Schloss Neuschwanstein, Norwegen und Schweden bis hin zu der Freiheitsstatue und dem Weißen Haus ist da so ziemlich alles dabei. Sogar Nessie war mit von der Partie:









Die Fahrattraktionen wollten wir uns natürlich auch nicht entgehen lassen. Insgesamt ist der Park doch eher etwas für kleinere Kinder, aber das ein oder andere Fahrgeschäft kann sich wirklich sehen lassen. Die Achterbahn Polarexpress fanden wir alle klasse. Das Highlight: nach der Fahrt bleibt die Bahn in einem Tunnel stehen. Hinter dir schließt sich das Tor und du wartest, was nun passiert. Ich dachte, dass wir jetzt vielleicht rückwärts weiterfahren. Aber nein: der Boden bricht weg und wir stürzen in die Tiefe!! DAS ist mal wirklich überraschend.

Am besten gefallen haben mir persönlich die Roboter. Man muss sich das wie Roboterarme vorstellen, die auch in der Industrie zur Fertigung verwendet werden. Nur dass sich am Ende zwei Sitze befinden. Vor der Fahrt kann man individuell den „Härte“-Grad von 1-5 einstellen und los geht’s: man wird nach rechts und links geschleudert, zur Seite gedreht, auf den Kopf gestellt und man kann auch schon mal auf Kopf stehen bleiben. Jedenfalls hat man recht schnell den Überblick verloren, wo sich oben und unten befindet. Alexandres Magen fand das Ganze irgendwie nicht so lustig. Ute und ich fanden es aber so toll, dass wir beim zweiten Mal gleich die stärkste Stufe ausprobieren mussten. Fazit: suuuper viel Spaß!

Wasserbahnen gab es natürlich auch. Allerdings war es an diesem Tag nicht besonders warm, so dass ich gerne darauf verzichten konnte. Die Jungs wollten aber natürlich unbedingt mitfahren, wer hätte es gedacht. End‘ vom Lied: ein paar sind patschnass und frieren. Da sollte man doch lieber mal auf die vernünftigen Frauen hören :-)



Ein kleines Highlight zum Schluss war dann noch das Aquarium. Sogar hier hat man Legotaucher, Legoskelette und Lego-U-Boote ins Wasser zu all den Fischen gelegt. Ein kleines bisschen gruselig fand ich aber dieses riesige Monster-Killer-Ding, das man sich praktisch im Becken ganz aus der Nähe betrachten konnte. Alexandre hat sich auch nicht so ganz wohl gefühlt:






Freitag, 10. Mai 2013
Kapitel 38: Mädelstag…
… muss auch mal sein! Und das haben Christiane, Ute und ich heute gleich mal in die Tat umgesetzt. Dank des Brückentags musste Christiane heute nämlich auch nicht arbeiten und konnte uns so in Odense besuchen kommen. Wir haben uns vormittags in der Stadt getroffen und sind als erstes einmal durch den Park geschlendert, der jetzt endlich richtig schön grün ist. Lange genug hat der Frühling ja auf sich warten lassen. Die Sonne hat auch mitgespielt und so haben wir gleich mal die Gelegenheit genutzt, ein Tretboot auf dem Odense Fluss zu leihen. Das war toll! Nach anfänglichen Schwierigkeiten (ganz schön gefährlich dort, da könnte man glatt mitsamt seines knallroten Bootes abstürzen) konnten wir auch kräftig in die Pedale treten und flussaufwärts schippern. Vom Wasser aus hat man noch einmal einen ganz anderen Blick und es war schön idyllisch (mal wieder, das Wort habe ich noch nie so oft verwendet wie in Dänemark).





Nach einer Stunde haben wir das Boot wieder heil zurückgebracht. Da uns so langsam der Magen geknurrt hat, haben wir uns gleich mal auf die Suche nach einem Restaurant gemacht. Um die Mittagszeit war auch richtig was los, aber im „Mona Lisa“ haben wir einen Platz gefunden. Leider mussten wir etwas warten, da die Köche alle Hände voll zu tun hatten. Die Küchenhilfe hat anscheinend auch jedes Maiskörnchen und jedes Salatblatt einzeln gewaschen, zumindest kam es uns so vor. Letztlich war das Essen aber richtig gut und man konnte die Salatbar kostenlos nutzen, was wir vor der Bestellung aber nicht wussten. So hatte ich zu meinem Salat eine Salatbar dazu - praktisch! Wir haben sie trotzdem genutzt und das anscheinend nicht zu knapp, denn die Bedienung hat uns am Ende nicht gefragt, wie das Essen geschmeckt hat, sondern ob wir denn nun „voll“ seien…
Nach dieser Stärkung sind wir noch ein bisschen durch die Stadt gelaufen und haben in den ein oder anderen Laden mal reingeschaut. Im „Tigers“ gibt es ja immer so allerlei lustige Sachen, da konnten wir es natürlich nicht lassen:





Ute hat uns dann nachmittags verlassen und so sind Christiane und ich noch ein bisschen zu zweit weiter. Christiane hatte kurz vorher schon ein paar interessante Uhren ausgespäht. Eigentlich wollte ich nur mit in den Laden, damit sie die Uhren austesten kann. Letztendlich haben wir uns dann aber beide eine gekauft. Da es gerade 50% gab, konnte ich aber auch einfach nicht nein sagen… Ich finde sie recht außergewöhnlich mit den Bändern außenrum, die hat was:



Ein Eis haben wir uns dann auch noch gegönnt und zum Schluss haben wir unserem Freund Hans Christian Andersen einen Besuch abgestattet. Christiane hat sich am späten Nachmittag dann wieder auf den Nachhauseweg gemacht und ich habe die letzte Stunde genutzt, um noch ein bisschen weiter zu shoppen. So hab ich mir dann auch noch eine Bluse und Sandalen gekauft. Upsi… Naja, das muss ja auch mal sein und zu einem Mädelstag gehört das dazu! Vielen Dank an Christiane und Ute für diesen super Tag!



Dienstag, 7. Mai 2013
Kapitel 37: Vi gå på skulp-tur! Wir gehen auf Skulp-T(o)ur!
Diese Woche hat meine Schule eine Projektwoche, in der in den einzelnen Klassen allerhand unternommen wird. Meine erste Klasse geht morgen zum Beispiel in den Zoo. Da ich allerdings schon Renate versprochen hatte, den Tag in ihrer 6. Klasse zu verbringen und auszuhelfen, kann ich leider nicht mit. Dafür war ich gestern mit zwei dritten Klassen auf Skulp-Tour, das heißt wir sind in der Stadt einige der H.C. Andersen Skulpturen abgelaufen und Pia, eine der beiden Lehrerinnen, hat etwas zum dazugehörenden Märchen erzählt.

Als ich mich morgens auf den Weg in die Schule gemacht habe, ist mir aufgefallen, dass ich gar nicht weiß wie wir eigentlich in die Stadt und wieder zurück kommen. Die Frage wurde allerdings schnell beantwortet: natürlich zu Fuß! Da hatte ich ja schon etwas Bedenken, denn immerhin sind es einfach schon 4km. Aber gut, los ging’s! Das erste Mal war es schon früh so warm, dass ich keine Jacke gebraucht habe. Da ist der Frühling wohl auch endlich mal in Dänemark angekommen. Die ganze Bande (ca. 50 Kinder) ist losmarschiert und ich hinten nach, damit auch niemand verloren ging. Ein bisschen gewundert habe ich mich dann kurz darauf nochmal, als wir nicht den Weg am Fluss einschlugen, sondern weiter an der Hauptverkehrsstraße entlang sind. Mir wurde kurz ein bisschen anders, als wir alle die 6-spurige Fahrbahn überqueren mussten.

In der Nähe des Krankenhauses befindet sich ein kleiner Park, den ich noch nicht gesehen habe. Dort beim netten Herrn J. Christmas Møller (lustiger Name), einem dänischen Politiker, hatten wir unseren erster Stopp. Und gleich nebenan befindet sich ein Denkmal, das an die Befreiung von der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg erinnern soll. Da dieser Tag auch erst vor kurzem gefeiert wurde, war es noch mit zahlreichen Blumen geschmückt. In diesem Park gibt es außerdem auch eine Skulptur der kleinen Meerjungfrau, die ich persönlich aber nicht besonders hübsch finde. Mit dem Kopenhagener Exemplar kann sie jedenfalls nicht mithalten.



Danach ging es auf direktem Weg in die Stadtmitte, wo wir ein paar der Märchen-Skulpturen gesehen haben. Das wären zum Beispiel Des Kaisers neue Kleider, Die Hirtin und der Schornsteinfeger, Die Stopfnadel, Der Schmetterling und Die wilden Schwäne. Kann gut sein, dass ich etwas vergessen habe, denn es gibt einfach so viele davon. Um die Mittagszeit haben die Kids gleich mal getestet, wie viele von ihnen auf „Die liegende Dame“ passen. Ergebnis: ziemlich viele.









Nach unserem Rundgang machten wir einen Stopp bei McDonalds. Ihr habt richtig gelesen – bei McDonalds. Fragt mich nicht nach der pädagogischen Intention dahinter, aber ich hab mal nichts gesagt und lieber mein kostenloses Eis genossen ;-) Bevor es nach Hause ging gab es für die Kinder noch genügend Zeit (ok, eigentlich waren wir schon deutlich über die geplante Zeit), um sich auszutoben. Was ich schön finde hier ist, dass den Kids wirklich noch recht freie Hand beim Spielen gelassen wird. Da können sie auch schon gerne mal auf Bäume klettern und über nasse Füße regt man sich auch nicht gleich auf. Letztendlich hat der Ausflug sehr viel Zeit in Anspruch genommen und so sind wir anstatt um 11.30 erst um 13.15 Uhr zurück zur Schule gekommen.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass 10 km wirklich etwas zu viel für einen 9-Jährigen ist. Das hätte ein bisschen anders geplant werden müssen. Und auch kam es mir so vor, dass der eigentliche Hauptpunkt, also Skulpturen mit Märchen, etwas zu kurz kam. Ich persönlich habe den Tag trotzdem genossen, da ich gerne mit den Jungs und Mädels zusammen war und sie so noch besser kennenlernen konnte. Ein paar schöne Fotos sind dabei auch noch entstanden.










Montag, 6. Mai 2013
Kapitel 36: Seehunde sind tooooll
Seehunde im Zoo sehen kann jeder, in der der freien Natur ist das schon etwas ganz anderes. Deshalb wollten Ute, Christiane und ich unbedingt auf eine Seehundsafari gehen. Wir sind also Samstag zum Wattenmeerzentrum in die Nähe von Ribe gefahren, wo uns um 13 Uhr ein Traktorbus zur kleinen Insel Mandø bringen sollte. Wie gut, dass wir einen Zeitpuffer hatten, da wir auf der Hinfahrt dank eines bevorstehenden Halbmarathons gleich mal im Stau gelandet sind und einen anderen Weg finden mussten. So sind wir dann gerade noch rechtzeitig kurz vor 13 Uhr angekommen.

Der Traktorbus entpuppte sich als abenteuerliches Gefährt und bald haben wir uns auch gar nicht mehr darüber gewundert, dass der Anhänger, auf dem wir alle saßen, eine Notklingel hatte. Nach ca. 45 Minuten Fahrt kamen wir auf Mandø an, das nur bei Ebbe zu erreichen ist und auch nur eine beschauliche Einwohneranzahl von 50 Personen besitzt. Bis zur eigentlichen Seehundsafari hatten wir nun noch eine Stunde Zeit, weshalb wir ein bisschen durch den Ort geschlendert sind. Das Spannendste waren hier die kleinen Lämmchen, die immer im Schutz ihrer Mama über die Weide stolperten. Bei einem kleinen Stopp im Supermarkt haben Ute und Christiane dann auch gleich mal Flyer mitgehen lassen. Konnte ja niemand ahnen, dass man dafür eigentlich 5 Kronen zahlen muss ;-)

Die Safari sollte nun mit einem weiteren Traktorbus starten, der sich als noch abenteuerlicher entpuppte. So hat uns der Traktorfahrer, der nicht unbedingt gesprächig war, zu Beginn erst einmal im Anhänger eingesperrt, indem er die Türen zusammengebunden hat. Viel geholfen hat das trotzdem nicht und die Türen sprangen wie wild auf und ab. Sicherheitsstandards hat das gewiss nicht erfüllt! Wir wurden anfangs gleich kräftig durchgerüttelt und das obwohl es noch über asphaltierte Straßen ging. Dann ging es aber so richtig los! Ab über das Wattenmeer, über Stock und Stein, immer den Markierungen nach. Nach kurzer Zeit kamen wir uns vor wie in der Wüste, denn so weit das Auge reichte sah man nur noch Sand. Uns blieb ein Zeitfenster von ca. 3 Stunden bis die Flut kommen sollte. Mir kam da kurz der unangenehme Gedanke, was bei einer Panne wohl mit uns passieren würde… Hier ein Foto von unserem wilden Gefährt und der „Wüste“:





Nach weiteren 45 Minuten kamen wir dann am Ende der Sandbank Koresand an, wo wir aussteigen konnten. Und da erblickten wir das, worauf wir uns so gefreut hatten: Seehunde! Zu Beginn lagen ganz viele von ihnen faul zum Sonnen im Sand. Als sie uns erblickten, wollten sie dann aber doch lieber mal eine Runde Schwimmen gehen. Unzählige Köpfe schauten uns dort neugierig aus dem Wasser heraus an. Ihr könnt euch das gar nicht vorstellen, was für ein tolles Gefühl das ist, Seehunde in ihrer natürlichen Umgebung beobachten zu können. Einer von ihnen war auch recht übermutig und ist immer wieder an uns herangeschwommen, um dann im letzten Augenblick wieder schnell umzudrehen. Als Fotomodell hat er sich natürlich prima geeignet, vielen Dank dafür! Ein wunderbares Erlebnis, an das ich noch lange denken werde.








Kapitel 35: Ein Wochenende durch Dänemark
Nachdem ich in der letzten Zeit etwas zu faul war etwas zu schreiben, kommt jetzt ein ganzer Schwung auf einmal. Letztes Wochenende war nämlich ziemlich ereignisreich und ich bin viel rumgekommen. Birgitte scherzt schon, dass ich Dänemark langsam besser kenne als sie. Letzte Woche war Andreas Mutter zu Besuch und hat sich ein Auto gemietet. Andrea hat Miguel, Laura und mich eingeladen, sie auf ihre Ausflüge zu begleiten, was ich super fand. Am Freitag sind wir deshalb in den Westen Dänemarks gefahren, wo wir unseren ersten Stopp in Jelling gemacht haben. Der Ort gehört zu den bedeutenden archäologischen Fundorten in Dänemark (UNESCO-Weltkulturerbe). Zwischen den größten Grabhügeln Dänemarks liegt hier eine Steinkirche aus der Zeit um 1100 n. Chr. Nebenan liegt außerdem ein kostenloses Museum, das unter anderem Runensteine ausstellt und einen Besuch wert ist.



Anschließend sind wir weiter nach Blåvand gefahren, wo ich schon einmal war. Wir haben einen schönen Spaziergang am Strand unternommen und im Windschatten der Bunker ein kleines Picknick gemacht. Andrea, Laura und Miguel hatten dann noch die Idee auf den Pferdebunker zu klettern. Da ich mir nicht den Hals brechen wollte, bin ich lieber unten geblieben, um ein paar Fotos zu machen. Ich war aber wieder dabei, als wir auf die aufgetürmten Steine zum Meer hinaus kraxeln wollten. Allerdings habe ich nicht aufgepasst und bin mit meinem Fuß im Wasser gelandet. Perfekt! Da wir nach einer Stunde am Strand wirklich alle durchgefroren waren, wollten wir im Süßigkeitenladen, in dem ich das letzte Mal schon war, etwas Warmes trinken. Nun ja, hat nicht ganz geklappt. Denn letzten Endes war Andreas Mutter die einzige mit einem heißen Kaffee und wir anderen haben Waffeln mit Eis gegessen ;-)




Nach dieser Stärkung sind wir weiter nach Ribe gefahren, was ebenfalls mein zweiter Besuch war. In Esbjerg haben wir noch einen kurzen Stopp eingelegt, um die vier weißen Männer zu sehen. Svend Wiig Hansen hat diese Skulptur 1997 errichtet und seitdem schauen die Giganten auf die Nordsee. Die kleine wedelnde Gestalt ist übrigens Laura. Nur um euch mal zu verdeutlichen, wie riesig die Männer tatsächlich sind.



Zu Ribe selbst will ich nichts weiter sagen, das hatten wir ja schon einmal. Allerdings ist uns aufgefallen, dass es einige Storchennester auf den Dächern der Stadt gibt. In der Zwischenzeit ist es auch ganz schon spät und kalt geworden und so haben wir uns auf den Heimweg gemacht.

Am nächsten Tag ging es dann gleich weiter, denn ich bin mit Ute und Christiane nach Fanø gefahren, einer kleinen Insel bei Esbjerg. Man braucht nur 12 Minuten um vom Festland dorthin zu gelangen und gleich fühlt man sich wie in einer anderen Welt. Alles sehr idyllisch und ruhig (zumindest jetzt noch, denn im Sommer gibt es hier Touristen ohne Ende). Wir sind durch die beiden größeren Orte geschlendert und haben die hübschen Häuser betrachtet. Eine Crèperie haben wir uns auch gleich mal etwas näher von innen angeschaut ;-)




Das Highlight waren aber die Strände dort. Feiner weißer Sandstrand, Dünen und Muscheln ohne Ende. Letzteres ist nicht ganz so gut für mich, weil ich die tonnenweise mitnehmen könnte! Der Strand selbst ist so breit, dass man mit dem Auto darauf herumfahren kann (und auch muss, wenn man nicht eine Ewigkeit zum Wasser laufen möchte). Es war auf jeden Fall traumhaft dort und wir wären am liebsten noch länger auf der Insel geblieben.





Den Sonntag haben wir genutzt, um uns mal ein bisschen genauer die nähere Umgebung anzuschauen. Gemeinsam mit Andrea und seiner Mutter, Laura und Miguel habe ich ein paar schöne Stellen in der Natur angesteuert. Der erste Stopp war die Küste im Nordwesten, wo auch ganz idyllisch ein paar hübsche Pferde unter blauem Himmel grasten.


Ich hab hier allerdings schon aus gutem Grund ein bisschen Abstand gehalten. Kurz darauf hat das übermütige Pferd nämlich direkt mal an Lauras Fingernagel (und Finger) geknabbert.
Nach diesem Schreck sind wir erst einmal wieder ins Auto geflüchtet und sind in den Süden gefahren, um dort über eine Brücke auf eine kleine Insel zu kommen. Auch dort war es wieder sehr ruhig und beschaulich und hat sich deshalb wunderbar zum Ausruhen geeignet. Mit Blick auf ein klares Meer und Sonne im Gesicht lässt es sich leben. Hier mal ein Bild mit Andreas Mutter:



Unter anderem waren wir auch noch auf den höchsten „Berg“ auf Fünen, der ganze 115m hoch ist. Beeindruckend, oder nicht? (Ironie) So hoch war ich hier in Dänemark jedenfalls noch nicht. Dementsprechend ist uns der Wind auch ganz schön um die Ohren gepfiffen, was uns aber nicht davon abgehalten hat, ein paar „abenteuerliche“ Fotos zu schießen. Wo Miguel und Laura recht flink waren, hat es bei mir doch einige Unterstützung benötigt, bis ich auf den kleinen Stein raufgeklettert war. Da hatte sich Andrea doch gleich das Fitnessstudio gespart. Lauras Kommentar hierzu: „Too much butter in the morning!“ Vielen Dank hierfür ;-)

Bei dem zweiten Versuch hatte ich es dann doch noch geschafft, tataaa!


Dann geht's aber auch schon wieder nach unten:


Insgesamt war der Tag sowie das ganze Wochenende sehr schön und ich habe mal wieder viele wunderbare Fleckchen hier in Dänemark gesehen. Ich habe die gemeinsame Zeit mit meinen Freunden genossen und bin schon ein bisschen traurig, da das Ende meiner Zeit nun wirklich absehbar ist. Aber natürlich freue ich mich auch, wieder zurückzukommen und alle zu Hause wiederzusehen! Bis bald!



Donnerstag, 25. April 2013
Kapitel 34: Lockout-Party
Ja ihr habt richtig gelesen, es gab eine Lockout-PARTY. Gestern Abend haben es Odenses Lehrer richtig krachen lassen, um sich nicht der Frustration zu überlassen. Birgitte hat mich und Laura gegen 8 Uhr abends abgeholt und uns mit zur Dalumhallen, wo das Ganze stattfinden sollte, mitgenommen. Am Eingang lesen wir, dass es für Nicht-Mitglieder eines Lehrerverbandes 50 Kronen (6,50€) kostet. Laura und ich, natürlich keine Mitglieder, ignorieren das mal gekonnt.

Von meiner Schule waren richtig viele Lehrer da, worüber ich mich richtig gefreut habe, da ich sie ja jetzt schon seit fünf Wochen nicht mehr gesehen habe. Ich war neugierig, wie sie momentan mit der Situation zurechtkommen. Letztendlich ist mir aufgefallen, dass keiner schlechter Laune ist, sondern vielmehr versucht, das Gute zu sehen. Wie zum Beispiel mehr Zeit mit den eigenen Kindern, Zeit um im Garten zu arbeiten, man lernt bei den verschiedenen Lockout-Aktionen seine Kollegen besser kennen usw. Klar, dass alle ein baldiges Ende herbeisehnen, aber es beeindruckt mich, dass noch niemand resigniert hat. Hut ab! Im Gegenzug dazu waren natürlich alle neugierig wie es mir momentan in der Schule ergeht. Dazu hab ich euch ja bereits berichtet: es ist ok, aber viel zu ruhig und ich wünsche mir Lehrer und Schüler zurück.

Auf einer richtigen Party darf natürlich auch die Musik nicht fehlen. Und da hatten sie mal einen tollen Gast: Elvis Presley höchstpersönlich! Naja gut, zumindest jemanden, der wie Elvis gesungen hat und das war echt nicht schlecht. Lustig fand ich, dass Birgitte voll in ihrem Element war und gleich die Tanzfläche gerockt hat. Ich habe mir das Spektakel erst einmal aus sicherer Entfernung angeschaut, aber letzten Endes konnte Birgitte Laura und mich doch noch dazu überreden mit ihr zu tanzen. Es war schön, die ganzen Lehrer und Lehrerinnen miteinander tanzen zu sehen. Damit ihr euch endlich auch mal ein Bild zu meiner Mentorin Birgitte machen könnt, hier ein gemeinsames Bild mit ihr:



Drei Stunden später war es dann auch wieder Zeit nach Hause zu gehen, da ich am nächsten Tag (im Gegensatz zu den anderen Lehrern) um acht Uhr in der Schule antanzen musste. Als ich mich bei meinen Lehrern verabschieden wollte, habe ich festgestellt, dass da wohl auch schon kräftig gebechert wurde. Das hätte ich mir ja schon denken können, als ich mit den Worten „Heute siehst du mal, wie man in Dänemark richtig feiert!“ begrüßt wurde. Aber es war doch ganz nett anzusehen und nach einigen Umarmungen und in-die-Wangen-Kneif-Aktionen konnte ich mich schließlich auf den Rückweg machen. Trotz traurigen Umständen ein gelungener Abend!





Nachtrag: Juhuuu, ab Montag ist der Lockout offiziell beendet! Die Regierung hat sich letztendlich eingeschalten und schickt Lehrer und Schüler wieder zurück in die Schule. Zu welchen Ergebnissen man gekommen ist, weiß ich noch nicht, aber das Wichtigste: ich kann wieder normal arbeiten, yeah!