Kapitel 5: Abstecher nach England
Nachdem der Flug so gut war, hätte mir eigentlich klar sein müssen, dass mein Glück nicht anhalten wird. Ich hatte im Voraus easybus gebucht, um nach London zu kommen, wo ich mich mit Christian treffen wollte. Das Gute an easybus ist, dass man eine Stunde vor und eine Stunde nach der gebuchten Zeit fahren kann. Und trotzdem: bucht niemals easybus! Nie! Mein Bus kam nämlich einfach nicht… Da die Busse wahnsinnige 10 Sitzplätze haben und alle bereits voll waren, als sie bei mir am Terminal angekommen sind, konnte mich alle späteren natürlich auch nicht mitnehmen. Der Kommentar eines Busfahrers hierzu nur „That’s not my fault“. Ja super, meiner aber auch nicht! Nach 1,5 Stunden Warten und Stehen in der Kälte, habe ich letztendlich doch noch einen Platz gefunden und es ging mit reichlich Verspätung in die Londoner Innenstadt.
Endlich wieder vereint wollten Christian und ich das erste Wochenende in London verbringen, wo wir bei einer anderen deutschen Assistentin übernachten konnten. Zusammen mit ihr und ihren Freundinnen haben wir dann am gleichen Abend auch gleich mal das Londoner Nachtleben getestet. Wobei Christian und ich schon relativ früh schlapp gemacht haben (zu unserer Verteidigung: wir waren ja schließlich auch schon seit 5 Uhr wach).
Nachdem wir Sonntag den Tower inkl. Kronjuwelen besichtigt hatten (sorry, die Krone konnten wir leider nicht mitgehen lassen) und ein bisschen durch die Läden gebummelt waren, ging es abends auch schon zurück nach Southampton zu Christian. Hier ein kleiner Eindruck aus London:
Da ich noch so viel erzählen könnte, müsste ich eigentlich einen eigenen England-Blog machen. Dazu fehlt mir dann doch ein bisschen die Zeit. Muss ja schließlich auch noch Dänisch lernen. Ähm ja… Um das Ganze also ein bisschen zu kürzen, hier meine bisherigen Highlights:
- Mulled Wine-Party bei Beth: Es ist wirklich interessant vor Weihnachten die Möglichkeit zu haben, ein bisschen in die Traditionen anderer Länder reinzuschnuppern. So waren wir eines Abends bei Beth in der WG eingeladen, wo es mulled wine (Glühwein) und mince pies gab. Ich dachte eigentlich immer, dass diese schrecklich kitschigen Weihnachspullover, die man aus den englischen Weihnachtsfilmen kennt, extra für den Film getragen werden. Falsch gedacht! Ziemlich viele hatten einen Pullover mit Schneemann, Rentier, Weihnachtsmann und Co an. Hier passt das perfekt ins Bild, in Deutschland würde man dafür leider nur komische Blicke ernten. Beth hatte übrigens verrückterweise 60 Leute eingeladen (die zum Glück nicht alle kamen). Glühwein blieb für sie deshalb umso mehr übrig, weshalb sie aber schon im Bett verschwunden war, als wir schließlich gegangen sind. Trotzdem schön, dass ich diesen Abend unter Engländern miterleben konnte!
Einen Tag später gab es dann auch hier im Haus ein kleines Weihnachtsessen. Alice und Pauline (Christians Mitbewohnerinnen aus Frankreich) haben zusammen französisch gekocht und haben sich wirklich alle Mühe gegeben (auch wenn nicht alle von uns den sehr extrem schmeckenden französischen Käse essen konnten. Den Geschmack habe ich heute noch im Mund.). Hier zum Beispiel ein Bild von der liebevoll dekorierten Nachspeise:
- Portsmouth: Hier stehen beeindruckende Schiffe wie zum Beispiel die HMS Victory (Lord Nelson). Der Führer unserer Tour war für mich eine Herausforderung, sein Englisch war teilweise ziemlich schwer zu verstehen (immer diese Buchstabenverschlucker…). Aber trotzdem war es wirklich super gemacht, wie eigentlich alle Führungen hier in England. Die Konzentration die man für das Übersetzen (für mich) aufbringen muss, reicht dann nicht immer für die Konzentration auf seinen Weg. Christian musste diese schmerzhafte Erfahrung deshalb leider machen. Ich hoffe deinem Kopf geht es wieder gut!
- Isle of Wight: Am zweiten Wochenende haben wir zusammen mit Pauline und Alice einen Tagesausflug zur Isle of Wight geplant. Also rauf auf die Fähre, runter von der Fähre, Navi angeschmissen und los geht’s! Nach ca. 100 Metern Fahrt kündigte uns Godfather (ja Christian hat tatsächlich einen netten englisch sprechenden Möchtegern-Mafiosi als Navigationsmenschen) an, dass wir unser Ziel erreicht hätten. Äh?! Ne irgendwie nicht so ganz… Ich vermute ja, dass er uns auch später mit Absicht über recht zweifelhafte Strecken gelotst hat. Aber die Fahrt hat sich gelohnt! Such Fun! Seht selbst:
Osborne House: Der ehemalige Wintersitz von Queen Victoria, wo sie auch mit ihrer Familie Weihnachten gefeiert hat.
Carisbrooke Castle: Hier wurde King Charles I. gefangen gehalten. Sein Fluchtversuch scheiterte kläglich, als er im Fenster stecken blieb und nicht mehr ohne Hilfe rauskam. An Essen scheint es ihm jedenfalls nicht gemangelt zu haben... Wie ihr vielleicht schon vermutet habt, ist das Wetter so langsam auch ziemlich britisch geworden. Man könnte fast meinen, dass Alice hier auf einem Foto vom 21. Dezember 2012 kurz vor dem Weltungergang zu sehen ist. Bevor es uns bis nach Southampton zurück gepustet hat, sind wir dann doch lieber wieder von der Burgmauer geklettert.
Das konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen!
Eines sollte man auf der Isle of Wight außerdem auch auf keinen Fall verpassen: die Needles. So nennt sich eine Felsformation an der Küste. Der Strand und der Ausblick sind wirklich traumhaft, auch wenn es bei uns leider schon ein bisschen dunkel geworden ist.
Zum Abschluss des Tages ein Bild von uns allen: Alice, Christian, ich und Pauline. Ein wirklich gelungener Ausflug!
- Harry Potter Studios: Darauf hatte ich mich schon Wochen im Voraus gefreut. Ein absolutes Muss für alle Harry Potter Fans! Man kann durch die große Halle gehen (die übrigens weihnachtlich dekoriert war), Hagrids Hütte und den Wieselbau bestaunen und (wer sich traut) ein Butterbier trinken. Ich bin sogar auf einem Besen geritten!
- Christmas Staff Party der Kind Edward VI School: Christians Schule hat eine große Party für alle Lehrer geschmissen und ich durfte als seine Begleitung mitkommen. Und ich kann euch sagen: diese Party konnte sich sehen lassen! Abendgarderobe, 3-Gänge-Menü, Livemusik und kleine lustige Geschenke inkl. Kronen anstelle von Partyhütchen. Ein krönender Abschluss sozusagen!
Nun ging es zurück nach Deutschland, um die letzten Tage mit der Familie zu genießen.
marilyn goger am 18. Dezember 12
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Kapitel 4: „Europe meets Germany“ – Comenius-Tagung 6./7.12. in Bonn
Die letzten Tage haben einen gefühlten Wimpernschlag gedauert und schon waren sie vorbei. Am 6. Dezember ging es dann früh los nach Bonn, wo eine Comenius-Vorbereitungstagung anstand. Hier sollte ich auf deutsche Assistenten treffen, die es wie mich nächstes Jahr ins Ausland zieht, aber auch auf eine bunte Gruppe von europäischen Leuten, die momentan in Deutschland als Assistenzlehrer zu Gast sind. Die Veranstaltung war deshalb zum Teil ausschließlich auf Englisch gestaltet, da viele der Anwesenden kein oder nur sehr wenig Deutsch gesprochen haben. Wenn es im Februar auf das Induction Meeting nach Kopenhagen geht, werde ich jedenfalls auch froh sein, wenn Englisch und nicht nur Dänisch gesprochen wird…
Ich bin mit gemischten Gefühlen zu dieser Tagung gefahren. Einerseits war ich gespannt darauf, andererseits hatte ich aber auch Bedenken, ob sie mich denn wirklich so gut auf meine Zeit im Ausland vorbereiten kann. Da es ja nicht länderspezifisch war, sondern konkret für alle europäischen Länder gedacht war. Im Nachhinein muss ich allerdings sagen, dass es sich richtig gelohnt hat! Wir wurden gleich mit Umhängetaschen begrüßt, die randvoll mit nützlichen Dingen waren. Die Deutschlandkarten werde ich zum Beispiel mit Sicherheit im ein oder anderen Klassenzimmer aufhängen können und auch die Erklärungen zur Demokratie in Deutschland werden bestimmt ihre Verwendung finden. Die Umhängetasche selbst musste ich allerdings im Hotel zurücklassen, da ich am Samstag direkt von Bonn aus zu Christian nach England geflogen bin und mein Koffer schon randvoll gefüllt war… Nun ja, vielleicht findet die Putzfrau eine Verwendung dafür!
Die Tagung hat mir doch einiges an Unsicherheit genommen, da wir über das Unterrichten im Ausland gesprochen und auch mögliche Probleme besprochen haben. Ein weiterer Punkt, der mich sehr freut: ich darf meinen beantragten Zuschuss für die sprachliche Vorbereitung behalten und das obwohl die Sprachkurse in Dänemark kostenlos sind!
Am ersten Tag, dem 6.12., durfte außerdem eines natürlich nicht fehlen: der Nikolaus! Zur Freude aller ist er inmitten der Tagung inklusive Süßem und Obst aufgetaucht und hat sich den europäischen Assistenzkräften vorgestellt. In vielen Ländern gibt es diesen Brauch gar nicht und so war es interessant von ihren Vorstellungen und Erfahrungen mit dem Nikolaustag zu hören. Eine Assistentin hat dann sogar spontan ein kleines Weihnachtsgedicht in ihrer Muttersprache aufgesagt. Estnisch klingt wirklich wunderschön!
Nach dem Abendessen haben die meisten von uns beschlossen, den Weihnachtsmarkt in Bonn zu besuchen. Ich war positiv überrascht wie groß und schön er ist (ich hatte vorher noch von niemandem gehört, dass er auf den Bonner Weihnachtsmarkt gehen würde). Hier ein paar Bilder vom Weihnachtsmarkt und von Ronja (mit der ich mir das Zimmer geteilt habe) und Christiane inkl. Eierpunsch:
Christiane (links) wird wie ich in Dänemark sein und zwar in einem Ort ganz in der Nähe von Odense. Die ersten gemeinsamen Touren sind schon geplant! Außerdem habe ich an diesem Abend wieder einmal festgestellt: die Welt ist klein. Nachdem wir beide anscheinend schon den ganzen Tag gerätselt haben, ob man sich nicht schon einmal irgendwo gesehen hat, haben Lisa R. (hinten rechts) und ich festgestellt, dass sie wir früher nur 3km voneinander entfernt gewohnt haben, da sie aus Zeil kommt. Hier noch einmal ein Bild von mir und den Mädels, die ich auf der Tagung kennengelernt habe:
Der zweite Tag war noch interessanter als der erste. Wir haben viele Möglichkeiten an die Hand bekommen, wie man Deutsch als Fremdsprache spielerisch vermitteln kann. Am meisten beeindruckt hat mich allerdings der Austausch mit den europäischen Assistenten, da sie bereits Erfahrungen im Unterrichten im Ausland gesammelt haben. Teilweise konnte man aber fast ein bisschen neidisch werden. Ein Spanier zum Beispiel ist gerade mal seit einem Monat hier in Deutschland und spricht fließend Deutsch… Ich fände es ja toll, wenn ich das von mir in Dänemark auch bald behaupten könnte!
Nachdem wir am zweiten Tag nachmittags noch zusammen das Haus der Geschichte besucht haben, war die Tagung auch schon wieder vorüber. Die meisten sind nun wieder abgereist, während ich noch eine weitere Nacht in Bonn verbracht habe. Am nächsten Tag sollte es dann ganz früh zum Flughafen gehen. Da gab es nur zwei Probleme: erstens hatte ich Angst zu verschlafen und zweitens machte mir das Wetter ein bisschen Sorgen. Christian war allerdings so nett, mich früh anzurufen und rauszuklingeln, so dass ich beruhigt schlafen konnte Und auch mit dem Flug klappte alles bestens. Noch schnell Reisetabletten rein, eingeschlafen und erst wieder aufgewacht, als wir in London „aufgeschlagen“ sind. Und jeder, der schon mal mit mir geflogen ist, weiß, dass das eigentlich sehr sehr ungewöhnlich ist…
Bevor es also nun (sehr) bald losgeht mit dem Dänemark-Abenteuer, könnt ihr demnächst etwas über meinen kleinen Abstecher nach England lesen.
Hej hej!
marilyn goger am 12. Dezember 12
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Kapitel 3 ½: Noch mehr Chaos
Die letzte Woche in Bamberg ist nun schneller verflogen als ich schauen konnte. Ich habe es leider auch nicht mehr geschafft mich von allen lieben Bambergern zu verabschieden. Zum Glück hat es mit Markus und Jess aber noch auf einen Hot Apple Pie bzw. ein Murphys geklappt (der Abschiedsgrießbrei steht übrigens noch aus ;-) ) und mit Sara auf einen schnellen Kaffeeklatsch am vorletzten Morgen. Auch der obligatorische Hofcafé-Besuch mit Stefan durfte nicht fehlen (wo ich übrigens (noch) kein Stammgast bin, auch wenn du was andres behaupten magst Stefan ;-)).
Am Donnerstag habe ich dann tatkräftige Unterstützung von meiner Mutter bekommen, die mir beim Packen geholfen hat. Gar nicht so einfach, all meine Sachen in Kartons und Taschen unterzukriegen. Mir kam es so vor, als hätte irgendwer die Schränke wieder mit neuen Sachen vollgeladen, sobald wir mit einem fertig waren… Aber letztendlich hatten wir die Meisterleistung vollbracht und alles war mehr oder weniger gut verstaut.
Am nächsten Tag kamen dann mein Vater und mein Bruder mit Auto und Transporter, um meine Sachen wegzubringen. Der Fernseher musste natürlich auch mit. Nachdem wir erst einmal gerätselt haben, wie man den Fernseher am besten in seine Verpackung bekommt bzw. ob man den Standfuß problemlos abschrauben kann (die Bilder-Anleitung hat da nicht wirklich geholfen, hier bekommt der Fernseher wie von Zauberhand seinen Standfuß…), habe ich dann auch noch festgestellt, dass ich das Werkzeug schon irgendwo eingepackt hatte. Als ich es dann gefunden hatte, habe ich gemerkt, dass der Griff des Schraubenziehers bei Christian in England ist. Cool, was mach ich jetzt mit dem Rest?! Gut, dass Marcel noch Werkzeug im Auto hatte. Lange Rede, kurzer Sinn: Standfuß ab und rein in den Karton.
Dann ging es ans Verladen, was länger als erwartet gedauert hat. Vor allem wenn man zwischendrin immer wieder die Nachbarskatze rausschmeißen muss, die sich sabbernd über meine Rennmäuse in ihrer Transportbox hermachen will. Als wir dann alles ausgeräumt hatten und wir losfahren wollten, ist mir im letzten Moment noch eingefallen, noch einmal nach der Katze zu schauen. Ich sperr die Tür also nochmal auf und tatsächlich war sie noch bzw. schon wieder in der Wohnung…
Unser Wohnzimmer zum Beispiel sieht nun ziemlich traurig aus:
Mein Zimmer bei meinem Vater ist dafür nun umso voller, wie man auf den beiden Bildern sehen kann. Aber für die paar Tage, die ich noch hier bin, ist das schon in Ordnung. Hauptsache mein Bett ist kartonfreie Zone!
Das Orangene hinten in der Mitte ist übrigens eigentlich meine Couch... Naja zum Sitzen grad eher nicht so geeignet.
Seit Samstag wohnt nun also der Zwischenmieter in unserer Wohnung. Ich hoffe, sie ist in guten Händen!
Bis nächsten Sommer Bamberg! Oder wie die Dänen sagen: vi ses!
marilyn goger am 04. Dezember 12
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Kapitel 3: Das tägliche Chaos
Jeg er udmattet. Ich bin erschöpft. Ja das Dänischlernen geht voran, aber die Vorbereitungen rauben mir so nach und nach die Kräfte - und manchmal auch den Verstand. Es reicht ja nicht, dass ich meinen Aufenthalt in Dänemark irgendwie planen muss, sondern dass ich auch noch unsere Wohnung ausräumen muss. Wie die meisten von euch wissen, macht Christian ja bereits seit September das Königreich (sprich die Insel) unsicher. Leider konnten wir nicht so schnell einen Zwischenmieter für unsere gemeinsame Wohnung finden (ganz hergeben wollten wir sie dann doch nicht), weshalb mir also die ehrenhafte Aufgabe zufiel, einen vernünftigen Zwischenmieter zu finden. Sollte in Bamberg (so viele Studenten, so wenig Wohnungen!) doch einfach sein, oder? Weit gefehlt! Hier die Qual der Wahl (die eher eine Qual und keine Wahl ist):
1. Eine sympathische junge Frau, deren Mann (US-Soldat) ganz plötzlich nach Afghanistan abgezogen wurde. Das kleinste ihrer drei Kinder hatte sie wohl aus gutem Grund zur Wohnungsbesichtigung dabei: sooo süß! Ja bei mir hätte diese Masche beinahe geklappt, aber 4 Personen wären in unserer kleinen Wohnung dann doch zu viel geworden.
2. 3 Studentinnen, die anscheinend (mangels ausreichender Räume) alle zusammen in unserem Bett schlafen möchten. Na mir egal, aber letztendlich hatten sie dann doch eher etwas Längerfristiges gesucht.
3. Ein Schotte, der eigentlich Amerikaner ist, in Prag geboren wurde und Großbritannien ganz furchtbar findet, da es von englisch „gross“ (=ekelhaft) kommt. Ähm ja, ohne Worte.
4. Eine penetrant nach Rauch riechende Frau, die ihren Hund mitbringen möchte und zudem „etwas drehen“ möchte, da ihr das Sozialamt nicht die komplette Miete bezahlen würde. Äh… Next!
5. Nicht zu vergessen die ganzen Menschen, die anscheinend nicht lesen können und dann nicht mit dem Einzugstermin oder der Miethöhe einverstanden sind. Oder einen Termin vereinbaren und einfach mal nicht auftauchen. Vielen Dank, dass ihr meine Zeit geraubt habt (die ich in der Zeit noch gut für meine Examensvorbereitung hätte brauchen können)!
Letztendlich wurde mir die Entscheidung doch fast abgenommen. Eine Frau namens H. machte erst einmal einen guten Eindruck auf mich. Das war allerdings bevor sie mich plötzlich knuddeln wollte und „Süße“ genannt hat. Da dachte ich mir schon, dass sie wohl nicht alle Latten am Zaun hat. Das wurde dann auch bestätigt, als sie mich kurz darauf anrief und mich fragte, ob sie nicht gleich einziehen könnte. Wir könnten dann ja so lange noch zusammen wohnen, wir würden uns bestimmt super verstehen! Mit ihr in einem Bett schlafen?! Nein danke! Doch der Hammer kommt erst noch: ein paar Tage später flattert mir Post ins Haus, die an sie adressiert ist. Mit unserer Adresse! Sie hat sich also schon wunderbar zu Hause hier gefühlt und das ohne Zusage, die sie auch garantiert nie bekommen hätte. Nach einer bösen Nachricht meinerseits hatte sich das Ganze allerdings erledigt.
Als ich die Hoffnung schon beinahe aufgegeben hatte, habe ich letztendlich doch noch jemanden gefunden. Ein 25-Jähriger, der ab Dezember an der Uni arbeiten wird, wird nun bis Ende Juni in unserer Wohnung leben. Irgendwie schon ein komisches Gefühl, seine Wohnung für die Zeit an jemanden abzugeben, aber ich hoffe, dass sie in guten Händen ist. Wer zufällig mal vorbeikommt, kann ja mal schauen, ob die Bude dann noch steht ;-)
Momentan bin ich also damit beschäftigt die Wohnung auszuräumen. Christian hat seine Sachen zum Glück ja schon raus, aber mit meinen hab ich trotzdem noch genug zu tun. Man glaubt ja gar nicht, was man über die Zeit alles so ansammelt (auch wenn es „nur“ 4 Jahre waren)… Eine Woche bleibt mir nun also noch, es herrscht Chaos hoch zehn und die Kartons stapeln sich. Hilfe!
Und auch alle anderen Dinge müssen natürlich bedacht werden. Meine beiden Rennmäuse brauchen eine Bleibe (hier vielen Dank an Ulrike), Verträge müssen gekündigt, GEZ abgewimmelt, Unterrichtsmaterialien sortiert, Wintersachen inkl. warmer Stiefel besorgt (sooo kalt ist es in Dänemark angeblich gar nicht, aber ich bin lieber vorbereitet...), Arztbesuche erledigt und Reisepass beantragt werden. Puh! Die Zeit fliegt dahin und Dänemark rückt immer näher. Ich freue mich zwar schon sehr darauf, aber trotzdem bin ich jetzt erst einmal froh, dass es für mich in beinahe zwei Wochen noch einmal nach England geht. Christian und ich können also noch einmal Zeit miteinander verbringen und dann auch gemeinsam mit unserer Familie in Deutschland Weihnachten feiern, bevor es dann endlich heißt: Danmark, jeg kommer!
marilyn goger am 22. November 12
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Kapitel 2: Darf ich vorstellen: Der Ort des Geschehens
Da ja noch ein bisschen Zeit bleibt, kann ich mich schon einmal über den Ort informieren, in dem ich ein halbes Jahr leben und arbeiten werde (die Nicht-Kulturinteressierten können jetzt einfach zum nächsten Kapitel springen).
Odense (der Name stammt wahrscheinlich aus der Wikingerzeit, Odin lässt grüßen!) ist mit seinen knapp 169 000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Dänemarks. Gut, das ist jetzt nicht mit unseren Großstädten zu vergleichen, im Vergleich zu Bamberg aber trotzdem ganz schön groß. Ich bin gespannt ob die Stadt dennoch auch ländlich geblieben ist. Sie liegt auf der Insel Fyn (=Fünen) und ist von Jylland (=Jütland) aus mit dem Auto bequem über die Storebælts-Brücke zu erreichen. Keine Fähre nötig? Danke!
Wenn man Odense googelt, wird man sofort auf die Person stoßen, auf die dort jeder ziemlich stolz ist: Hans Christian Andersen, der berühmte Märchenschreiber ist in Odense geboren. Was liegt also näher, als meinen Blog nach seinem berühmtesten Märchen „Die kleine Meerjungfrau“ zu benennen. Den lille havfrue ist übrigens als Skulptur in Kopenhagen zu bestaunen, wo ich also unbedingt hin muss!

Quelle:
http://media.tourias.com
Aber auch ansonsten hat Odense einiges zu bieten. Meine Mentorin versorgt mich schon mit vielen Informationen und Tipps für meine Freizeitgestaltung (haha lustig, dass es schon um meine Freizeit geht und ich noch nicht einmal gearbeitet habe). Sie wird mir auch die Innenstadt und eines der beliebtesten Cafés zeigen, worauf ich mich schon sehr freue. Sportlich betätigen kann man sich in Odense auf jeden Fall. Man hat die Qual der Wahl zwischen verschiedenen Schwimmbädern und der Fluss Odense Å lädt zu ausgiebigen Fahrradtouren und Spaziergängen ein.

Quelle:
http://www.visitodense.com/
Wer sein verdientes Geld außerdem wieder loswerden möchte, ist mit dem Rosengårdcentret (dem größten Einkaufszentrum Dänemarks!) bestens bedient. Ob da auch was für meinen Geldbeutel dabei ist, werd ich erst noch herausfinden müssen…
Was mich persönlich am meisten freut: es gibt einen Zoo in Odense! Er gehört zu den führenden Zoos in Dänemark und soll außergewöhnlich lebensnah gestaltet sein. Die Homepage ist schon einmal sehr vielversprechend, ob er aber tatsächlich auch so toll ist, werde ich bald selbst sehen können.
Ich freu mich jedenfalls wie ein kleines Kind und kann es kaum erwarten Pinguine, Löwen, Affen und Co sehen zu können!
Ja, jeg vil fodre giraffen!!
Meine Mentorin liebt Zoos übrigens auch, ganz besonders die Pinguine. Ich sehe schon, wir verstehen uns!
Kleine Anmerkung zum Schluss: Es sind von Bamberg nach Odense nur 860km, also kommt mich besuchen!
marilyn goger am 21. November 12
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Kapitel 1: Die Vorbereitungen beginnen
Nachdem sich die erste Aufregung gelegt hatte, schrillte eine Alarmglocke in meinem Kopf auf: Um Himmels Willen, ich kann doch gar kein Dänisch! Also schnell ein Sprachtrainer her und los geht’s. Dank großer Motivation sind die ersten Worte und Sätze bald gelernt, so dass ich mich zumindest schon einmal vorstellen könnte: Hej, jeg hedder Marilyn. Jeg kommer fra Tyskland. Dass ich aus Deutschland komme, wird man mir auch ohne Erklärung anhören, denn schon bald ist meine Zunge so verknotet, dass ich nicht einmal mehr einen normalen deutschen Satz raus bekomme… Im Dänischen gibt es einen ganz wunderbaren Laut, der für uns Deutsche so einige Probleme mit sich bringt und nicht selten mit verdrehten Zungen einhergeht. Wer eine kleine Kostprobe möchte, kann hier mal reinhören:
http://www.speakdanish.dk/de/lessons/0010-1-first-meeting.php
Ich bin jedoch guter Dinge und halte euch über die Fortschritte auf dem Laufenden!
Schnell habe ich Kontakt zu meiner Mentorin an der Schule in Dänemark hergestellt. Birgitte steht mir bereits jetzt als Ansprechpartnerin zur Seite und wird mir auch dabei helfen, mich in Odense einleben zu können. Sie ist sehr nett und scheint sich aufrichtig darüber zu freuen, dass ich zu ihnen an die Schule kommen werde. Es irritiert mich etwas, dass sie nur auf Englisch mit mir sprechen möchte (obwohl sie Deutschlehrerin ist), aber gut, so kann ich wenigstens meine Englischkenntnisse wieder ein bisschen auffrischen. Und besser als Dänisch kann ich das allemal… Eine Unterkunft hat mir die Schule bereits besorgt, worüber ich sehr dankbar bin. Hier werde ich also wohnen:

Quelle:
http://www.visit-denmark.dk/
Kann sich doch sehen lassen, oder? Ein Flair wie ein Märchenschloss! Rapunzel, lass dein Haar herab sag ich da nur!
Die Dalum Landbrugsskole ist ein College für Landwirtschaft. Gibt es da wohl Traktoren? Kühe? Kartoffel- und Maisfelder? Ich bin gespannt… Jedenfalls werden dort alle Comenius-Assistenten untergebracht, was ich sehr positiv finde. Insgesamt sind wir wie es aussieht zu neunt, wobei drei von uns aus Deutschland kommen und die anderen aus Spanien, Ungarn, Irland, Bulgarien und Slowenien. Eine bunte Mischung also! Zu einigen von ihnen habe ich bereits Kontakt und sie scheinen alle sehr offen und nett zu sein und ich bin froh, sie im Dalum in meiner Nähe zu wissen, wenn ich dort ankomme. Einziger Haken bei der Unterkunft: der Preis. Zwar bekomme ich dort Verpflegung und kann jeden Tag in der Mensa essen, aber trotzdem… Umgerechnet beinahe 500 Euro gehen monatlich für die Miete drauf. Das ist für deutsche Verhältnisse ein saftiger Preis für ein kleines Zimmerchen. Doch ich zitiere Birgitte: „It’s the cheapest solution“. Dänemark wird also wohl tatsächlich ein teurer Spaß!
So viel erst einmal zu den aktuellen Vorbereitungen. Damit ich bald ein bisschen mehr als „Smørrebrød, Smørrebrød!“ sagen kann, werde ich mich jetzt mal wieder an die Arbeit machen!
marilyn goger am 17. Oktober 12
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Es war einmal...
… eine kleine, hoffnungsvolle Studentin, die… Stop! Beginnen wir lieber gleich mit dem Ende des Studiums, um uns endlose Prüfungsjammereien, qualmende Köpfe, schlaflose Nächte und abgeschaffte Studenten zu ersparen. Also: Studium aus, was nun?
Da ich fast ein ganzes Jahr warten muss, bis mein Referendariat im September 2013 startet, ist mir schnell klar, dass ich die Zeit nicht einfach nur absitzen möchte (vom finanziellen Problem mal ganz abgesehen). Doch was tun? An kreativen Ideen mangelt es mir jedenfalls schon einmal nicht: Schildkrötenschützer in Griechenland (den ganzen Tag am Strand sitzen und Zäune basteln schön und gut, aber leider unbezahlbar), ein FSJ (hm ne, irgendwie auch nicht) oder wie wäre es mit Au-Pair in England? Dann wäre da noch die Möglichkeit mein Germanistik-Studium zu nutzen und ein Praktikum bei einem Verlag im Ausland zu absolvieren. Aber auch hier steigen die Vermittlungsgebühren ins Unermessliche… Eines ist jedenfalls klar: ich möchte wohl noch einmal gern eine Weile ins Ausland, bevor der Ernst des Berufslebens beginnt. Denn wann habe ich später noch einmal die Chance dazu etwas völlig Neues, Spannendes, Aufregendes so frei und flexibel erleben zu können? Richtig - nie.
Und plötzlich hat sich das Passende wie von selbst gefunden: eine COMENIUS-Assistenzzeit. Dieses Programm vermittelt Assistenzlehrkräfte an teilnehmende Schulen in ganz Europa und unterstützt sie durch ein monatliches Einkommen (das die Lebenshaltungskosten komplett deckt). Perfekt! Wenn ich mir dann aber die Zahl der Bewerber ansehe und sie mit der Zahl der angehenden Lehrer vergleiche, die in den letzten Jahren tatsächlich vermittelt werden konnten, sieht das Ganze schon nicht mehr so märchenhaft aus. Einen Versuch ist es mir trotzdem wert und hoffnungsvoll landet mein Bewerbungsschreiben im Briefkasten. Jetzt heißt es warten. Und warten. Und warten.
Als endlich die ersehnte Antwort ins Haus flattert, bin ich so aufgeregt, dass ich den Inhalt des Briefes erst einmal gar nicht richtig verstehen kann. Mit Hilfe von Christian stelle ich schließlich fest: es hat geklappt! Wuhuuuu! Freudentaumel! Von 600 Bewerbern aus Deutschland gehöre ich zu einer der 172 Glücklichen, die einen Platz als Assistenzlehrkraft in Europa bekommen haben. Mein Einsatzort wird die Tingløkkeskolen in Odense/Dänemark sein. Das ist zwar nicht in meinem Erstwunschland (Schweden) und auch nicht in meinem Zweitwunschland (Norwegen), aber eigentlich ist Dänemark doch sowieso viel schöner und Smørrebrød gibt es da auch!
So viel also zur Vorgeschichte. Lassen wir uns vom ersten Kapitel des Dänemark-Märchens überraschen!
marilyn goger am 27. September 12
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