Samstag, 2. März 2013
Kapitel 19: Besuch!
Am Tag nach Valentinstag war es dann endlich so weit: mein erster Besuch kommt! Ich konnte es Freitag kaum erwarten bis ich Christian abends am Bahnhof in Odense begrüßen durfte. Es war natürlich nicht die beste Jahreszeit für einen Besuch in Dänemark, aber das Wetter war sowieso erst einmal zweitrangig.

Am Samstag haben wir uns auf eine kleine Erkundungstour begeben und sind mit dem Bus nach Kerteminde gefahren, wo ich selbst auch noch nicht war. Kerteminde ist ein kleines Fischerdorf an der Nordostküste Fünens. Im Sommer scheint hier wohl etwas mehr los zu sein, aber bei dieser Kälte und dem Wind schien das Dorf teilweise wie ausgestorben. Trotzdem können sich die hübschen Häuser und der Hafen durchaus sehen lassen!







Abends sind wir dann noch gemeinsam mit Rok und Jakob auf ein Bier ins Zentrum Odenses. Klar, dass wir ins „Christian Firtales“ mussten! Nach einem kleinen Abstecher durch das H. C. Andersen-Viertel, wo man bei Nacht den wunderschön beleuchteten Baum bestaunen konnte, haben wir uns dann dort ins Warme geflüchtet. Diese Bar hat wirklich eine große Auswahl an Bier aus aller Welt. Wir haben natürlich dänisches Bier getestet, das richtig gut geschmeckt hat.




Da ich weiß, dass Christian eine Schwäche für Eisenbahnen hat, sind wir am Sonntag ins Eisenbahnmuseum. Zufälligerweise hatten Miguel, Laura und Zsuzsanna die gleiche Idee und so sind wir zusammen gegangen. Ich bin gleich zu Beginn voll auf meine Kosten gekommen, als wir mit der Minibahn fahren durften und obendrauf noch eine Extrarunde bekamen! Was hatten wir für ein Glück, dass zu dieser Zeit nicht so viele Kinder unterwegs waren, die die ganze Bahn für sich beansprucht hätten ;-) Auch das Rosengårdcenter konnte ich Christian nicht vorenthalten und wir konnten uns dieses Mal in der Mitte sogar einen kleinen Zirkus ansehen. Nicht schlecht, was man an einem Shoppingnachmittag alles geboten bekommt!

Am Dienstag haben wir uns tatsächlich sogar mit dem Fahrrad nach draußen gewagt. Wir sind ein bisschen am Fluss entlang gefahren, der uns direkt durch den Zoo und an den Tigern vorbei geführt hat. Christian musste aber schon bald die Erfahrung machen, dass mit dem dänischen Wind nicht zu spaßen ist. Bevor seine Finger endgültig abgefroren sind, sind wir dann doch lieber wieder zurück um uns ein bisschen aufzuwärmen.



Am Abend konnten wir die dänische Gastfreundlichkeit genießen, da wir bei Birgitte eingeladen waren. Sie wohnt wirklich hübsch in einem ehemaligen Bauernhof inmitten von Häusern, die ein bisschen an das alte fünische Dorf erinnern. Zusammen haben wir auf deutsche Art Fleischküchli mit Kartoffelbrei und Karotten gekocht. Und als Nachspeise gab es eine Apfel-Mascarpone-Creme (ohne Mascarpone, dafür mit irgendwas Quarkähnlichem) und es war sooo gut. Der Abend war wirklich schön und verging wie im Flug! Birgitte mochte übrigens meinen mitgebrachten deutschen Wein aus Sand und hätte gern mehr davon ;-)
Nachdem wir Mittwoch auch schon unseren letzten gemeinsamen Tag in Odense verbracht haben, stand noch ein Trip nach Kopenhagen an. Aber dazu später mehr!




Montag, 25. Februar 2013
Kapitel 19: Comenius-Dinner (14. Februar)
Für viele ist der 14. Februar auch unter dem Namen Valentinstag bekannt. In Dänemark wird dieser Tag eher nicht so groß geschrieben bzw. nicht gefeiert. Dennoch hatte ich einen wunderbaren Abend und dazu ein tolles Essen. Denn unser erstes Comenius-Treffen war für Valentinstag angesetzt.

Birgitte und ich haben mittags die Schule früher verlassen, um zum Treffpunkt zu fahren, wo uns schon die anderen fünf Assistenten (Maria aus Spanien hat – warum auch immer - gefehlt) und Mentoren erwartet haben. Nach einem sehr leckeren Smørrebrød haben wir uns alle miteinander bekannt gemacht (irgendwie auch lustig, wir Assistenten kannten uns schließlich schon alle) und über das dänische Schulsystem gesprochen. Wir haben zum Beispiel erfahren, dass die Lehrer in Dänemark ungefähr drei Mal so viel im Monat verdienen wie ich verdienen werde. Deutschlehrer sind übrigens Mangelware. Soll ich hier bleiben? Kleiner Scherz. Man muss schließlich auch die hohen Steuern und Lebenshaltungskosten bedenken.

Nachdem Birgitte und ich anschließend noch ein bisschen die Unterrichtsmaterialien durchgestöbert haben (das Treffen fand in einem Zentrum für Unterrichtsmittel statt) und auch fündig wurden, bin ich die 5 Minuten noch nach Hause gelaufen. Sehr praktisch, einmal etwas direkt vor der Haustüre zu haben! Nach einem ausgiebigen Mittagsschlaf ging es auch schon wieder los, da das mittags nur der erste Teil unseres Treffens war.

Zusammen sind wir gegen Abend ins Birdy’s, das ein richtig tolles indisch-mexikanisches Restaurant im Zentrum Odenses ist. Eigentlich bin ich kein Freund mexikanischen Essens, aber das war mal wirklich gut! Wir hatten ein mexikanisches Buffet mit allerlei leckeren Dingen inklusive Getränken und einer Flasche Wein. Zum Nachtisch gab es dann auch noch Mandelkuchen mit Walnusseis, hmmmm… Der Abend war richtig hyggelig und es war schön, dass wir alle zusammen sein konnten. Und ein weiterer großer Pluspunkt: die Kosten wurden komplett von den Comenius-Organisatoren übernommen und weitere Treffen sind schon geplant. Ich habe noch von keinen anderen Kommunen in Dänemark gehört, die das so handhaben wie hier. Nirgendwo sind außerdem so viele Assistenten zusammen in einem Ort (nicht einmal in Kopenhagen!). Ich kann mich also mal wieder glücklich schätzen in Odense gelandet zu sein. In diesem Sinne: tak for mad!



Dienstag, 12. Februar 2013
Kapitel 18: Schulleben und Fastelavn
Es wird Zeit, dass ich mich wieder einmal melde! In der letzten Zeit wechsle ich zwischen krank und gesund hin und her, was auf Dauer ziemlich nervig aber natürlich auch anstrengend ist. Jetzt hat es mich vor kurzem erst so erwischt, dass ich drei Tage nicht zur Schule gehen konnte und nun geht das Ganze anscheinend schon wieder von vorne los. Es wird Zeit, dass der Frühling kommt!

Ich möchte euch aber nun wieder mal davon berichten, wie es so in der Schule läuft. In den letzten Wochen gab es Phasen, in denen ich mich nicht wirklich wohl gefühlt habe, was mit einem der Deutschlehrer zusammenhing. Da die ganze Sache aber nun bereinigt ist, geht es mir wieder gut und ich freue mich sehr, nach den Ferien (hier ist nächste Woche frei) mit dem Deutschunterricht beginnen zu können! Insgesamt fällt mir auf, dass die Lehrer mir nun nach und nach immer offener begegnen. So kommt es zu wirklich netten Gesprächen und es macht dabei gar nichts, wenn das Englisch nicht perfekt ist. Wir versuchen uns in einem Mischmasch aus Dänisch, Englisch, Deutsch und Zeichensprache zu verständigen, was oft sehr lustig klingen und aussehen mag.

Mit meiner Mentorin Birgitte verstehe ich mich wirklich super. Sie kümmert sich sehr und nicht selten möchte sie mich glaube ich ein bisschen bemuttern („Hast du genug Obst?“, „Hast du genug warme Pullover oder soll ich dir welche von mir geben?“). Da liegt mir dann schon manchmal „Ja Mama!“ als Antwort auf der Zunge, aber ich konnte es mir bisher immer noch verkneifen. Wie auch immer, ich weiß es sehr zu schätzen. Für vergangenen Samstag hatte ich mich mit ihr in der Stadt auf einen Kaffee verabredet und es war wirklich sehr schön. Wir haben uns fast drei Stunden sehr gut unterhalten und ich habe sehr viele Eindrücke von ihrem Leben und ihrer Person erhalten können. Ich finde es toll, dass es hier ganz einfach ist, auch eine persönliche Beziehung aufbauen zu können. So macht auch die Zusammenarbeit in der Schule gleich viel mehr Spaß. Da Christian mich Freitag für eine Woche besuchen kommt, hat sie uns beide abends zu sich eingeladen. Das ist doch nett, oder nicht?

Nun noch zum Unterricht in der Schule an sich. Bei den Schülern lassen sich Fortschritte verzeichnen. Mit der Zeit haben meine Erstklässler gelernt, wie sie sich mit mir verständigen können. Ich finde es bemerkenswert, dass niemand müde wird, mir etwas auf Dänisch zu erklären oder auch gern mal seinen ganzen Körper einsetzt. Ich war auch ganz erstaunt, als Abtin mir diese Woche plötzlich mit „Thank you“ antwortet. Das muss er wohl aufgeschnappt oder zu Hause nachgefragt haben :-) Mir wurde außerdem mal wieder bewusst, dass man den Schülern immer offen und ohne Vorurteile gegenübertreten sollte. So hielt ich Abtin erst für einen richtigen Störenfried, doch mittlerweile ist er mir richtig ans Herz gewachsen. Heute hat er mich gefragt, ob ich nach der Schule nicht zusammen mit ihm etwas spielen möchte :-D Birgitte meinte jedenfalls, dass ich einen guten Einfluss auf ihn habe, was mich sehr gefreut hat.

Letzte Woche ging außerdem ein kleines Projekt zu Ende. Meine Erstis haben in Kleingruppen Plakate zum Thema Fußballstadion, Mein Zimmer und Spielplatz gestaltet. Das heißt sie haben erst einmal gemalt und anschließend alle Dinge im Bild mit Wortkärtchen versehen. Ziel hierbei war, dass sie zu bestimmten Themen Worte verschriften. Eine Jungsgruppe hat hierbei im Fußballstadion Dänemark gegen Deutschland antreten und netterweise auch Deutschland gewinnen lassen (gut, letzteres eigentlich nur weil ich es unbedingt so wollte hihi). Hier ein paar Ergebnisse:







Heute habe ich außerdem auch begonnen mit meinen Erstklässlern Englisch zu sprechen. Und es klappt besser als ich erwartet habe! Sie verstehen sehr schnell und für sie ist es natürlich auch eine tolle Möglichkeit frühzeitig mit der Fremdsprache in Kontakt zu kommen.
Insgesamt habe ich den Eindruck, dass die dänischen Kids sehr schnell und auch einfacher Englisch lernen als bei uns. Bei meinen Drittklässlern (Englischunterricht beginnt in Dänemark ebenfalls in Klasse 3) habe ich heute eine Stunde zu den Farm Animals gehalten und ich konnte ihnen wesentlich mehr zumuten, als das vielleicht in einer deutschen Klasse möglich gewesen wäre. Ich schätze, dass das wohl auch wesentlich damit zusammenhängt, dass englische Filme hier nicht synchronisiert, sondern nur mit dänischen Untertiteln versehen werden. So schnappen die Kinder doch schon recht früh englische Wörter auf.

In dieser Klasse starten wir bald mit einem weiteren Projekt zu den Tieren. Wir werden Plakate mit den Kontinenten und den jeweiligen Tieren gestalten und in der Bibliothek ausstellen. Auch hiervon werden dann hoffentlich bald Bilder folgen können. Hier noch ein paar nachgelieferte Bilder vom Schulhaus und „meinem“ Klassenzimmer:

Kindergartenbereich:


Dieser Bereich wird für Aktivitäten des Unterrichts genutzt, die mehr Bewegungsfreiheit brauchen (wie z.B. Spiele, Tanz, Theater):


Schulküche:


Lehrerzimmer:


Klassenzimmer:


Da ja gerade Fasching ist, möchte ich euch natürlich auch etwas vom Fasching in Dänemark berichten. Nun ja, wenn es denn Fasching in Dänemark geben würde… Hier nennt man das Ganze Fastelavn. Es ist aber eigentlich eher etwas für Kinder, weshalb ich dieses Jahr auch keinen einzigen verkleideten Menschen auf der Straße gesehen habe. Es war, als würde es Fasching nicht geben! In der Schule sind wir aber fleißig dabei, Faschingsvorbereitungen zu treffen. Richtig, wir treffen eben erst die Vorbereitungen! Obwohl bei uns in Deutschland der Fasching nun bald vorüber ist, wird er bei mir in der Schule erst diesen Donnerstag (14.2., Valentinstag!) gefeiert. Ich habe also schon fleißig Masken gezeichnet und Katzen ausgeschnippelt und ein Holzfass bunt bemalt. Was es mit beiden letzteren Dingen auf sich hat, möchte ich euch gerne noch erzählen. Die Katzenliebhaber sollten jetzt aber besser weghören!

"Slå katten af tønden": Katzenschlagen
Was sich brutal anhört, war ursprünglich tatsächlich ein nicht gerade tierfreundlicher Brauch: früher steckte man eine lebendige schwarze Katze in ein Holzfass. Die Katze stand als Symbol für das Böse, das vertrieben werden sollte. Man schlug nun so lange auf die Tonne ein, bis sie zerbrach und die Katze aus der Stadt gejagt werden konnte. Klingt barbarisch oder? Heute wird das Katzenschlagen zwar immer noch gemacht, auf der Tonne ist jedoch nur noch eine Katze aufgemalt. Zum Glück! Im Fass selbst sind dann Süßigkeiten für die Kinder. Derjenige, der das letzte Holzbrett abschlägt, wird zum Katzenkönig gekürt.

Gestern habe ich Fastelavnsboller (Faschingsbrötchen) bekommen, die wirklich lecker waren. Das ist das typische Blätterteiggebäck mit verschiedenen Füllungen und bunten Glasuren, das man hier zu Fasching isst. In meinem Fall war es mit Vanillepudding gefüllt und mit Schokolade überzogen, hmm! Doch auch hierzu gibt es eine kleine Geschichte: Früher scheuchte man sich der Überlieferung nach zu Fasching mit einem Zweigbündel (eine Art Fruchtbarkeitssymbol) gegenseitig aus den Betten. Männer schlugen damit ihre Frauen. Als Dank (?!) servierten diese ihnen dann Kuchen. Also mir würde da besseres einfallen, als Kuchen zu servieren, aber gut… Wenigstens gibt es nun diese richtig guten Fastelavnsboller!



Sonntag, 3. Februar 2013
Kapitel 17: Neue Comenius-Assistenten, die älteste Stadt Dänemarks und das etwas andere Wattenmeer
Mein kleines gelbes Haus wurde in den letzten zwei Wochen immer leerer und leerer, da ein Erasmus-Student nach dem anderen abgereist ist. Irgendwann hatte ich dann das ganze Stockwerk für mich alleine. Was für ein Luxus, so konnte ich beide Badezimmer nutzen und das zur gleichen Zeit! Gut, ihr könnt euch vorstellen, dass das etwas schwierig sein könnte. So war ich also auch ganz froh darüber als zwei neue Comenius-Assistenten die Zimmer neben mir bezogen. Mit Zsuzsanna aus Ungarn und Róisín aus Irland sind nun die letzten Assistenten in Odense angekommen.

Als erstes ein paar Worte zu den Neulingen unter uns. Mittwoch vor einer Woche treffe ich eine Frau auf dem Flur, die Unmengen an Krimskrams mit sich herumschleppt. Als ich sie frage, ob ich ihr beim Tragen behilflich sein könnte, stellt sich heraus, dass sie die Mentorin der neuen Assistentin aus Ungarn ist. Von ihr erfahre ich auch, dass Zsuzsanna zwei Tage später ankommen soll. Ich weiß Freitag also, dass sie theoretisch hier sein sollte, gesehen habe ich sie bisher aber noch nicht. Wir anderen halten auch Samstag in der Kantine Ausschau nach ihr, aber wieder keine Spur. Und eigentlich führt kein Weg an der Kantine vorbei, wenn man nicht verhungern möchte. Als sie auch Sonntag zum Abendessen nicht auftaucht, beschließe ich ihr einen Besuch in ihrem Zimmer abzustatten. Sie freut sich und löchert mich mit Unmengen an Fragen, was verständlich ist, da alles noch so neu für sie ist. Ich bin ja jetzt sozusagen ein alter Hase hier ;-) Sie erzählt von ihrem starken Heimweh und ich lade sie ein, uns den Samstag darauf (gestern) nach Ribe zu begleiten. Roísín hätte ich ebenfalls gerne mitgenommen, da sie wirklich sehr nett zu sein scheint, doch leider war das Auto zu diesem Zeitpunkt schon voll.

Ribe wurde also gestern durch drei Deutsche (Ute, der Doktorandin Anna aus Lübeck und mich), einen Slowenen (Rok) und einer Ungarin (Zsuzsanna) „bereichert“. In Roks Auto machten wir uns zu fünft auf den Weg in die 150km entfernte älteste Stadt Dänemarks. Schon beim Losfahren versprach uns das Wetter einen wunderbaren Tag, da seit langem einmal die Sonne an einem strahlend blauen Himmel schien. Ribe ist ein kleines Städtchen mit 8200 Einwohnern, das 2010 sein 1300. Stadtjubiläum feierte und ist dank der vielen kleinen unter Denkmalschutz stehenden Häuschen ein richtiger Besuchermagnet. Ich kann mir vorstellen, dass im Sommer einiges los sein muss. Aber dank der Jahreszeit waren wir wohl (wieder einmal) so ziemlich die einzigen Touristen. So konnten wir ganz ungestört diese tolle Stadt genießen.







Nachdem wir ein bisschen an bunten Häusern, Schiffen und hübschen, kleinen Läden vorbeigeschlendert sind, werfen wir noch einen Blick in den gotischen Dom, der heute das einzige fünfschiffige Gotteshaus in Dänemark ist. Das Highlight hier: man kann den Turm besteigen und von der Plattform einen Ausblick auf Ribes Dächer und die Marsch genießen. Mich hat dort oben besonders gefreut, dass kein Lüftchen ging und ich mir von der Sonne die Nase kitzeln lassen konnte. Seit ich in Dänemark bin, ist mir nämlich erst so richtig bewusst geworden, wie wichtig die Sonne für mich und meine Stimmung ist.





Schließlich stapften wir all die Treppenstufen wieder nach unten mit dem Plan, erst noch in ein paar Läden zu schauen und anschließend etwas zu essen zu suchen. Eigentlich hatten wir alle etwas mitgenommen, nur Zsuzsanna nicht (obwohl ich es ihr beim Frühstück extra noch gesagt hatte) und klar hatte sie jetzt zur Mittagszeit Hunger. Das wäre ja auch alles kein Problem gewesen, wenn… Nun ja, wenn sie denn irgendetwas von den zahlreichen Essensmöglichkeiten gemocht hätte. Aber: „I don’t like this, I don’t like that“. Nachdem wir also alle Möglichkeiten durch hatten und dabei ordentlich Zeit verloren hatten, sind wir schließlich in einem Café gelandet. Wo sie letzten Endes aber auch nichts essen wollte.

Am Nachmittag hat uns die Sonne dann leider doch in Stich gelassen und es wurde wieder recht bewölkt. Trotzdem wollten wir es uns nicht entgehen lassen, das Wattenmeer zu sehen. Von Ribe aus war es mit dem Auto nicht weit dorthin und ich war schon sehr gespannt, da ich das Wattenmeer noch nie vorher gesehen hatte. Und mit diesem Anblick hatte ich (und auch die anderen) auch wirklich nicht gerechnet! Es war komplett mit Eisplatten bedeckt, die sich quer übereinander stapelten und riesige Haufen Eis bildeten. Ich war platt. Dieses Bild und diese Erinnerung wird mir keiner mehr nehmen. Im Gegensatz zu Zsuzsanna (reichliche Quängeleien) habe ich es sehr genossen auf den Eisbergen herumzuklettern (auch wenn das eingesaute Schuhe und Hose bedeutet hat) und am Rand des gefrorenen Wattenmeers entlang zu spazieren. Auch wenn es wahrscheinlich das letzte Mal war, dass wir in dieser Zusammenstellung (oder soll ich sagen Zsuzsammenstellung?) gefahren sind, habe ich den Tag wieder sehr genossen. Der Anblick des Wattenmeers wird mir noch lange in Erinnerung bleiben und ich bin schon sehr gespannt, wie es im Frühling dort aussieht!




Montag, 28. Januar 2013
Kapitel 16: Aarhus
Und schon wieder Wochenende! Das geht ja wirklich ruckzuck! Gut, man muss dazu auch sagen, dass ich freitags immer frei habe. Das ist für alle Comenius-Assistenten in Odense so geregelt (in der Theorie, die Praxis sieht ein bisschen anders aus), so dass wir uns treffen und das Land erkunden können. Für mich ist also länger Wochenende als üblich, worüber ich mich aber natürlich nicht beschwere.

Ute und ich sind vergangenen Freitag mit dem Auto los nach Aarhus, der zweitgrößten Stadt Dänemarks gestartet. Mit 252 000 Einwohnern ist das für deutsche Verhältnisse jetzt nicht unbedingt riesig und ich fühle mich ab und zu auch an Bamberg erinnert. Ich treffe an diesem Tag sogar wirklich noch auf Bamberg, doch dazu später mehr. Aarhus ist eine Hafenstadt in Jütland, also im Westen Dänemarks. Auch ohne Navi war es kein Problem dorthin und in die Innenstadt zu finden. Bei der Suche der Touristeninformation gestaltete sich das Ganze aber schon ein bisschen schwieriger. Wir wollten uns als erstes einmal mit Kartenmaterial eindecken, was laut Internet und Reiseführer kein Problem sein sollte (hier werden mindestens zwei Touristeninformationen genannt). Wir laufen also munter drauf los, immer den Beschilderungen nach. Am Zielort angekommen ist weit und breit keine Touristeninformation zu sehen. Vielleicht versteckt sie sich irgendwo in einer Passage oder um die Ecke?

Nun ja, wir geben fürs Erste auf und laufen weiter zu Den gamle By, der alten Stadt. Laut Reiseführer ist Den gamle By das größte und umfassendste Freilichtmuseum für Stadtkultur in Europa. Und wir waren auch wirklich beeindruckt wie schön es dort ist! Überall Fachwerkhäuschen aus dem 17./18. Jahrhundert, die man auch von innen besichtigen kann. Hier eine Wassermühle, dort ein Modegeschäft und ein Spielzeugmacher und zwischendrin der Fluss. Der nur leider nicht geflossen ist, da er zugefroren war… Trotzdem richtig idyllisch und ich möchte im Frühling so gerne noch einmal dorthin!













Im Freilichtmuseum wurde außerdem ein kleiner Stadtteil aus den 60er/70er Jahren nachgebaut. Und was sehe ich da in einem Schaufenster eines Reisebüros? Ich kann es kaum glauben, aber es ist wahr: Bamberg! Ein Bild des alten Rathauses hängt stolz im Fenster und verspricht „glückliche Tage im Reiseland Deutschland“. Natürlich freue ich mich wie verrückt und muss an meine Lieben zu Hause denken.



Nachdem wir dort alles ausgekundschaftet hatten, wurde es Zeit ins Warme zu kommen, um die Eiszapfen an unseren Füßen loszuwerden. Also haben wir uns schnellstens auf den Weg ins VW-Café gemacht, das uns auf dem Hinweg schon ins Auge gesprungen ist. Es hatte einen VW-Bus als Tresen! Nachdem wir genug Wärme getankt hatten, ging es auch schon wieder weiter. Schließlich wollten wir noch so viel sehen. Als wir in der Nähe des Hafens weitere Schilder finden, die zu einer Touristeninformation führen, machen wir uns erneut auf die Suche. Die Schilder führen uns im Kreis und wir beginnen so langsam aber sicher am Sinn der ganzen Sache zu zweifeln. Wollen die ihre Touristen so verwirren, dass sie nicht mehr nach Hause finden? Letztendlich fragen wir im Rathaus nach und die Antwort ist dann doch mehr als irritierend: „We don’t have a tourist-information.“ Wie bitte?! Warum habt ihr dann Wegweiser?? Und das nennt sich die zweitgrößte Stadt Dänemarks… Im Bürgerservice gibt es letztendlich doch noch einen winzigkleinen Stadtplan, immerhin etwas.









Ute und ich schlendern noch durchs Latinerkvarter und finden richtig nette kleine Läden, wo man allerhand schöne Sachen kaufen kann. Auch Dom und Theater können sich sehen lassen. Eigentlich hatten wir geplant uns noch DIE Sehenswürdigkeit in Aarhus schlechthin anzusehen: das Kunstmuseum Aros. Es ist deshalb so bekannt, da es auf seinem Dach einen gläsernen, begehbaren Pfad in den Farben eines Regenbogens hat. So kann man also die ganze Stadt in allen erdenklichen Farben betrachten, was wirklich toll sein muss. Allerdings hätte es zu viel Zeit gekostet, die gesamte Ausstellung anzusehen und 80kr. nur für den Regenbogen waren uns dann doch etwas zu viel.



Stattdessen gehen wir noch kurz durch die Fußgängerzone und fahren weiter zu einem wirklich traumhaften Strand. Auf dem Weg dorthin halten wir Ausschau nach Marselisborg Slot, der königlichen Sommerresidenz. Allerdings ist es – ebenso wie die Touristeninformation – nicht aufzufinden. Entweder haben wir es einfach nicht bemerkt oder auch hier würde die Antwort lauten: „We don’t have a castle!“.

Zum Schluss noch mein Lieblingsbild des Tages. Es war so kalt, dass die Gischt am Gerüst des Steges gefroren ist. Wunderschön anzusehen!




Freitag, 25. Januar 2013
Kapitel 15: Odense Bulldogs und eine weitere Schulwoche
Am Dienstag habe ich das erste Eishockey-Spiel meines Lebens live miterlebt und es war super! Rok konnte uns Freikarten besorgen, da er einen Spieler der Odense Bulldogs kennt. Und so standen Laura, Miguel, Rok und ich warm eingepackt (so kalt war es dann aber gar nicht) in der Arena und haben das Spiel verfolgt. Natürlich musste ich mich vorher erst einmal mit den Regeln vertraut machen. Verstanden habe ich währenddessen trotzdem nicht alles, aber Spaß gemacht hat es! Vor allem das letzte Drittel war spannend, da sich die Odense Bulldogs und SønderjyskE ein Kopf an Kopf Rennen geliefert haben. In der letzten Minute konnten die SønderjyskE das Spiel aber leider für sich entscheiden und die Bulldogs verlieren 3:4. Schade!





Eine weitere Schulwoche liegt nun wieder hinter mir. Wie schnell die Zeit doch vergeht! Ich möchte euch von ein paar Dingen erzählen, die mir besonders im Gedächtnis geblieben sind.

In meiner ersten Stunde am Montag (Natur & Teknik) meldet sich Darin und fragt, ob sie nach draußen zum Händewaschen darf. Natürlich darf sie. Als sie nach 15 Minuten noch immer nicht zurück ist, mache ich mir aber nun doch ein wenig Sorgen. Ich gehe zu den Toiletten, um nach ihr zu sehen und finde den Raum verwaist vor. Wieder zurück im Klassenzimmer frage ich Birgitte, ob ich nicht im Schulhaus nach ihr sehen sollte. Dabei spielen meine Gedanken schon verrückt und ich male mir eine weinende Darin aus, die irgendwo eingesperrt ist oder noch schlimmer: sie wurde entführt. Birgitte ist allerdings völlig unbeeindruckt und sagt mir nur, dass Darin ruhig einmal diese Erfahrungen allein außerhalb des Klassenzimmers machen soll. Wie bitte?! In Deutschland würden bei mir mittlerweile sämtliche Alarmglocken schrillen, da ich als Lehrer schließlich die Verantwortung dafür trage, wenn sie während meines Unterrichts abhanden kommen sollte. Als Darin nach geschlagenen 30 Minuten (!) vom „Händewaschen“ zurückkommt, wird sie noch nicht einmal nach den Grund ihres Verschwindens gefragt. Na das sind ja komische Sitten…

Allgemein habe ich den Eindruck, dass die Kinder sehr viele Freiheiten haben. Was einerseits gut ist, andererseits aber auch schon an Laissez-faire grenzt. Und manches gefällt mir so gar nicht. Wenn ich meinen Unterricht halte, dann erwarte ich auch von den Schülern, dass nicht gegessen, gespielt oder ungefragt das Klassenzimmer verlassen wird. Gewisse Regeln müssen einfach sein, denn wie soll sonst ein Unterricht ohne größere Störungen ablaufen können? Vielleicht bin ich in dieser Hinsicht zu sehr deutsch.

Aber auch viele schöne und lustige Momente sind mir diese Woche in Erinnerung geblieben. In der 1. Klasse machen wir das Märchen „Das Feuerzeug“ von H.C. Andersen. Wer nicht weiß, worum es geht: Ein Soldat findet ein Feuerzeug mit dessen Hilfe er sich alles wünschen kann, was er nur möchte (inkl. Königstochter). Die Kinder sollen mit Hilfe von Bildern und Figuren die Geschichte nacherzählen. An einer Stelle kann ich mir ein Lachen aber doch nicht verkneifen. Anstatt Tabak behauptet ein Junge, dass der Soldat mit Hilfe des Feuerzeugs Kebab rauchen will. Also DAS stell ich mir dann doch eher schwierig vor ;-)

In der 3. Klasse mache ich im Englischunterricht ein kleines Spiel mit den Kids. Bestimmte Namen werden an die Kinder verteilt und immer wenn ich diesen Namen vorlese, müssen diejenigen aufstehen und eine Runde um den Stuhlkreis laufen. Einerseits wird somit der Text der letzten Stunde wiederholt und andererseits macht es den Kids einfach tierischen Spaß. Und ich kann auch nicht abstreiten, dass mir der gewisse Spielfaktor in der Grundschule sehr gefällt.

Ich mache diese Woche außerdem die Erfahrung, dass Anteilnahme oft wichtiger ist, als das volle Verständnis einer fremden Sprache. In der Arbeit mit einer Kleingruppe kommt es dazu, dass Darin in Tränen ausbricht. Eine der anderen hat ihr die richtige Antwort auf meine Frage vorgesagt, obwohl sie es doch alleine schaffen wollte. Sie verlässt daraufhin (mal wieder) das Zimmer und ich bleibe mehr oder weniger beeindruckt mit den anderen zurück. Kurz darauf kommt sie wieder und verkriecht sich noch immer weinend in eine Ecke. Alle Annäherungsversuche ihrer Mitschüler weist sie zurück. Also gehe ich zu Darin und frage sie, was mit ihr los ist. Daraufhin bricht ein dänischer Redeschwall ohne Ende aus ihr heraus und ich verstehe natürlich kein Wort. Absolut kein Wort. Aber immerhin bin ich so schlau zu nicken und mich mitfühlend zu geben. Und siehe da: es klappt! Nachdem sich ihre Stimmung wieder gebessert hat, können wir in die Klasse zurückkehren.

Noch ganz nett finde ich außerdem, dass mich einige der Kleinen gezeichnet haben. Gut, in einem Baströckchen komme ich für gewöhnlich nicht in die Schule (vor allem nicht im Winter), aber ansonsten bin ich doch recht gut getroffen ;-) Eines der Mädchen schreibt in Dänisch darunter: „Wir haben eine neue Lehrerin in unserer Klasse. Marilyn aus Deutschland. Sie bleibt ein halbes Jahr bei uns. Das wird ein gutes halbes Jahr.“ Ja, das glaube ich auch!


Schulgebäude Tingløkkeskolen


Küche Lehrerzimmer


1. Klasse beim Schmökern in der Schulbibliothek

P.S.: Mehr Bilder meiner Schule folgen!



Samstag, 19. Januar 2013
Kapitel 14: Wikingermuseum Ladby und Fyns Hoved


Heute haben Rok, Ute und ich uns Richtung Ladby aufgemacht. Über verschneite Straßen und kleine Dörfchen hindurch fahren wir zum Wikingermuseum, ohne so richtig zu wissen, was uns erwartet. Dort angekommen sind wir die einzigen Besucher (man bedenke die Jahreszeit), aber so müssen wir zumindest nicht lange an der Kasse warten. Die Verkäuferin ist sehr nett und erklärt uns, dass wir nun eine kleine Strecke durch den Schnee laufen müssen. Wir stapfen munter drauf los und halten Ausschau nach einem Wikingerschiff, das hier irgendwo sein müsste. Schließlich sehen wir einen riesigen weißen Schneehügel. Nicht wirklich jetzt, oder?! Da ist wohl das Schiff drunter?! Puh, es gibt doch einen Eingang in diesen Hügel und das Schiff liegt im Trockenen unter der Erde. Im Inneren ist es dafür aber auch finster wie die Nacht und wir sehen: nichts. Als sich unsere Augen so langsam an die Dunkelheit gewöhnen, lässt sich so nach und nach der Umriss eines Schiffes erkennen. Ein richtig gutes Foto habe ich dank der Dunkelheit nicht wirklich hinbekommen. Das Ladby-Schiff ist Dänemarks einziges Grabschiff aus der Wikingerzeit. Um 925 n. Chr. wurde der König von Ladby hier in seinem Schiff bestattet, zusammen mit all seinem Besitz inkl. Hunden und elf Pferden. Hunde und Pferde wurden für ihren König getötet und ihre Skelette kann man auch noch immer hier sehen. Ein bisschen gruselig ist das ja schon in diesem Schummerlicht…



Seit Sommer letzten Jahres versucht man nun dieses Grabschiff in Originalmaßen (21,5m lang und 3m breit) nachzubauen, wozu man ebenfalls das Werkzeug benutzt, das bereits die Wikinger nutzten. Alles wird also per Hand gemacht und muss exakt ausgemessen und bearbeitet werden. Ein netter Herr erklärt uns die Vorgehensweise und erzählt uns außerdem, dass dieses Schiff 2014 fertiggestellt und zu Wasser gelassen werden soll. Ich wäre wirklich gerne dabei, wenn die 35-Mann-Besatzung ihren ersten Trip startet! Auf dem nächsten Bild seht ihr, wie das Schiff derzeit aussieht. Die anderen Bilder geben außerdem einen Eindruck vom Rest des Museums bzw. der Umgebung (das zweite Bild ist der besagte Schneehügel). Man hatte von dort übrigens einen super Ausblick auf den Kerteminde Fjord!





So soll das Grabschiff des Königs einmal ausgesehen haben:






Anschließend fahren wir weiter zu Fyns Hoved, was so viel heißt wie „Fünens Haupt“. Es ist Fünens nördlichste Stelle und von dort kann man sowohl Jütland und Seeland als auch Schweden sehen. Beeindruckend! Ich glaube, dass die Landschaft ihre volle Schönheit erst wieder im Frühling entfaltet, dennoch ist es wunderschön. Viel Zeit zum Stehenbleiben haben wir aber nicht, da wir andernfalls bei gefühlten -20 Grad an Ort und Stelle festfrieren würden. Als wir nach einem kleinen Fußmarsch schließlich tatsächlich dort an der nördlichsten Stelle ankommen, bin zwar nicht ich aber meine Kamera eingefroren und ich kann erst einmal keine weiteren Fotos machen. Nun gut, meine Kamera ist wohl eher für den Sommerurlaub im Süden gedacht… Wir schnuppern ordentlich Meeresluft, lassen uns den Wind um die Ohren peitschen und gehen vorbei an Schafen wieder zurück ins warme Auto.














Nach einem kurzen Stopp in Langø Hoved, wo wir ebenfalls einen sehr schönen Strand sehen, machen wir uns wieder auf dem Heimweg. Nach ein paar Tassen Tee bin ich nun auch wieder so weit aufgetaut, dass ich diesen Eintrag verfassen kann. Wir hatten heute einen rundum gelungenen Ausflug, den ich gerne noch einmal wiederholen möchte. Allerdings erst wenn es wieder ein bisschen wärmer ist!



Freitag, 18. Januar 2013
Kapitel 13: Comenius-Abend und müde Gesichter
Heute verlässt uns Katrin, um zurück in Deutschland mit ihrem Referendariat zu beginnen. Wir Comenius-Leute haben uns deshalb gestern Abend im Smagløse-Café getroffen, um ihren letzten Abend in Dänemark gemeinsam zu verbringen. Es war gleichzeitig das erste Mal, dass beinahe alle von uns (leider konnte Ute an diesem Abend nicht) gemütlich zusammen saßen. Es war sehr schön und gleichzeitig schade, dass Katrin schon gehen muss. Ute und ich werden sie heute Abend ein letztes Mal treffen, bevor sie mit ihrem ganzen Gepäck Richtung Bahnhof zieht.

Wieder zurück im Dalum wollte ich mich noch auf der Goodbye-Party der Erasmus-Leute blicken lassen. Für viele von ihnen ist das Semester nämlich nun zu Ende und die meisten gehen entweder heute oder innerhalb der nächsten zwei Wochen zurück nach Hause. Es wird also erst einmal ziemlich ruhig hier werden. Als ich um halb 10 dort ankomme, ist die Party bereits im vollen Gange. Beinahe niemand kann hier mehr als annähernd nüchtern bezeichnet werden (obwohl die Party erst vor einer Stunde begonnen hatte). Ich nehme mir ein Bier, quatsche hier und da ein bisschen und schaue dem bunten Treiben zu. Als mir ein betrunkener, haariger Grieche ziemlich nass in den Nacken niest, wird mir das Ganze aber doch zu bunt und ich gehe lieber zurück in mein Zimmer. Und das war wohl eine gute Entscheidung, wie sich am nächsten Tag herausstellt.

Heute beim Mittagessen bekomme ich nur blasse und müde Gesichter zu sehen und es fehlen verdächtig Viele. Dann der Schreck: durch das Wohnheim, wo die Party stattfand, zieht sich eine Schneise der Verwüstung. Die Erasmus-Leute haben beim Feiern eine Couch zerstört und bekamen zu später Stunde außerdem auch noch Besuch von nicht minder betrunkenen Dänen. Diese haben ihren Beitrag ebenfalls geleistet und ein Treppengeländer musste sein Leben lassen. Feiern schön und gut. Aber hallo?! Muss man deshalb gleich in Zerstörungswut verfallen und alles niedermachen, was einem in die Quere kommt?

Von anderen hier habe ich gehört, dass das nicht das erste Mal gewesen ist. Vor kurzem waren die Dänen selbst beim Mittagessen noch derart betrunken, dass sie mit Essen um sich geworfen haben. Alle anderen haben natürlich schnellstens die Flucht ergriffen, um nicht als Ziel ins Visier zu geraten. Es ist außerdem auch schon üblich, dass sie auf der Suche nach einem Schlafplatz das gesamte Wohnheim durchmachen und versuchen in ein Zimmer zu gelangen. Ich bin froh, dass unsere Türen hier immer automatisch abgesperrt sind…

Was lernen wir daraus? Schere, Messer, Feuer, Sprit, sind für kleine (und große) Dänen nicht.



Freitag, 18. Januar 2013
Kapitel 12: Schulgeschichten
Nun habe ich meine zweite Woche in der Schule beendet und ich habe einen wichtigen ersten Eindruck erhalten. Wenn ich über diese zwei Wochen nachdenke, geht mir vieles durch den Kopf und ich möchte euch an dieser Stelle von ein paar Dingen berichten.

Erst einmal ist ja schon der Schulweg ein Abenteuer, da es in den letzten Tagen viel geschneit hat. Was die Dänen aber natürlich keineswegs daran hindert weiterhin das Fahrrad zu nutzen. Mich würde es hindern, aber ich habe keine Wahl. Um die Kurven fahre ich mit meinem Rad also nur in Schneckentempo, da andernfalls erstens das Rad unter mir wegrutschen würde (den Praxistest habe ich schon gemacht) und mir zweitens auch das ein oder andere Auto entgegen gerutscht kommt. Besonders schön ist es, wenn ein Laster mit einer riesigen Ladung Schnee auf dem Dach an dir vorbeirauscht und dabei eine ordentliche Ladung in deinem Gesicht hinterlässt.

Nun zu den eigentlichen Erlebnissen in der Schule, wobei ich mit den negativen anfangen möchte. Gestern hat Birgitte ihre 1. Klasse in zwei Hälften geteilt, wobei ich eine davon allein übernehmen sollte (was ich als Assistenzlehrerin eigentlich nicht darf!). Ich fand es dann auch schon etwas komisch, dass sie mir 16 Kinder zuteilte und selbst nur 6 bei sich behielt. Jedenfalls bin ich mit meiner Gruppe dann in einen Aufenthaltsraum gegangen und habe versucht mit ihnen zu lesen und eine Aufgabe zu bearbeiten. Die Betonung liegt hierbei auf „versucht“! Denn natürlich kam es wie es kommen musste: 10 der Kinder arbeiteten brav mit, die anderen hatten nach der Hälfte keine Lust mehr und wollten viel lieber wie wild umhertoben. Ich konnte sie auch nicht wieder zum Mitmachen bewegen, da es mir ja schon allein am Wortschatz mangelt. Also konnte ich nichts anderes tun als hilflos zuzusehen und nach kurzer Zeit abzubrechen und mit ihnen zurück ins Klassenzimmer zu gehen. Dieses Erlebnis hat mir erst einmal einen ordentlichen Dämpfer gegeben.

Im Gespräch mit den anderen Comenius-Assistenten ist mir aufgefallen, dass viele das Gefühl haben, die Schulen wüssten nicht, was sie eigentlich mit ihren Assistenten anfangen sollen. Das ist furchtbar, da sie sich schließlich extra dafür bewerben! Ich bin noch nicht lange genug hier, um sagen zu können, ob das bei meiner Schule auch der Fall ist. Allerdings hat es der Deutschlehrer nach zwei Wochen immer noch nicht geschafft, mit mir meinen zukünftigen Stundenplan zu besprechen. So weiß ich also auch jetzt noch nicht, wann ich mit dem Deutschunterricht beginnen kann. Birgitte allerdings macht ihren Job wirklich gut. Sie kümmert sich sehr, erklärt mir mit Freude alles und fragt mich nach meinen Vorschlägen und Ideen.

Deshalb möchte ich jetzt natürlich auch etwas zu den positiven Erfahrungen sagen. Ich gebe mir alle Mühe, mich in den Unterricht einzubringen und sowohl Lehrer als auch Schüler wissen das zu schätzen. Auch wenn ich nicht viel Dänisch kann, versuche ich den Kindern bei Aufgaben zu helfen, was meistens auch wirklich gut klappt. Am Dienstag übernehme ich spontan das erste Mal selbstständig einen Teil des Englischunterrichts in einer 3. Klasse und alles läuft wie es soll.

Am Mittwoch dann kümmere ich mich in der 1. Klasse um Darin und Sofie, die beide erhebliche Schwierigkeiten im Lesen und Schreiben haben. Darins Konzentrationsfähigkeit geht gleich Null und sie verliert sehr schnell die Lust an Dingen, die sie nicht sofort versteht. Ich habe herausgefunden, dass es wesentlich besser funktioniert, wenn sie während der Arbeit direkt neben mir sitzen darf. Mir ist vorher schon aufgefallen, dass sie immer wieder sehr nahen Kontakt sucht (sie umarmt mich zur Begrüßung, nimmt meine Hand etc.) und anscheinend ist das der Schlüssel. Jedenfalls klappt es super und die beiden erledigen mit voller Konzentration und meiner Hilfe ein gesamtes Arbeitsblatt. Selbst Birgitte ist begeistert und ich bin sehr stolz auf die beiden Mädels.

Donnerstag bekomme ich wieder eine Gruppe von 10 Schülern und wir lesen gemeinsam (Dänisch lesen klappt mittlerweile schon ganz gut!). Dieses Mal klappt es wunderbar und ich werde für das schlechte Erlebnis am Vortag wieder ein bisschen entschädigt. Für die letzte Stunde ist donnerstags außerdem immer ein Besuch der Schulbibliothek vorgesehen. Als ich Astrid Lindgrens Pippi Langstrømpe zur Hand nehme und selbst ein bisschen schmökern möchte, klettern zwei Kids auf meinen Schoß und ruckzuck sind wir in die Geschichte vertieft. Ich lese vor, sie lesen mit und verbessern mich, wenn ich etwas falsch ausspreche. Wenn ich also auf diese Weise Dänisch lerne, habe ich auch nichts dagegen! Vor allem aber war ich positiv überrascht, dass es sich bei einem der Kinder um Darin handelte, die im Normalfall nicht so viel Interesse für Bücher zeigt. Was mir wiederum zeigt, dass man zu jedem Kind nur den richtigen Zugang finden muss.

Ihr seht also, dass ich bereits nach dieser kurzen Zeit schon ein paar wichtige Erfahrungen sammeln konnte. Egal ob sie nun gut oder nicht so gut gewesen sind, sie zeigen mir, dass noch kein Lehrer vom Himmel gefallen ist. Wie in allen Lebensbereichen gilt auch hier: üben, üben, üben!

Kleine Anmerkung zum Schluss: im Lesebuch der ersten Klasse kommen unter anderem folgende Wörter vor: Bier, Granate, Gewehr, Panzer, Soldat. Ääääh… Hallo?! Da kann man noch so sehr von der skandinavischen Schule schwärmen, DAS gäbe es in Deutschland definitiv nicht.



Dienstag, 15. Januar 2013
Kapitel 11: Langeland
Am Sonntag beschließen Katrin, Rok, Laura, Miguel und ich nach Langeland zu fahren. Langeland ist eine kleine Ostseeinsel südöstlich von Fünen und mit dem Auto nicht einmal eine Stunde von Odense entfernt. Wir fahren also über das Meer und schon sind wir dort! Zuerst schauen wir uns das Koldkrigsmuseum Langelandsfort an. Gut, anschauen ist zu viel gesagt, da es geschlossen hatte (wie die meisten Freilichtmuseen im Winter). Ein dänisches U-Boot mit dem Namen „Springeren“ aus dem Kalten Krieg haben wir trotzdem gesehen:







Warm einpacken musste man sich an diesem Tag auf jeden Fall (gut, das muss man hier eigentlich jeden Tag). Laura macht es also schon richtig!
Außerdem haben wir die Sehenswürdigkeit schlechthin gesehen (Ironie)! Kong Humbles Grav ist ein großes Hügelgrab aus den Jahren 3500-2800 v. Chr. Nun ja, hört sich spektakulärer an als es tatsächlich ist. Wir stapfen eine Weile durch den Schnee (s. Bild), sehen einen Hügel mit ein paar Steinen drauf und drehen wieder um. Zu dieser Zeit hat leider auch mein Akku meiner Kamera aufgegeben, was aber nicht weiter schlimm war. Dennoch möchte ich euch den Anblick nicht vorenthalten und habe mir ein Bild besorgt. Das zweite Bild ist die Aussicht von dort, die besser ist, als die eigentliche Sehenswürdigkeit







Das Beste habe ich mir für den Schluss aufgehoben. Nachdem wir nämlich im Koldkrigsmuseum waren, fahren wir an den Blue Flag Beach nach Ristinge. Was wir hier sehen, ist wirklich wunderschön! Ein wunderschöner Strand und glasklares Wasser, ein Traum. Trotzdem sind wir die einzigen Strandbesucher, was wohl an der Jahreszeit liegen mag. Blue Flag bedeutet hier übrigens, dass das Wasser von höchster Qualität ist. Und das kann man sehen! Es ist außerdem das erste Mal für mich Schnee am Strand zu sehen und ich genieße es sehr. Die Sonne lässt sich auch ab und zu einmal blicken und macht das Ganze perfekt. Ich bin glücklich und nun endgültig verliebt in Dänemark.
















Samstag, 12. Januar 2013
Kapitel 10: Freizeit
Was macht man als Assistenzlehrer eigentlich so in seiner Freizeit? Also langweilig wurde mir bisher noch nicht. Vielmehr ist es so, dass die Zeit wie im Flug vergeht, ich abends erschöpft in mein Bett falle und ich mich frage, wo sich die 24 Stunden jeden Tag denn eigentlich verstecken. Kontakte im Wohnheim habe ich schnell geknüpft und ich lerne sehr unterschiedliche Menschen kennen, was wohl zum Teil auch an den unterschiedlichen Herkunftsländern liegen mag. Auf der einen Seite wäre zum Beispiel Laura aus Frankreich, die irgendwie ein soziales Problem zu haben scheint, kein Fleisch mag und immer nur in T-Shirt rumläuft (ich habe sie in T-Shirt einen Schneemann bauen sehen!). Auf der anderen Seite wäre dann aber auch wieder Paul aus Deutschland, der schon seit zwei Jahren hier wohnt und der ununterbrochen redet (die wenigste Zeit etwas Sinnvolles). Dann wäre da noch Javier aus Spanien, mit dem ich viele Gemeinsamkeiten teile, der aber gleichzeitig von sich selbst sagt, dass er eine „seltsame Person“ ist. Nicht zu vergessen Jan aus Prag, Houzin aus Marokko sowie Laura und Miguel aus Spanien. Laura und Miguel sind ein Pärchen und sind zusammen hierher gekommen, da Laura wie ich als Assistenzlehrerin in Odense arbeitet. Miguel sucht schon seit zwei Monaten einen Job, bisher ohne Erfolg. Es ist verständlicherweise schwierig einen Job zu bekommen, wenn man die Landessprache nicht spricht. Rok (ebenfalls Assistenzlehrer) ist kurz nach mir angekommen. Er arbeitete vorher in einem Wellnesscenter, da er keine Anstellung als Lehrer bekommen konnte. Nimmt man alle Erasmus-Studenten, alle Comenius-Assistenten plus die dänischen Farmer zusammen, sind wir hier im Dalum wirklich kunterbunt gemischt und gerade das macht es so interessant.
Hier seht ihr die Erasmus-Truppe (Laura zum Beispiel ist ja nur unschwer zu erkennen):



Am Donnerstag schaue ich mir das erste Mal die Party an, die hier jede Woche in unserem Café auf dem Gelände geschmissen wird. Jan, Rok und ich spielen eine Runde Billard (ich gewinne!), während die Dänen um uns herum mit zunehmender Stunde immer lauter (und betrunkener) werden. Ich schaue einem dänischen Spiel zu: jeder Mitspieler bekommt einen großen, langen Nagel und einen Hammer. Reihum versucht nun jeder, seinen Nagel in einen großen Holzblock zu treiben. Der Erste, der es schafft, darf die Getränke für alle Mitspieler aussuchen. Und richtig vermutet: Der Letzte muss zahlen! Ich bin mir sicher, dass ich dieses Spiel nie spielen werde. Denn dann müsste immer ich zahlen…

Am Freitag verabrede ich mich wieder mit Ute und Katrin in der Stadt. Wir gehen in ein kleines, niedliches Café, um ein bisschen zu quatschen und die Wärme zu genießen, während es draußen schneit. Wollt ihr auch ein bisschen Schnee? Dann könntet ihr kommen, um mein Fahrrad freizuschaufeln:







Aber eigentlich sieht auch einfach alles traumhaft aus mit dem Schnee! Was meint ihr?
Am Samstag wollten ein paar von uns Comenius-Assistenten in die Stadt, um über den kleinen Markt und durch die Stadt zu schlendern. Bei der Gelegenheit treffe ich auch das erste Mal auf Maria aus Spanien und Petra aus der Slowakei. Der Tag ist wirklich schön und ich sehe einiges neues von der Stadt. Zum Beispiel Odenses Dom (Sct. Knuds Kirke):







Am besten gefallen mir hier die ganzen kleinen Straßen mit den bunten Häuschen. Hans Christian Andersens Geburtshaus ist natürlich gerade eingerüstet, aber ich hoffe, dass ich das auch noch ohne Gerüst zu sehen bekomme. Hans Christian Andersen habe ich aber auch persönlich getroffen:








Hier seht ihr Ute, Laura und Miguel.

Zum Abschluss ein Foto von uns Assistenten (ich, Rok, Laura, Ute):




Freitag, 11. Januar 2013
Kapitel 9: Die erste Woche in der Schule
Am Montag sollte ich also meinen Arbeitsplatz in Dänemark kennenlernen. Birgitte holt mich früh mit dem Auto ab und nimmt mich mit zur Tingløkkeskolen, wo sie mich als erstes durch das Schulhaus führt. In Dänemark sind in einer Schule alle Klassen von 0-9 untergebracht, wobei die 0. Klasse so etwas wie bei uns die Vorschule ist. Ich bin beeindruckt wie neu und sauber alles ist und Birgitte erklärt mir, dass erst letztes Jahr komplett renoviert wurde. Bei der Gelegenheit wurden auch gleich genügend Computer, Netbooks etc. angeschafft, sodass die Kinder schon ab der 1. Klasse in den Umgang mit dem Computer eingeführt werden.

Anschließend bringt mich Birgitte zu den anderen Lehrern. Ich stelle mich auf Dänisch vor (wenigstens das kann ich nämlich schon) und überrasche damit. Von allen werde ich herzlich in Empfang genommen und ich fühle mich sofort Willkommen. In den ersten beiden Wochen werde ich nun erst einmal bei Birgitte in der 1. Klasse sowie bei Dorit und Catha jeweils in einer 3. Klasse sein. Und nein, das sind weder deutsche Klassen noch können die Kinder in diesem Alter Deutsch oder Englisch sprechen (in der 3. zumindest ein bisschen Englisch). Dänisch prasselt auf mich ein und ich verstehe also erst einmal nur Bahnhof. Ganz schön anstrengend! Aber ich gebe mir alle Mühe und am zweiten Tag verstehe ich schon ein bisschen mehr. Am dritten Tag kann ich dann mein erstes Erfolgserlebnis verbuchen: ich kann die Frage eines Kindes verstehen und auf Dänisch beantworten. Birgitte bekommt das Ganze mit und sagt mir später, dass sie beeindruckt ist, wie schnell ich lerne. Ich bin natürlich stolz wie Oskar und grinse wie ein Honigkuchenpferd :-)

Die erste Schulwoche ist nun vorüber und bisher bin ich positiv überrascht davon, wie der Unterricht hier organisiert wird. Sehr oft findet Teamteaching statt (was man sich in Deutschland auch wünscht, allerdings nicht oder zu selten umgesetzt wird), d.h. also dass zwei Lehrer gemeinsam unterrichten. Einer hält Unterricht während der andere dafür zuständig ist, die lernschwächeren Kinder zu unterstützen. Die Rolle des zweiten Lehrers kann auch durch einen Pädagogen übernommen werden. In meiner ersten Klasse ist zudem jeden Montag eine Mutter oder ein Vater eines Kindes dabei. An meinem ersten Tag waren wir insgesamt vier Erwachsene in der Klasse, sodass wir Kleingruppen für optimale Lernbedingungen schaffen konnten.

Am Donnerstag erlebe ich eine weitere Unterrichtsform, die ich bisher noch nicht auf diese Weise kennengelernt habe. Sie nennt sich hold-deling, was übersetzt erst einmal Gruppenteilung heißt. In der Praxis werden hierbei alle Klassen einer Altersstufe in kleine Gruppen geteilt und so gemischt, dass eine neue Klasse entsteht. In meiner Klasse 1b sind dann somit auch Schüler der Klassen 1a, 1c und 1d. In jeder Gruppe werden nun Themen ganz unterschiedlich behandelt (Bewegungs-, Computertraining, Kunst, Theater). Die Gruppen tauschen wöchentlich, sodass am Ende jeder einmal alles gemacht hat. Super Idee wie ich finde, das werde ich mir merken!

Ich bin nun zusammen mit Birgitte in der Kunstgruppe. Diesen Donnerstag ging es bei uns um das Märchen Hans og Grete (Hänsel und Gretel). Während Birgitte das Märchen vorliest, malen die Kinder ihre Ideen dazu auf ein Blatt Papier und ich male gleichzeitig das Lebkuchenhaus inklusive Hexe an die Tafel. Einen Preis hätte ich damit jetzt nicht unbedingt gewinnen können, aber zumindest das Haus sah ganz nett aus. Anschließend habe ich noch erklärt, dass es im deutschen Original ein Lebkuchenhaus und kein – wie im Dänischen – Pfannkuchenhaus ist. Ehrlich gesagt hätte ich auch nicht gewusst, wie ich ein Haus aus Pfannkuchen malen soll, aber gut…

Für nächste Woche hat mich Birgitte um Unterstützung gebeten, da sie selbst nicht Kunst studiert hat. Ich bereite nun eine Unterrichtsstunde für dieses Hold-deling vor. Dabei soll es sowohl Kunst sein, als aber auch Dänisch. Also werde ich wohl eine Geschichte oder ähnliches nehmen, zu der gemalt wird. Die zündende Idee fehlt mir allerdings noch, da ich nicht einfach nur wieder ein Märchen vorlesen bzw. vorlesen lassen möchte.

Fazit der ersten Woche: Ich fühle mich in der Schule gut aufgenommen. Die Kinder sind alle sehr offen und interessiert und versuchen trotz der Sprachbarriere mit mir zu kommunizieren. Im Moment fühle ich mich zwar noch ein bisschen hilflos, da ich so vieles nicht verstehen kann. Ich hoffe aber, dass das mit der Zeit besser wird. Die Lehrer sind ebenso nett und ermuntern mich dazu, so viel wie möglich auszuprobieren. „Do what you want to do“ ist hier das Motto. Was das wirklich ist, muss ich allerdings erst noch herausfinden.



Montag, 7. Januar 2013
Kapitel 8: Get lost in Odense
Als Gott den Orientierungssinn vergab, muss bei mir irgendwas schief gelaufen sein. Das habe ich jedenfalls in den letzten Tagen feststellen müssen. Ich verabrede mich für Samstag mit den beiden anderen deutschen Assistentinnen Ute und Katrin in der Stadt. Das erste Hindernis sind hierbei die dänischen Bushaltestellen. Da steht nämlich weder der Name der aktuellen Haltestelle, noch die Haltestellen, die angefahren werden. Ich steige also auf gut Glück in den nächsten Bus Richtung Stadt und springe wieder aus, als ich auf einem Straßenschild Rådhuset lese. Perfekt, am Rathaus wollten wir uns treffen! Als ich dann da mutterseelenallein an der Straße stehe, fällt mir plötzlich auf, dass ich meinen Stadtplan zu Hause liegen gelassen habe. Na super… Eigentlich wollte ich zum Dalum zurücklaufen, aber das kommt dann jetzt schon einmal nicht in Frage. Also erst einmal alle möglichen Bushaltestellen nach der richtigen Linie abgeklappert – ohne Erfolg! Nochmal na super…

Als dann auch noch vor meiner Nase die Touristeninformation zumacht, lasse ich die weitere Suche bleiben und gönne mir lieber meine erste Pølse vom Pølsevogn. Lecker! Lässt sich mit einem Hotdog vergleichen, nur dass sie in ein ausgehöltes, längliches Roggenbrot gesteckt wird. Glücklicherweise hat die Verkäuferin auch mal nicht sofort auf Englisch umgestellt und ich konnte das ganze Gespräch auf Dänisch führen. Ich bin ein bisschen stolz auf mich!

Schließlich treffe ich Katrin und Ute und wir schlendern ein bisschen durch die Stadt. Odense ist wirklich ein süßes Städtchen und überall ist Hans Christian Andersen zu finden. Wer mal nach Odense kommt und sich fragt, warum die Ampelmännchen so seltsam aussehen (wie ich es auch getan habe): das ist ebenfalls Hans Christian Andersen. Wir setzen uns zusammen in ein Café, wo ich einen richtig leckeren Jule Latte für 45 Kronen (ca. 6€) trinke. An die saftigen Preise muss ich mich allerdings erst noch gewöhnen. Der Nachmittag ist wirklich schön und die Zeit vergeht wie im Flug. Katrin begleitet mich anschließend noch zum Bahnhof und zeigt mir den richtigen Bus. Zum Glück, sonst würde ich da wahrscheinlich heute noch suchen.





Obwohl der Tag wunderbar war, wird er doch durch zwei Dinge überschattet. Erstens: ich finde am hellichten Tag eine Alkoholleiche. Sie ist männlich, ca. 20 Jahre alt und sitzt/liegt an einer Bushaltestelle (die ich ja alle abgeklappert habe). Ich beobachte sie eine Weile und stelle fest, dass sie sich nicht rührt. Ich gehe also hin, um zu sehen, ob Hilfe nötig ist. Kurzzeitig bekomme ich ein bisschen Angst, als er sich auch auf meine Frage hin immer noch nicht rührt. Letztendlich versichert er aber doch noch, dass alles „i orden“ ist und ich kann mehr oder weniger beruhigt weitergehen. Trotzdem bin ich irritiert, wie man mittags derart weggetreten allein auf der Straße rumhängen kann. Wieder zurück erzähle ich von meinem Erlebnis und bekomme als Antwort „That’s Denmark!“ und bin nur noch mehr irritiert.
Zweitens: Mein Bus auf dem Heimweg fährt eine Katze an und wir legen eine Vollbremsung hin. Ich sehe die Katze neben mir auf der Straße sterben.

Diese beiden negativen Erlebnisse versuche ich am nächsten Tag sofort wieder aus meinem Gedächtnis zu streichen. Ich verabrede mich mit Ute und Katrin für Sonntag im Rosengårdcentret, das ist das größte (vielleicht auch nur das zweitgrößte, aber hier in Odense behauptet man gern, es wäre das größte) Einkaufszentrum Dänemarks. Da ich noch kein Fahrrad habe, suche ich mir Busverbindungen, die mich hin- und auch wieder zurückbringen sollen. Zufälligerweise lerne ich beim Frühstück die spanische Comenius-Assistentin kennen und wir verstehen uns auf Anhieb. Leider so gut, dass wir uns verquatschen und ich meinen Bus verpasse. Um nicht zu spät zu kommen, muss ich nun ca. 3km laufen. Dort angekommen stelle ich fest, dass das Rosengårdcentret tatsächlich riiiiiesig ist! So riesig, dass ich mich sofort verlaufe (mal wieder) und nicht zu unserem Treffpunkt finde. Ich bleibe stehen wo ich bin und lasse mich von Katrin und Ute abholen. Was für ein Glück, dass es heutzutage Handys gibt!

Natürlich muss ich mir erst einmal eine dänische Flagge (vorerst im Kleinformat) kaufen. Die ist hier nämlich sehr populär, sie wird zu beinahe jeder Gelegenheit hervorgeholt. Selbst der Geburtstagstisch wird mit der Nationalflagge dekoriert. Außerdem kaufe ich mir ein dänisches Kinderbuch: Emil fra Lønneberg. Beim ein oder anderen mag da jetzt was klingeln. Richtig, bei uns in Deutschland heißt dieser Emil eigentlich Michel. Ich nehme mir vor, das Buch in den nächsten Wochen und Monaten lesen zu können.

Auf dem Nachhauseweg vom Rosengårdcentret möchte ich nun doch lieber mit dem Bus fahren, da mir meine Füße jetzt schon wehtun. Ich verabschiede mich von Katrin und Ute, die beide mit dem Rad da sind und schaue nach den Bushaltestellen. Da ich aber noch eine halbe Stunde warten muss, gehe ich schließlich noch einmal nach drinnen und schlendere ein bisschen umher. Schlechte Entscheidung! Leider verlaufe ich mich wieder und muss nun wirklich rennen, um meinen Bus noch zu bekommen. Es geht noch einmal gut. Als ich dann aber umsteigen muss, fällt mir auf, dass ich anscheinend mein Busticket verloren habe… Und da ich wirklich keine Lust habe, mir noch ein Ticket zu kaufen (sehr teuer!), beschließe ich den Rest heimzulaufen. Also wieder ca. 3 km.

Ihr könnt euch sicherlich vorstellen, dass ich nach diesem Ausflug mehr als erledigt war. Da kommt es mir gerade recht, dass ein paar der anderen Leute hier abends gemütlich einen Film anschauen wollen. Ich schließe mich an und lasse den anstrengenden Tag ausklingen. Morgen, also am Montag, wird mein erster Tag in der Schule sein und ich bin seeehr gespannt!



Freitag, 4. Januar 2013
Kapitel 7: Der erste Tag in Dänemark
Am Morgen nach meiner Ankunft fahren Christian und sein Vater wieder Richtung Deutschland und lassen mich mit gemischten Gefühlen zurück. Ich bin nun also ganz auf mich alleine gestellt. Richtige Abenteuergefühle wollen da noch nicht aufkommen. Nun gut, jetzt geht’s trotzdem los!

Als erstes mache ich mich auf den Weg zur Verwaltung, um meinen Mietvertrag abzugeben und mir bei der Gelegenheit auch einmal ein paar wichtige Dinge erklären zu lassen. Ich bekomme außerdem ein Passwort für das Internet, das mir allerdings nicht viel bringt, wenn es momentan auf dem ganzen Gelände Probleme mit dem Internet gibt… So muss ich also erst einmal mit dem Internet in der Bibliothek vorlieb nehmen.

Zur Mittagszeit gehe ich mit dem festen Entschluss in die Kantine, die dänische Küche ausgiebig zu testen. Doch was sehe ich dort? Tortillas und Wraps! Sehr dänisch! Nun ja, schmecken tut es jedenfalls. Ich nehme mir also meinen Teller und setze mich recht wahllos an irgendeinen Tisch. Leider war das der falsche Tisch, da neben mir nur Dänen sitzen und ich natürlich kein Wort verstehe. Kein einziges! Sehr deprimierend.

Da ich so ab und zu doch auch einmal etwas sprechen möchte, klopfe ich bei meinem Zimmernachbarn, um mich vorzustellen. Er entpuppt sich als ein in Frankreich lebender Marokkaner und bietet mir an, mich mit zum Abendessen zu nehmen, um mich dort den anderen ausländischen Studenten vorzustellen. Das nehme ich natürlich dankend an. Und so kommt es, dass ich nun mit ca. 10 Engineering-studierenden Männern am Tisch sitze. Ich vermisse zwar ein bisschen die Gesellschaft von Frauen (die sind hier an der landwirtschaftlichen Schule Mangelware), aber immerhin kann ich mich wieder an den Gesprächen beteiligen. Abends übrigens wieder das gleiche Spiel: es gibt Hamburger. Ebenfalls sehr dänisch! Ich hoffe ihr hört die Ironie. Ich werde euch berichten, wenn mal etwas Dänisches auf dem Speiseplan steht.

Nachmittags bekomme ich Besuch von Birgitte. Sie bringt mir frische Blumen und Obst und ist wirklich sehr sehr nett. Ich denke, wir werden uns gut verstehen. Wir verabreden uns außerdem für den nächsten Tag, wo sie mir noch ein paar einfache dänische Schulbücher vorbeibringen wird.

Nachdem ich wieder alleine bin, beschließe ich die nähere Umgebung zu erkunden. Ich gehe über die große Straße (nachdem ich gefühlte zehn Minuten auf eine freie Lücke zum rüber rennen gewartet habe) und über einen kleinen Weg zwischen niedlichen Wohnhäusern. Und was ich dann sehe, begeistert mich wirklich. Natur so weit das Auge reicht. Ich trete in den kleinen Wald ein und lasse die Stadtgeräusche hinter mich. Und das inmitten einer Stadt? Das gibt es in Deutschland wohl nicht so oft. Jedenfalls genieße ich, was ich sehe und laufe ein bisschen umher. Nach ca. 2 weiteren Gehminuten treffe ich auf Den Fynske Landsby und bin schon wieder erstaunt. Da wollte ich unbedingt hin und ich wusste gar nicht, dass das so nah ist! Den Fynske Landsby ist ein kleines nachgebautes Dorf, das Häuser und das Leben zu Hans Christian Andersens Zeit zeigt. Leider ist es bis März geschlossen, ich muss mich also noch ein bisschen gedulden. Der Blick von außen hat mich aber jedenfalls schon einmal neugierig gemacht.

Hier habt ihr ein paar Eindrücke, die ich bei meinem Spazierganz durch die nähere Umgebung (und damit meine ich wirklich nah!) gesammelt habe:














Kapitel 6: Das Abenteuer beginnt
Das neue Jahr ist noch jung und ich lasse Deutschland für ein halbes Jahr hinter mir. Am 2. Januar ist es so weit: es geht los nach Dänemark. Der Abschied von meiner Familie ist schwer, aber ich hoffe, dass mich viele von ihnen auch einmal besuchen kommen. Außerdem fällt mir die Reise auch deshalb leichter, da mich Christian und sein Vater mit dem Auto nach Dänemark fahren. So muss ich mit Gepäck nicht sparen und zumindest den ersten Abend muss ich also nicht allein verbringen. Dafür bin ich wirklich dankbar!
Als wir über die Grenze fahren sehen wir das, wovon es in Dänemark wirklich reichlich gibt: Felder, Felder, Bäume, Felder. In diesem Moment bin ich wirklich froh, dass ich in einer Stadt wohnen werde. Hier auf dem Land ist man ohne Auto wohl doch eher aufgeschmissen. Gegen Abends erreichen wir mein neues Zuhause, die Dalum Landbrugsskole in Odense. Rick (ein Student aus Holland) ist so nett, mich Willkommen zu heißen und mir mein Zimmer zu zeigen. Das Dalum besteht aus einem großen Hauptgebäude (s. Bild),





wo auch die Kantine zu finden ist und aus mehreren kleineren Gebäuden und Häusern. In einem dieser Häuser habe ich nun also wie ca. 10 andere Männer und Frauen ein eigenes Zimmer. Das Badezimmer wird geteilt. Wobei Badezimmer nett ausgedrückt ist, es handelt sich wohl eher um eine Nasszelle. Hier in diesem kleinen gelben Haus wohne ich (das zweite Fenster von links im Erdgeschoss ist meines):





Mein Zimmer selbst ist klein aber fein. Birgitte (meine Mentorin und Lehrerin, mit der ich zusammen arbeiten werde) und der Schulleiter haben mir mein Zimmer vor meiner Ankunft noch schön mit Deko, Kerzen, Blumen und Co. eingerichtet. Ich liebe die Lampe auf meinem Fensterbrett (nicht rein optisch, sondern wegen dem tollen Licht. Das muss man live sehen.). Es ist jetzt also wirklich hyggelig!



Abends fahren Christian und ich noch zu Ikea, um ein paar Dinge für mich zu besorgen. Meine ersten Versuche Dänisch zu sprechen sind noch nicht ganz so erfolgreich. Zwar kann ich etwas bestellen (Jeg vil gerne have…), Nachfragen verstehe ich dann aber natürlich nicht. Die Dänen merken das sofort und stellen auf Englisch um. Das ist einerseits gut, andererseits habe ich aber so natürlich auch nicht die Möglichkeit mein Dänisch weiter zu üben. Aber das wird in der Schule bei den Kleinen schon noch anders werden. Birgitte hat mir erzählt, dass ihre 1. Klasse schon ganz aufgeregt ist und mir unbedingt Dänisch beibringen möchte. Eigentlich sollte ich diejenige sein, die jemandem etwas beibringt. Aber naja, Lehrer lernen ja bekanntlich auch nie aus! :-)