Dienstag, 23. April 2013
Kapitel 33: Immer noch Lockout
Der Lockout geht nun schon in die vierte Woche. Dänemarks Schulen sind wie ausgestorben. An meiner Schule gibt es drei Lehrer, die noch den Beamtenstatus haben und deshalb nicht davon betroffen sind. Ich begleite derzeit Renate und kann in ihrem Unterricht dabei sein, allerdings ist das Ganze sehr sehr komisch. Keine Kinder auf den Gängen, kein überfülltes Lehrerzimmer, kein Lärmen und Lachen auf dem Pausenhof.

Das Positive ist, dass ich mehr mit den verbleibenden Lehrern und auch den Pädagogen ins Gespräch komme und sie so besser kennenlernen kann. Endlich muss man in den Pausen nicht hin und her hetzen und hat somit mal ein bisschen Zeit, gemütlich zusammenzusitzen. Auch nach der Schule kann man noch ein bisschen bleiben und plaudern, was ich vorher nie gemacht habe. Nachdem ich nun seit beinahe vier Monaten versucht habe, mich mit einer der Lehrerinnen in einem Mischmasch aus Dänisch und Englisch (ihr Englisch ist nicht wirklich gut) zu verständigen, habe ich heute festgestellt, dass sie super Deutsch spricht. Das hätte sie ja mal früher sagen können! Einer der Pädagogen hat mich eingeladen, bald mal in der 0. Klasse (eine Art Vorschule) vorbeizuschauen. Darüber bin ich sehr froh, das wollte ich mir nämlich unbedingt mal anschauen. Ansonsten habe ich aber nicht wirklich viel zu tun und kann die meiste Zeit faulenzen. Die erste Woche war das noch ganz schön, aber so langsam vermisse ich wirklich meine erste Klasse…

Zusammen mit Renate kann ich wenigstens in ihrer 6. Klasse sein, was aber auch nicht sehr viele Stunden sind. Gestern haben wir aber den Vormittag mit den Schülern in der Stadt verbracht, was schön war. Wir sind mit den Rädern die 4km am Fluss entlang gefahren, Renate voraus und ich als Letzte hinterher. Es kam mir ein bisschen vor, wie eine Schafsherde zusammenzuhalten. Eine der Schülerinnen war so langsam, dass ich sie von hinten anschieben musste. Insgesamt hat es aber super geklappt und es gab zum Glück auch keine (größeren) Unfälle. Renates Stadtrundführung war für mich dann auch durchaus interessant (das was ich verstanden habe), da ich selbst noch nicht alles kannte. Nächsten Montag werden wir noch einmal zusammen in die Stadt fahren und eine kleine Stadtrallye für die Kids planen.



Heute hat mir eine der Lehrerinnen mitgeteilt, dass der Lockout noch bis Ende August andauern kann. Danach wären alle Gelder der Lehrerverbände aufgebraucht und auch zwei der großen Banken in Dänemark, die momentan Geld an Lehrer leihen, wären am Ende. Das Ganze ist einfach eine große Schweinerei. Die Lehrer wollen unterrichten, dürfen aber nicht und müssen alles aus eigener Tasche zahlen. Ganz zu schweigen von den Kindern, die schon für so lange Zeit keinen Unterricht erhalten und sich demzufolge auch nicht auf wichtige (Abschluss-)Prüfungen vorbereiten können. Was denkt sich der Staat dabei?



Dienstag, 23. April 2013
Kapitel 32: Von sonderlichen Hotels, echten Wikingern und dem Tivoli
Donnerstag Nachmittag habe ich mich in den Zug gesetzt, um mich mit Christian ein zweites Mal in Kopenhagen zu treffen. In dänischen Zügen lässt es sich übrigens wunderbar entspannen und schlafen, da kann sich die Deutsche Bahn mal eine Scheibe abschneiden.

Christian hatte natürlich den windigsten Tag erwischt, um nach Dänemark zu fliegen. Da macht die Landung doch gleich doppelt Spaß! Dänemark hat sich nicht gerade von seiner besten Seite gezeigt, aber den Wind (in Deutschland würde man wohl eher Sturm oder Weltuntergang sagen) kannte er ja schon vom letzten Mal. Er hat mich schon am Bahnhof erwartet und wir haben uns auf den Weg in unser Hotel gemacht. Die Lage war dieses Mal echt super, aber… So ein System habe ich noch nie gesehen! Wir laufen also hin, stehen vor der Tür und die Tür öffnet sich (entgegen unserer Erwartung) nicht. Eine Tastatur mit Nummern hilft da auch nicht viel weiter, wenn man den Code nicht weiß. Und jetzt? Wir warten also auf den nächsten Hotelgast, der die Nummer eintippt und wir springen durch die geöffnete Tür hinterher. Und dann sehen wir – nichts. Keine Rezeption, nada. Interessant! Auf einer Informationstafel erfahren wir dann, dass man seine Zimmernummer und den passenden Zugangscode in einer Mail vor der Anreise zugeschickt bekommt. Eine Mail habe ich natürlich nicht bekommen. Letztendlich schaffen wir es dann aber doch noch, jemanden telefonisch zu erreichen und so müssen wir nicht auf der Straße schlafen. Die Zimmer an sich waren übrigens richtig super. Zumindest ich hab mich wie im 7. Himmel gefühlt, da ich schon so lange kein so großes Bett und vor allem so ein hübsches Badezimmer hatte.

Da wir Kopenhagen schon recht gut kannten, sind wir Freitag mit dem Zug etwa 20 Minuten nach Roskilde gefahren. Die Stadt an sich ist ganz hübsch und hat einen beeindruckenden Dom aus dem 12. Jahrhundert, der zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Roskilde war früher das Machtzentrum Dänemarks, weshalb viele der Könige hier begraben liegen. Hier ein paar Eindrücke vom Dom:







Danach sind wir weiter zu unserem eigentlichen Ziel, dem Wikingerschiffsmuseum. Die Anlage befindet sich direkt am Fjord und liefert einen schönen Blick aufs Wasser. In der Halle kann man insgesamt 5 Wikingerschiffe aus den Jahren 1000 bis 1050 bestaunen, die 1962 geborgen wurden. Man hatte sie, als sie von den Wikingern nicht mehr gebraucht wurden, mit Steinen beschwert und im Roskildefjord versenkt. Dadurch wollte man zum einen den Verkehr kontrollieren und zum anderen auch vor feindlichen Angriffen schützen.
Und was darf bei einem Besuch im Wikingermuseum natürlich auch nicht fehlen? Richtig, die passende Kleidung! Ich hab mich deshalb gleich mal wie eine richtige Wikingerfrau gekleidet. Nur an den Schuhen muss ich noch arbeiten ;-)





Wieder zurück in Kopenhagen sind wir noch ein bisschen durch die Fußgängerzone geschlendert. Im Spielzeugladen war Christian schließlich nicht mehr zu stoppen. Okay, ich auch nicht… Wir sind aber doch noch gegangen, bevor wir das komplette Bild mit Legosteinen ausfüllen konnten.





Das Tivoli hat ja jetzt nun auch endlich geöffnet! Nachdem wir Samstag erst einmal schön ausgeschlafen haben, haben wir den Rest des Tages dort verbracht. Ich dachte eigentlich, dass es größer ist, aber trotzdem hat es einige gute Attraktionen. Christian wird mich jetzt dafür lieben: ich bin froh, dass er mich zu diesem abartig verrückten Fliegding überredet hat. Hier ein Bild aus dem Internet:



Es ist wirklich total verrückt über Kopf und mit 100 km/h in der Luft herumzufliegen, aber es hat sooo Spaß gemacht. Mehr als einmal hätte mein Magen das dann aber doch nicht mitgemacht. Am Abend sind wir dann noch in einem Restaurant im Tivoli Essen gegangen, was sehr schön war. Leider gingen die Tage insgesamt wieder viel zu schnell vorbei. Und so mussten wir uns am Sonntag Morgen schon wieder in getrennte Richtungen begeben.




Freitag, 12. April 2013
Kapitel 31: Røjle Klint (6. April)
Es wurde mal wieder Zeit für einen Strandbesuch. Ute, Anna, Andrea und ich sind deshalb am Samstag an die Westküste Fünens gefahren, um dort am Røjle Klint entlang zu spazieren. Wir waren wirklich beeindruckt, denn die Natur dort ist einzigartig. Die Küste fällt steil ab und sehr große, alte Bäume wachsen bis direkt an den Strand. Noch dazu kommt, dass ich noch nie so ein ruhiges Meer wie hier gesehen habe. Wenn man es nicht besser gewusst hätte, hätte man es mit einem See verwechseln können. Es ist so ruhig, dass sogar Enten darauf schwimmen. Und richtig erfolgreich waren wir dieses Mal auch. Besonders Anna, unsere Biologin, hat eine Menge Fossilien gefunden.

Es war so schön, dass wir den ganzen Nachmittag dort verbracht haben und am Strand entlanggelaufen sind. Was mit einem Spaziergang begonnen hat, wurde noch zum richtigen Abenteuer. Immer wieder haben uns nämlich umgestürzte Bäume und Felsen den Weg versperrt, so dass wir darüber klettern mussten. Da das Ganze auch ziemlich matschig war, haben wir am Ende natürlich ausgesehen wie Sau. Aber so eine Wanderung in so einer tollen Umgebung hat man nicht jeden Tag!












Mittwoch, 10. April 2013
Kapitel 30: Interkultureller Austausch und Sozialleben
Es ist an der Zeit, dass ich mal wieder etwas über das typische Alltagsleben schreibe. Eines der wichtigsten Anliegen von dem Programm COMENIUS ist es, eine Basis für internationale Zusammenarbeit zu schaffen und den Austausch zwischen verschiedenen Ländern zu fördern. Zumindest für mich trifft das voll und ganz zu und ich hatte noch nie mit so vielen unterschiedlichen und interessanten Menschen zu tun. Das liegt wohl vor allem auch daran, dass ich hier in einem Wohnheim lebe, in dem viele ausländische Studenten untergebracht sind. Ganz automatisch kommt man in der Kantine mit Leuten ins Gespräch, mit denen man normalerweise vielleicht gar nicht gesprochen hätte (sei es aufgrund von Vorurteilen oder was auch immer).

Jedenfalls ist es für mich immer interessant zu hören, welche besonderen Traditionen und Eigenarten ein Land hat. So hat mir zum Beispiel Anu aus Sri Lanka erzählt, dass sie an Vollmondtagen fasten und nachts zusammen zum Tempel wandern, um dort zu beten. Zsuzsanna aus Ungarn hat auch von einer „netten“ Tradition zu Ostern erzählt: die Männer gehen umher, um die Frauen zu „wässern“. Das heißt also, dass sie die Frauen meist mit einem Glas kaltem Wasser begießen, damit sie wachsen wie schöne Blumen. Der Hintergedanke ist ja eigentlich ganz schön, aber meist artet es wohl darin aus, dass alle Frauen patschnass sind und sich mehrmals am Tag umziehen müssen. Ich finde es amüsant, so lang ich an diesem Tag nicht selbst in Ungarn bin.

Unsere Kantine hatte über Ostern geschlossen, sodass wir uns selbst versorgen mussten. Am letzten Abend wurde ich von den Franzosen Andrea (hier: Männername), Frédéric und Christophe zum Crèpes-Essen eingeladen. Das hab ich mir natürlich nicht zwei Mal sagen lassen! Laura und Miguel haben außerdem noch etwas typisch Spanisches gekocht (eine Art Omelette mit frittierten Kartoffeln und Zwiebeln) und so haben wir zusammen gegessen. Die Küche war mit Menschen aus allen Ländern gefüllt und es machte gar nichts, wenn man mal etwas länger auf die passende Pfanne warten musste, da es genug zu reden gab. Die Crèpes waren übrigens richtig super und die Franzosen hatten so viel Vertrauen, dass ich auch mal ein paar machen durfte ;-) Allerdings waren es so viele, das am Ende so ziemlich jeder mitgegessen hat. Und trotzdem hatten wir noch welche für den nächsten Abend übrig!

Vergangene Woche hatte ich erst ein sehr interessantes Gespräch mit Laura, Miguel und Andrea über unsere Schulsysteme und Vorurteile à la „Spanier kommen immer zu spät“, „Franzosen wollen keine andere Sprache als ihre eigene sprechen“ und „Deutsche sind überkorrekt“. Bei der Gelegenheit stellte sich heraus, dass Franzosen sich ganz oft einfach nicht in Englisch ausdrücken können, da die Kenntnisse nicht dafür ausreichen. Gut zu wissen, oder?

An der Abschiedsfeier von Rok saßen wir im Gemeinschaftsraum zusammen und da kam plötzlich die Idee auf, dass jeder ein bekanntes Lied aus seinem Land vorspielen sollte. So hat man mal Musik aus Ungarn, Slowenien, Russland, Irland, Bulgarien, Belgien und und und gehört, über die man wahrscheinlich sonst nie in seinem Leben gestolpert wäre. Das war eine super Idee!

Das Sozialleben hier im Wohnheim ist wirklich toll und ich hätte es nicht besser treffen können. Besonders erwähnenswert ist der Umgang mit Christophe, der eine Behinderung hat. Da wird ihm das Essen geholt, sein Fleisch geschnitten, die Jacke zugemacht usw. Berührungsängste konnte ich bisher noch keine feststellen und er ist völlig in das Sozialleben eingebunden. Ich mag seine Gesellschaft, da er immer gut drauf ist und es somit immer etwas zu lachen gibt. Nachdem er vor ein paar Wochen nach einer durchzechten Nacht von der Polizei zurück ins Wohnheim gebracht wurde, ist er außerdem auch bekannt wie ein bunter Hund ;-)

Es gibt noch so viel zu wissen und erleben, dass ich befürchte, dass die Zeit gar nicht dafür ausreicht. Aber ich bin froh, diese Chance bekommen zu haben! Hier seht ihr noch drei Bilder von unserem Koch-Abend. Ein Eindruck von der belebten Küche und Frédéric, Andrea und Laura. Ach ja, und Christophe, der Nutella auch gerne mal mit dem großen Löffel isst!








Kapitel 29: Alles Gute zum Geburtstag Hans Christian Andersen! (2. April)
Was flattert denn da? Als ich am Morgen des 2. Aprils aus dem Fenster schaue, muss ich mir erst einmal verwundert die Augen reiben. Da fährt doch glatt ein Bus vorbei, an dessen Seiten zwei dänische Flaggen wehen. Warum das denn? Nachforschungen ergeben dann, dass Hans Christian Andersen heute Geburtstag hat. Ganz Dänemark ist so stolz auf sein berühmtes Geburtstagskind, dass es seine Flaggen heute nur für ihn hisst. Das bedeutet natürlich auch, dass jeder einzelne Stadtbus (und davon gibt es hier viele) mit zwei Flaggen herumfährt.

Zu seinem Ehrentag öffneten Odenses Museen gratis ihre Pforten für Groß und Klein. Da ich die Andersen-Museen eh noch nicht gesehen hatte, wollte ich mir diese Gelegenheit natürlich nicht entgehen lassen. Da traf es sich gut, dass wir aufgrund des Lockouts nicht in die Schule gehen mussten. Laura, Miguel, Zsuzsanna und ich haben uns also auf unsere Räder geschwungen und sind bei Sonnenschein in die Stadt geradelt. Und dort wurde man förmlich erschlagen von dem Rot der dänischen Flaggen. Hier ein paar Impressionen:





Das Hans-Christian-Andersen-Museum an sich ist ganz nett, wobei ich wirklich kein Geld dafür ausgeben würde. Man erfährt viel über sein Leben und seine Arbeit und kann auch ein paar nette Ausstellungsgegenstände betrachten. Besonders schön fand ich ja die Scherenschnitte, die Kinder passend zum Thema Ostern angefertigt hatten. So kann ein Gækkebrev also auch aussehen (die die ich in der Schule bekommen habe, waren leider nicht ganz so filigran ;-) ):



Anschließend sind wir ins Børnekulturhuset Fyrtøjet, was ein Museum für Kinder rund um das Thema „Andersen-Märchen“ ist. Das fand ich richtig klasse! Kinder können ihrer Fantasie hier freien Lauf lassen und auch Erwachsene können ins Träumen kommen. Man kann sich auf einem Piratenschiff austoben, als Meerjungfrau in einer großen Muschel schlafen, sich als Prinz und Prinzessin verkleiden oder einen Zaubertrank kochen. Klar, dass wir es nicht ganz lassen konnten und ein bisschen mitgespielt haben…









Irgendwie war es schon ein bisschen verrückt wie sehr die Dänen den Geburtstag von Hans Christian Andersen feiern, obwohl er doch schon so lange tot ist. Aber so sind die Dänen eben! Das Geburtstagskind hat sich zur Feier des Tages dann auch noch mit uns ablichten lassen (für ein Lächeln hat es leider nicht gereicht. Liegt vielleicht am Alter, denn mit 208 Jahren würde ich auch nicht mehr lächeln). In diesem Sinne aber noch einmal: Tillykke med fødselsdagen Hans Christian Andersen!




Sonntag, 7. April 2013
Kapitel 28: Osterbesuch (29. März – 1. April)
Da man Ostern natürlich nicht alleine verbringen sollte, kamen Karfreitag meine Mutter und Ludwig zu Besuch. Am ersten Abend haben wir gleich mal gesündigt: lecker Pizza und Lasagne, und das am Karfreitag! Da schmeckt es doch gleich doppelt so gut ;-)

Für den nächsten Tag hatten wir uns vorgenommen nach Kopenhagen zu fahren. Ich könnte langsam also wirklich zum Reiseführer werden! Wir haben natürlich die wichtigsten Sehenswürdigkeiten angesteuert und zusätzlich noch das Kastellet in der Nähe der kleinen Meerjungfrau, das ich selbst auch noch nicht gesehen hatte. Das ist ein Überbleibsel der alten Stadtbefestigung und man kann wunderbar auf den Festungswällen entlang spazieren. Am schönsten fand ich die Windmühle, die man dort sehen kann:



Am Abend haben wir Ausschau nach einem Restaurant gehalten. Hört sich einfach an, ist es aber nicht. Denn die meisten Restaurants sind entweder sehr teuer oder haben nur die üblichen Touristenessen wie Burger, Wraps und Co. Nachdem wir eine gefühlte Ewigkeit auf und abmarschiert sind, haben wir uns letztendlich für ein Restaurant entschieden, das sich als typisch dänisch bezeichnet hat (der Name war irgendwas mit Wiking). Naja, da gab es natürlich auch nichts anderes als in den anderen, aber super geschmeckt hat unser Essen allemal!

Zu Ostern öffnete endlich Den Fynske Landsby seine Toren, was ich ja die ganze Zeit schon sehen wollte. Da mussten wir also unbedingt hin. Es war wirklich schön, die ganzen alten Dorfhäuser aus dem 18. Jahrhundert zu sehen. Vor allem weil man auch überall rein konnte und sich so gut vorstellen konnte, wie eng es da oft für eine Familie gewesen sein. Besonders toll fanden wir, dass wieder „Schauspieler“ unterwegs waren, die uns das Leben von damals gezeigt haben. So konnten wir zum Beispiel bei einer älteren Dame in der Küche ein typisches Osteressen kosten (Weißbrot mit Milch, Zucker und Eiern in der Pfanne gebacken) oder sehen, wie Eier gefärbt wurden. Ein besonderes Highlight: man konnte sich sein eigenes Osterschaf aus Schafswolle basteln, was meine Mutter und ich natürlich gleich ausprobiert haben.









Danach habe ich noch ein bisschen durch Odenses Innenstadt geführt und pünktlich zur Happy Hour sind wir im Christian4tales gelandet (der Barkeeper kennt mich mittlerweile übrigens schon). Dieses Mal hatten wir ein gutes tschechisches Bier und sogar Livemusik von drei jungen Männern. Nach einem letzten gemeinsamen Abendessen im Froggy’s haben wir es uns noch ein bisschen in meinem Zimmer gemütlich gemacht.

Ich habe mich anschließend noch auf der Abschiedsfeier von Rok sehen lassen, da er nun wieder zurück nach Slowenien muss. Der Abschied ist schwer gefallen, da wir zu guten Freunden geworden sind. Die drei Monate sind wirklich so schnell vorbei gegangen, ich kann es noch gar nicht richtig glauben.

Am Morgen des Ostermontags ging es für meine Mutter und Ludwig dann leider schon wieder zurück nach Hause. Es war eine kurze, aber schöne Zeit und ich hoffe, dass sie ihren Besuch auch genossen haben!




Freitag, 29. März 2013
Kapitel 27: Besuch und Sonnenschein pur (22.-27. März)
Als nächsten Besuch durfte ich meinen Vater und Marion begrüßen, die mit dem Auto zu mir nach Dänemark gefahren sind. Direkt am nächsten Tag sind wir ab nach Kopenhagen gedüst und für uns ging es das erste Mal direkt über die Storebæltsbrücke. Die Brücke verbindet Fünen mit Seeland, wo die Hauptstadt zu finden ist und ist mit einer Gesamtlänge von 13,4 km die derzeit längste Hängebrücke Europas. Sehr beeindruckend! Das Wetter war auch perfekt und hat uns einen schönen Tag versprochen.

Unsere Tour in Kopenhagen haben wir zu Fuß bewältigt und das ist das Tolle hier in Dänemark. Obwohl es die größte Stadt ist, ist dennoch alles Wichtige zu Fuß zu erreichen. Unser erstes Ziel war das Rosenborg Schloss, das ich selbst auch noch nicht gesehen hatte. Es wurde Anfang des 17. Jahrhunderts von Christian IV errichtet und diente als Lustschloss. Besonders beeindruckend fanden wir aber die Schatzkammer. Die Kronen hätte ich gerne einmal aufgesetzt. Oder noch besser: mitgenommen…



Die Sonne hat an diesem Tag so schön gewärmt, dass wir uns in einem Café im Nyhavn nach draußen setzen konnten. Mit den ganzen bunten Häusern, schönen alten Schiffen und Straßenmusikern ist das eine wunderbare Atmosphäre dort und ich kann mir vorstellen, dass es im Sommer hier nur so von Menschen wimmeln muss. Nachdem wir noch zu Schloss Amalienborg gelaufen und auch der kleinen Meerjungfrau einen Besuch abgestattet haben (die dieses Mal ganz von Eis umgeben war), haben wir uns wieder auf dem Rückweg gemacht. In der Dämmerung sah die Storebæltsbro übrigens auch wunderbar aus.



Am Sonntag sind wir dann raus in die Natur, um die tolle Landschaft und Sonne zu genießen. Auf dem Weg zum Fyns Hoved haben wir viele hübsche reetgedeckte Häuser entdeckt und mussten natürlich auch einmal anhalten, um ein paar Fotos zu schießen:





Ihr könnt euch vielleicht erinnern, dass ich mir am Fyns Hoved beim letzten Mal wirklich den A**** abgefroren habe. Dank der Sonne blieb dieser aber verschont und auch meine Kamera musste nicht wieder leiden, so dass ich tolle Fotos knipsen konnte. Ich glaube mein Vater und Marion haben die Landschaft dort auch sehr genossen, denn es ist wirklich ein Traum.









Nach einem ausgiebigen Spaziergang sind wir dann in das kleine Fischerdorf Kerteminde gefahren, wo wir uns bei einem Kaffee mit Blick aufs Meer aufgewärmt haben. Einen neuen Freund haben wir auch gefunden:





Am Tag danach sollte es dann nach Aarhus gehen, da wir uns Den Gamle By ansehen wollten. Obwohl ich schon einmal dort war, war es für mich wieder sehr interessant, da man viel mehr Häuser und Läden besichtigen konnte als beim letzten Mal. Schauspieler waren auch schon unterwegs und haben uns gezeigt, wie man früher lebte. Auch wenn wir erst einmal etwas erschrocken sind, als wir eine Tür aufgemacht haben und da plötzlich ein kochendes Dienstmädchen vor uns stand.








Die gemeinsame Zeit verging auf jeden Fall wie im Flug und am Montag stand schon der letzte Tag vor der Tür, den wir in Odense verbringen wollten. Und wieder hat die Sonne mitgespielt und uns einen schönen Tag beschert. Nach einem ausgiebigen Frühstück sind wir am Fluss entlang Richtung Stadt spaziert und haben die Umgebung genossen. Dabei sind so einige tolle Bilder entstanden, wie ihr unten sehen könnt. Auch ein Schwan hat extra für uns posiert:







Na das sind doch mal Sonnengenießer, oder nicht?
Nachdem ich meinen Vater und Marion in der Stadt herumgeführt und wir noch ein bisschen in den Läden gebummelt haben, sind wir ins Nelle’s Coffee & Wine, das ich mittlerweile richtig gern mag. Wir hatten den richtigen Tag getroffen, da gerade von einer Künstlerin (?) eine Wand neugestaltet wurde. Richtig beeindruckend wie sie das einfach mal so locker und ohne lange zu überlegen an die Wand gemalt hat:



Ich muss in den nächsten Wochen auf jeden Fall einmal schauen, wie das fertige Werk aussieht. Ein Fotograf kam kurz darauf auch noch dazu und hat Fotos mit posierenden Männern und Frauen geschossen. Wir hatten kurz Angst, dass er sich mit seinen akrobatischen auf-einen-wackligen-Hocker-stell-Einlagen noch den Hals bricht, aber insgesamt war es doch wirklich interessant mit anzusehen. Da bekommt man noch mehr für sein Geld ;-)

Da der Weg bei Sonnenschein wirklich schön ist, haben wir uns auch für den Rückweg wieder für den Spaziergang zu Fuß entschieden, der so ca. 1 Stunde dauert. Dieses Mal haben wir auch ein paar Löwen und einen Tiger bestaunen können, die im Zoo ganz gemütlich neben dem Fußweg in der Sonne relaxen. Anschließend sind wir noch ins Rosengårdcentret gefahren, wo ich mir mal wieder etwas gegönnt habe (als würde ich das normalerweise nicht tun, haha).

Ich sollte vielleicht auch noch dazu sagen, dass wir jeden Tag hier in der Kantine essen konnten, was wirklich praktisch war. Sogar geschmeckt hat es! Allerdings ist uns aufgefallen, dass wir einen Schulgeist hier unter uns haben. Eine Frau mit grauen Haaren kommt jeden Tag zum Essen, sitzt ganz alleine und spricht kein Wort. Niemand weiß wer sie ist, woher sie kommt, was sie macht. Dubios! Vielleicht spreche ich sie in den nächsten Wochen mal an, um das Rätsel zu lösen.
Für den letzten Abend hatten wir uns aber das Jensens Bøfhus aufgehoben. Ich wollte dort schon die ganze Zeit einmal die leckeren Steaks probieren und ich muss sagen, es war wirklich super. Die Preise sind zwar Dänemarkmäßig hoch, aber für ein Steak wirklich noch in Ordnung.

Den Rest des Abends haben wir gemeinsam bei einem Glas Wein verbracht, bevor es für meinen Vater und Marion am nächsten Morgen dann wieder zurück nach Deutschland ging. Fazit: ein rundum gelungener Besuch! Und zum Abschluss noch ein Bild von uns Dreien inklusive Grinse-Baum:




Mittwoch, 27. März 2013
Kapitel 26: Osterbräuche
Wow, schon wieder Ferien! Also irgendwie geht das Ganze hier in ziemlich rasantem Tempo voran. Und so habe ich erst einmal ganz schön gestaunt, als die Osterferien vor der Tür standen. Im Gegensatz zu uns Bayern haben die Dänen nur eine Woche vor Ostern Ferien und müssen am Dienstag danach wieder antreten (oder auch nicht, Stichwort „Lock-out“). In der Woche vor Ostern hatte ich die Möglichkeit wieder ein paar nette Bräuche kennenzulernen.

In der Schule haben meine Erstklässler fleißig Ostereier suchen dürfen. Besonders gut gefallen hat mir, dass es mit einem kleinen Spiel und Lied verbunden wurde. Ein Kind musste vor die Tür, während ein anderes Kind das Osterei im Klassenzimmer versteckt hat. Die ganze Klasse hilft anschließend bei der Suche, indem sie je nachdem wie nahe das Kind dem Versteck kommt entweder ganz leise oder laut das Osterlied „Da har vært en påskehare“ (= Da war ein Osterhase) singt. Die Kleinen waren voll in ihrem Element und ich hatte auch meinen Spaß dabei.

Das klingt ja jetzt an sich noch nicht so außergewöhnlich, denn Ostereier suchen wir in Deutschland schließlich auch. Aber es gibt hier etwas, das ich so noch nicht kannte. Und zwar schreibt man sich zu Ostern Gækkebrever, also Ratebriefe. Diese Briefe werden im Stile Hans Christian Andersens als Scherenschnitte gestaltet und mit einem kleinen Vers versehen. Als Unterschrift dient eine Anzahl von Punkten, die der Anzahl der Buchstaben des Namens des Absenders entspricht. Schafft es der Empfänger NICHT den Absender zu erraten, so ist er diesem ein Osterei schuldig. Ich muss denke ich nicht erwähnen, dass ich als „Neue im Land“ eine Unmenge solcher Briefe erhalten habe. Da macht der Osterhase wohl ein Geschäft mit mir!

Abgesehen von diesem einzigartigen Brauch ist für viele Dänen Ostern außerdem der Start in den Frühling und sie machen ihre Ferienhäuser und Gärten für die schöne Jahreszeit startklar. Dieses Jahr dürfte das allerdings flachfallen, da wir immer noch Schnee haben. Die ein oder andere hübsche Blume spitzt aber schon unter der Schneedecke hervor und ich kann erahnen wie schön es hier im Frühling sein wird.

P.S.: Ich habe eben herausgefunden, dass dem Gækkebrev eigentlich auch noch ein Schneeglöckchen beigelegt wird. Wo sind meine??



Kapitel 25: Lock-out
Die Situation in Skandinavien ist nicht so rosig wie sie uns oft erscheint und ich kann es „live“ miterleben. Wie auch bei uns soll meiner Meinung nach an der falschen Stelle gespart werden: der Bildung.

In den letzten Wochen kam es zu einem Tarifstreit zwischen Lehrergewerkschaft und dem kommunalen Landesverband (KL). Die Kommunen fordern eine Erhöhung der Arbeitszeit, was die Lehrer aber natürlich nicht stillschweigend über sich ergehen lassen. Wie mir ein Lehrer erklärt, soll es so ablaufen, dass die bisher bezahlten Vorbereitungsstunden ganz einfach in Unterrichtsstunden umgewandelt werden. Die Lehrer sollten ihren Unterricht dann eben nicht mehr so intensiv vorbereiten. Hallo?! Hat da mal jemand mitgedacht? Nicht auszumalen, wie sich das auf die Qualität des Unterrichts auswirken würde.

Jedenfalls kommt es wie es kommen muss: Lehrergewerkschaft und KL kommen einer Vereinbarung keinen Schritt näher. Der KL droht kurzerhand mit einem Lock-out, was bedeutet, dass die Lehrer von der Schule ausgeschlossen werden und nicht unterrichten dürfen. Klar, dass somit auch die Bezahlung ausbleibt. Die meisten Schüler werden sich wohl erst einmal über verlängerte Ferien freuen, aber auf Dauer ist das natürlich keine Lösung. Für die älteren Schüler bedeutet das, dass sie sich nicht richtig auf wichtige Examen vorbereiten können und für die Eltern der Jüngeren besteht natürlich auch das Problem, dass ihre Kinder morgens ohne Betreuung bleiben. Und genau deshalb erhofft sich der KL ein Eingreifen der Regierung, die das Problem zugunsten der Kommunen und nicht der Lehrer lösen sollen.

In den letzten Wochen kann ich miterleben wie die Stimmung nach und nach schlechter wird. Zu Beginn waren es nur wenige Lehrer, die wirklich mit einem Lock-out gerechnet haben, doch nun scheinen sich alle sicher zu sein. Am 20. März wurde in Dänemark zu Demonstrationen aufgerufen, die in Kopenhagen, Aarhus, Aalborg und auch Odense stattfinden sollten. Der Lehrerverband möchte damit an die Regierung appellieren, sich nicht in den Tarifstreit einzumischen. Ich war beeindruckt wie viele Menschen unter dem Motto „Die Lehrer sind die Ersten – Wer ist der Nächste?“ auf die Straße gehen. Aus meiner Schule waren so ziemlich alle anwesend und ich habe mich mit ihnen unter die Menge gemischt. Viel verstanden habe ich von den Ansprachen nicht, aber dem Applaus und Schreien nach zu urteilen, scheinen sie den Lehrern aus der Seele gesprochen zu haben. Kim Larsen, ein in Dänemark sehr bekannter und erfolgreicher Musiker, hatte ebenfalls einen Auftritt. Mit seinen gesellschaftskritischen Texten hat er einen gewissen Einfluss auf das öffentliche Leben hier. Ihr könnt euch das Lied „Det er en kold tid“ (= Es ist eine kalte Zeit), das er an diesem Tag gesungen hat, hier anhören:

http://www.youtube.com/watch?v=aob_xlAXsvs



Am 1. April wird definitiv bekannt gegeben, ob der Lock-out zur Wirklichkeit wird oder nicht. Wenn es dazu kommt, kann man nur hoffen, dass er nicht lange andauert. Immerhin sind 55 000 Lehrer und 850 000 Kinder davon betroffen. Meine Schule arbeitet derzeit an einem Notfallplan und ich bin sehr gespannt was die kommenden Tage bringen werden. Ich halte euch auf dem Laufenden!
P.S.: Meine Bezahlung ist sichergestellt, da ich das Geld von Deutschland und nicht von Dänemark bekomme. Glück gehabt!



Sonntag, 24. März 2013
Kapitel 24: Besuch, Besuch! (4.-6. März)
Am Abend des 4. März durfte ich den nächsten Besuch aus meiner Heimat begrüßen: meinen Bruder Marcel und Verena. Juhuuu wie schön ist es doch, Besuch zu bekommen! Und wieder einmal die ganze Zeit Deutsch sprechen zu können, ist ja auch nicht schlecht. Mit im Gepäck hatte er eine riesen Ladung an Süßigkeiten und allerlei leckeren Dingen von meiner Oma, Opa und Mama. Ich denke, ich bin nun für den Rest der Zeit versorgt hihi :-)

Da es schon recht spät war, haben wir nur noch ein bisschen gequatscht und sind anschließend schlafen gegangen. Am nächsten Tag musste ich auch wieder arbeiten und so haben wir uns für Nachmittag in der Stadt verabredet. Die beiden wollten sich morgens schon einmal ein bisschen in Odense umsehen. Soweit zumindest der Plan! Als ich dann um viertel nach 1 um die Ecke gebogen bin, sehe ich Marcel und Verena direkt vor dem Haus. Na da sind sie aber nicht weitgekommen ;-)

Was aber auch nicht schlecht war, denn so konnten wir nun gemeinsam erst einen kleinen Spaziergang zum Fynske Landsby unternehmen und anschließend in die Stadt fahren. Klar, dass wir dort alle wichtigen Hans Christian Andersen Märchenfiguren ansteuern mussten. Im Froggy’s konnte ich beide von den superleckeren Smoothies überzeugen, die man aber leider viel zu schnell austrinkt. Nach einem kleinen sonnigen Spaziergang im Park war es auch schon wieder Zeit, um zum Abendessen zurück ins Dalum zu fahren. Vorher haben wir aber noch einen netten Musikanten in der Stadt angetroffen. Zu beachten ist die tolle Gitarre:



Direkt nach dem Abendessen lockte uns die Kneipe Christian4tale, in der ich auch schon mit Christian war. Zur Happy Hour ist das Bier auch bezahlbar, da es nur 4 anstatt 8€ kostet. Wir stellten dort außerdem fest, dass der Barkeeper perfekt deutsch spricht und das auch noch ohne Akzent. Aber irgendwie konnten wir ihm nicht so ganz glauben, dass das nur daher kommt, dass er als Kind immer deutsches Fernsehen geschaut hat. Das würde ja schon an ein Wunder grenzen… Egal, das Bier hat jedenfalls geschmeckt!

Am 6. März war dann aber leider schon wieder die Abreise angesagt. Auch wenn es nur sehr kurz war, so war es doch trotzdem schön, sich wieder einmal zu sehen. Als ich von der Schule heimgekommen bin, hieß es: Bis bald, wir sehen uns Ende Juni wieder! Ein gemeinsames Bild von uns dreien war leider nicht möglich, da Marcel immer die Augen zuhatte und wir nicht die Geduld der netten Fotografin überstrapazieren wollten ;-) Als Entschädigung also ein Bild von Marcel und Verena:




Dienstag, 19. März 2013
Kapitel 23: Blåvand (2. März)
Ja ich weiß, 2. März ist nun schon wieder etwas her… Aber die Ereignisse überhäufen sich und ich komme mit dem Schreiben gar nicht mehr hinterher! Nun aber zu meinem Ausflug nach Blåvand, einem zauberhaften Ferienort an der Westküste Dänemarks. Zusammen mit Ute, Róisín und Christiane, die kurz vorher als neue Comenius-Assistentin aus Deutschland in Brenderup (30 km von Odense) eingetroffen ist, habe ich mir dort die Nordseebrise um die Nase wehen lassen.

Ich kann verstehen, dass der 40 km lange Strand jedes Jahr unzählige Touristen anzieht, denn er ist wirklich traumhaft. Feiner Sand und wunderschöne Muscheln, die ich am liebsten alle mitgenommen hätte. Ich habe mich allerdings auf eine große beschränkt, da ich mit Sicherheit noch öfter zum Muschelsammeln komme. Es gibt hier außerdem noch einige Bunker des Atlantikwalls aus dem Zweiten Weltkrieg. Wer denkt, dass sie heute einfach nur grau und nutzlos rumstehen und den Strand versauen, liegt falsch. Sie wurden hübsch als Pferde getarnt! Nette Idee oder?







Es kam mir gar nicht wie eine ganze Stunde vor, die wir dort am Strand entlang spaziert sind. Aber letztendlich waren wir doch ziemlich durchgefroren, denn es war – wie auch nicht anders erwartet – mal wieder eisig. Von der Ferne haben wir einen Leuchtturm gesehen, den wir uns nun ansehen wollten: den Blåvandshuk Fyr. Er steht an Dänemarks westlichstem Punkt und ist schon über 100 Jahre alt. Er sollte vor dem Riff Horns Rev warnen, das man früher auch Teufelshorn nannte, da hier viele Schiffe auf Grund liefen oder untergingen. Da sich nun auch kurz die Sonne zeigte, wollten wir natürlich nach oben. Für die 39 Meter sind wir 170 Stufen hochgekraxelt und die Aussicht hat sich wirklich gelohnt.





Anschließend wollten wir noch einen Blick in die Läden im Dorf werfen, die wirklich hübsch sind. Das Dorf an sich hat übrigens nur 200 Einwohner und ist somit wirklich klein. Aber unzählige Ferienhäuser müssen den Ort im Sommer wohl wirklich sehr lebendig machen. Dass er besonders bei deutschen Urlaubern beliebt sein muss, zeigten uns die vielen deutschen Autos und die Tatsache, dass man so ziemlich alles sowohl in Dänisch als auch Deutsch lesen konnte. Das wiederum hat mir nicht ganz so gut gefallen, da das dänische Flair verloren geht. Aber der Süßigkeitenladen, wo wir auch etwas Heißes zum Aufwärmen bekommen haben, hat uns trotzdem sehr gut gefallen :-)






Kapitel 22: Velkommen tilbage – Willkommen zurück (18. März)
Der Aktualität halber möchte ich diesen Eintrag kurz vorziehen und euch erst später von meinem Ausflug nach Blåvand und dem Besuch meines Bruders erzählen. Ihr verzeiht mir bestimmt, dass es damit nicht mehr ganz chronologisch ist.

Aus persönlichen Gründen war ich noch während der Schulzeit eine Woche zuhause in Deutschland. Die Schule zeigte sich dabei sehr verständnisvoll und räumte mir diesen Freiraum ein. Als ich dann wieder zurück an die Schule kam, wurde ich sehr herzlich empfangen. Die Kinder aus meiner 1. Klasse stürzten auf mich zu, um mich lauthals zu begrüßen und zu umarmen. Du bist wieder da! Ich hab dich vermisst! Ihr könnt euch vorstellen, wie sehr ich mich da gefreut habe wieder zurück zu sein.

In der Klasse haben sie mir dann zusammen mit Birgitte eine Überraschung überreicht, mit der ich gar nicht gerechnet hätte. Jedes Kind hat mir vergangene Woche ein Bild gemalt und eine kurze Botschaft dazu geschrieben! Die gesammelten Bilder haben sie dann zu einem kleinen Heft zusammengebunden, so dass ich nun eine schöne Erinnerung habe. Ich war wahnsinnig gerührt und beim Durchblättern kamen mir die Tränen. Das beste Geschenk, das einem Lehrer gemacht werden kann, ist doch die Tatsache, dass man in seiner Abwesenheit von der Schule vermisst wird, oder nicht?

Hier seht ihr ein paar von den gemalten Bildern, die sie mir zusammen mit Pralinen überreicht haben:








Mittwoch, 6. März 2013
Kapitel 20: In der Hauptstadt Dänemarks (21.-24.2.)
Donnerstag haben Christian und ich uns ganz früh aufgemacht, um mit dem Zug nach Kopenhagen zu fahren. Nach knapp 1,5 Stunden sehr komfortabler Fahrt (so viel besser als mit der Deutschen Bahn) sind wir in der Hauptstadt Dänemarks angekommen. Strahlendblauer Himmel und Sonnenschein haben uns dort empfangen – was für ein ungewohnt schöner Anblick nach so langer Zeit!
Nachdem wir erst einmal unser Gepäck in unserem Hostel abgeladen hatten, sind wir direkt los in die Stadt gelaufen. Schließlich wollten wir vieles sehen und das war bei diesem Wetter wirklich perfekt. Zuerst wollten wir der Königin Dänemarks, Margrethe II. einen Besuch abstatten, denn sie hatte uns zum Tee eingeladen. Naja gut, leider nicht. Aber trotzdem wollten wir sehen, wo sie die meiste Zeit residiert! Durch die Fußgängerzone hindurch sind wir also zu Schloss Amalienborg geschlendert. Dabei sind wir zufällig auch an der Sehenswürdigkeit schlechthin vorbeigekommen: Nyhavn (= neuer Hafen). Wow, sieht das schön aus! Die vielen tollen Boote in Sonnenlicht getaucht und diese hübschen bunten Häuser im Hintergrund. Da lässt es sich doch leben, oder nicht?



Später sind wir hier auch noch einmal zurückgekommen, um einen heißen Chai Latte zu genießen. Ich weiß nicht, ob wir einfach Glück hatten, aber jedenfalls war das auch nicht teurer als in Odense. Aber jetzt erst einmal zu Schloss Amalienborg, das kann sich nämlich auch sehen lassen. Die Königin war gerade auch zu Hause, was uns die gehisste Flagge anzeigte. Da hätte sie uns ja eigentlich wirklich zu Tee und Kuchen einladen können. Oder eher zum Smørrebrød. Um uns kurz vom langen Fußmarsch zu erholen, ließen wir uns dort auf einer Treppe nieder. Fehler! Sofort wurden wir kurz aber bestimmt von der königlichen Wache wieder aufgescheucht. Na gut, ausgeruht wird also später… Wir haben uns erst die Marmorkirche angesehen, die sehr große Ähnlichkeit mit dem Petersdom hat und anschließend noch eine Ausstellung der königlichen Räume. Es waren Zimmer von Christian VIII. und Christian X. zu sehen, die auf Christian (ohne Zahl) und mich sehr überladen gewirkt haben. Entweder waren die Zimmer zu klein, oder die Gegenstände im Zimmer zu viel. Jedenfalls stand da wohl jemand sehr auf Pfeifen und Familienportraits!





Nach einem weiteren Spaziergang zu einer sehr schönen Kirche, deren Namen ich leider vergessen habe, sind wir weiter zu der Titelfigur meines Blogs gelaufen: den lille Havfrue. Dort saß sie also, die kleine Meerjungfrau aus Hans Christian Andersens Märchen und ließ sich – umringt von knipsenden Japanern – von der Sonne wärmen. Wie schön!





Anschließend haben wir uns dann mit schmerzenden Füßen und durchgefroren wieder auf den Rückweg in die Innenstadt gemacht. Nach einem Chai-Latte-Stop in Nyhavn:



In der Fußgängerzone hatten wir mittags schon einen Abercrombie & Fitch entdeckt. Ich konnte nicht Nein sagen und hab bei einem reduzierten Pullover, den ich bereits vor Weihnachten in London entdeckt hatte, zugeschlagen. Aber auch Christian ging nicht mit leeren Händen nach draußen. Nach Christians erster dänischen Rød Pølse (einer „roten Wurst“ mit Brötchen) am Rathaus (mittlerweile ist es schon dunkel geworden) haben wir uns abends dann wieder auf den Rückweg ins Hostel gemacht.



Am Freitag ging es schon um 8 Uhr los, da ich um 9 Uhr mein offizielles Comenius-Treffen hatte. Geplant war eigentlich, dass ich „ein Stück“ laufe und dann den Bus bis zum Treffpunkt nehme. Christian hat mich dann aber relativ bald darauf aufmerksam gemacht, dass ich ganz woanders bin, als ich auf dem Stadtplan gedacht hatte. Na toll, mit Kartenlesen hatte ich eigentlich noch keine Probleme… Jedenfalls habe ich mich dann von Christian verabschiedet, der den Vormittag in der Stadt mit Sightseeing verbringen wollte und bin dann wohl ca. 1,5km zu dieser Haltestelle gelaufen/gerannt, um gerade so einen Bus zu erwischen. Völlig kaputt dachte ich im Bus, dass jetzt aber nichts mehr schief laufen kann. Zu früh gefreut! Ungefähr drei Haltestellen später machte uns der Busfahrer darauf aufmerksam, dass er aufgrund einer Baustelle nicht weiterfahren könnte und wir deshalb alle aussteigen müssten. Na super! Also nochmal ca. 1,5km laufen. Es grenzt schon an ein Wunder, dass ich nur ca. 5 Minuten zu spät zum Treffen kam und ich nicht einmal die Letzte war.

Wir waren nur eine kleine Gruppe von Comenius-Assistenten bei diesem Treffen, da der Großteil schon am Treffen im vergangenen Oktober teilnehmen konnte. Die Veranstalter hatten erst einmal ein leckeres Frühstück für uns vorbereitet und dann haben wir über dänische Kultur, Besonderheiten der Dänen (Warum verhalten sie sich manchmal so, wie sie sich verhalten? Dazu muss ich wohl mal einen gesonderten Eintrag machen.) und dem Kulturschock gesprochen. Auch eine ehemalige Assistentin, die nun in Dänemark lebt, war zu Gast und hat von ihren Erfahrungen berichtet. Das gemeinsame Mittagessen war auch einmal etwas anderes. Wir sind gegenüber in die Kantine, haben uns die Teller vollgeladen und sind dann bei Minusgraden mit unseren dampfenden Tellern wieder über die Straße zurückmarschiert. Muss ein lustiges Bild abgegeben haben!

Am Nachmittag sind wir dann zusammen in das Nationalmuseum, wo eine Führung für uns organisiert wurde. Ab hier war auch Christian wieder mit von der Partie, was ich wirklich gut fand, da wir so keinen ganzen gemeinsamen Tag verloren haben. Wir wurden durch Dänemark des 20. Jahrhunderts geführt und hätten uns danach auch noch das gesamte Museum anschauen können. Wenn es denn nicht schon 5 Minuten später geschlossen hätte… Christian hatte Glück, da er sich das Museum vorher schon anschauen konnte.

Anschließend wurden wir von den Veranstaltern in ein nettes Restaurant geführt, wo uns ein 3-Gänge-Menü serviert wurde. Nun ja, was soll ich sagen. Meine Lamm-Abneigung hat sich wohl eher noch verstärkt. Tut mir leid, aber blutendes Lamm, das noch halb lebt, kann ich wirklich nicht essen! Christian musste für sich selbst zahlen und hat sich deshalb einen Burger bestellt, den ich nun am liebsten auf der Stelle in einem Stück verschlungen hätte. Zum Glück habe ich dann auch etwas abbekommen und er hat mein armes, meiner Meinung nach umsonst gestorbenes Lämmchen gegessen. Die Nachspeise war dafür aber göttlich! Mousse-au-chocolat mit Orangensahne, hmmmm…. Die hab ich mir auch nicht von meiner Sitznachbarin, die mir währenddessen von ihrer Zuckerdiät erzählt hat, verderben lassen ;-)

Den Samstag sind Christian und ich erst einmal etwas ruhiger angegangen und haben etwas länger geschlafen. Dann wollten wir aber Schloss Christiansborg besichtigen, wo seit 1918 das Dänische Parlament seinen Sitz hat. 1167 wurde an dieser Stelle die erste Burg gebaut und ihre Ruinen sind heute noch zu besichtigen. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde dann das Schloss errichtet, allerdings wurden die Dänen vom Pech verfolgt: das Schloss brannte ab, wurde wieder aufgebaut und brannte wieder ab. Das jetzige Schloss wurde 1928 vollendet und bleibt hoffentlich auch noch etwas länger stehen. Die Stallungen konnten wir auch besichtigen, wo wir die königlichen Pferde und Kutschen sehen konnten. Im letzten Jahr hatte die 72-jährige Königin Margrethe II. übrigens ihr 40. Thronjubiläum. Bisher habe ich die Dänen immer nur mit Hingabe von ihr sprechen hören und der Thronfolger Frederik und seine Frau Mary (hehe) werden geradezu verehrt. Mit etwa 82 Prozent Zustimmung in der Bevölkerung genießt das dänische Königshaus die höchste Zustimmungsrate für eine Monarchie in Europa.







Zum Abschluss wollten wir noch einen recht außergewöhnlichen Stadtteil Kopenhagens besichtigen: die Hippie-Siedlung Christiania. Als im Jahr 1971 die Kasernen dort geräumt wurden, wurden sie schon bald von sogenannten „Slumstormers“ besetzt und wenig später wurde der illegale Freistaat gegründet. Man wollte nach eigenen Vorstellungen leben und alle Räumungsversuche misslangen. Nach vielen Jahren Hin und Her wurde Christiana 1991 schließlich legalisiert. Aber heute ist der Regierung diese Siedlung ein Dorn im Auge und der Kampf „ums Überleben“ geht von vorne los. Möchte man Christiana betreten, gilt es einige Spielregeln zu befolgen: Keine Waffen, keine kugelsichere Kleidung, nicht rennen (da das Panik auslösen könnte), keine harten Drogen und kein Diebesgut. Und ganz wichtig: keine Fotos! Warum das? Nun ja, der Handel mit Hasch und Marihuana ist trotz allem eben illegal! Klar, dass man da auf beweisende Fotos nicht besonders scharf ist. Und tatsächlich gibt es hier eine „Green Zone“ in der diese Drogen ganz offen an den Mann gebracht werden. Und das inmitten des dänischen Volkes, das doch ansonsten immer ganz genau auf Regeln bedacht ist. Hier zwei Fotos, die ich zumindest von außen aufnehmen konnte:





Unseren letzten Abend haben wir dann dazu genutzt, gemeinsam Essen zu gehen. Die Zeit verging nun irgendwie doch wieder zu schnell. Aber so ist das eben bei allen schönen Dingen…



Samstag, 2. März 2013
Kapitel 19: Besuch!
Am Tag nach Valentinstag war es dann endlich so weit: mein erster Besuch kommt! Ich konnte es Freitag kaum erwarten bis ich Christian abends am Bahnhof in Odense begrüßen durfte. Es war natürlich nicht die beste Jahreszeit für einen Besuch in Dänemark, aber das Wetter war sowieso erst einmal zweitrangig.

Am Samstag haben wir uns auf eine kleine Erkundungstour begeben und sind mit dem Bus nach Kerteminde gefahren, wo ich selbst auch noch nicht war. Kerteminde ist ein kleines Fischerdorf an der Nordostküste Fünens. Im Sommer scheint hier wohl etwas mehr los zu sein, aber bei dieser Kälte und dem Wind schien das Dorf teilweise wie ausgestorben. Trotzdem können sich die hübschen Häuser und der Hafen durchaus sehen lassen!







Abends sind wir dann noch gemeinsam mit Rok und Jakob auf ein Bier ins Zentrum Odenses. Klar, dass wir ins „Christian Firtales“ mussten! Nach einem kleinen Abstecher durch das H. C. Andersen-Viertel, wo man bei Nacht den wunderschön beleuchteten Baum bestaunen konnte, haben wir uns dann dort ins Warme geflüchtet. Diese Bar hat wirklich eine große Auswahl an Bier aus aller Welt. Wir haben natürlich dänisches Bier getestet, das richtig gut geschmeckt hat.




Da ich weiß, dass Christian eine Schwäche für Eisenbahnen hat, sind wir am Sonntag ins Eisenbahnmuseum. Zufälligerweise hatten Miguel, Laura und Zsuzsanna die gleiche Idee und so sind wir zusammen gegangen. Ich bin gleich zu Beginn voll auf meine Kosten gekommen, als wir mit der Minibahn fahren durften und obendrauf noch eine Extrarunde bekamen! Was hatten wir für ein Glück, dass zu dieser Zeit nicht so viele Kinder unterwegs waren, die die ganze Bahn für sich beansprucht hätten ;-) Auch das Rosengårdcenter konnte ich Christian nicht vorenthalten und wir konnten uns dieses Mal in der Mitte sogar einen kleinen Zirkus ansehen. Nicht schlecht, was man an einem Shoppingnachmittag alles geboten bekommt!

Am Dienstag haben wir uns tatsächlich sogar mit dem Fahrrad nach draußen gewagt. Wir sind ein bisschen am Fluss entlang gefahren, der uns direkt durch den Zoo und an den Tigern vorbei geführt hat. Christian musste aber schon bald die Erfahrung machen, dass mit dem dänischen Wind nicht zu spaßen ist. Bevor seine Finger endgültig abgefroren sind, sind wir dann doch lieber wieder zurück um uns ein bisschen aufzuwärmen.



Am Abend konnten wir die dänische Gastfreundlichkeit genießen, da wir bei Birgitte eingeladen waren. Sie wohnt wirklich hübsch in einem ehemaligen Bauernhof inmitten von Häusern, die ein bisschen an das alte fünische Dorf erinnern. Zusammen haben wir auf deutsche Art Fleischküchli mit Kartoffelbrei und Karotten gekocht. Und als Nachspeise gab es eine Apfel-Mascarpone-Creme (ohne Mascarpone, dafür mit irgendwas Quarkähnlichem) und es war sooo gut. Der Abend war wirklich schön und verging wie im Flug! Birgitte mochte übrigens meinen mitgebrachten deutschen Wein aus Sand und hätte gern mehr davon ;-)
Nachdem wir Mittwoch auch schon unseren letzten gemeinsamen Tag in Odense verbracht haben, stand noch ein Trip nach Kopenhagen an. Aber dazu später mehr!




Montag, 25. Februar 2013
Kapitel 19: Comenius-Dinner (14. Februar)
Für viele ist der 14. Februar auch unter dem Namen Valentinstag bekannt. In Dänemark wird dieser Tag eher nicht so groß geschrieben bzw. nicht gefeiert. Dennoch hatte ich einen wunderbaren Abend und dazu ein tolles Essen. Denn unser erstes Comenius-Treffen war für Valentinstag angesetzt.

Birgitte und ich haben mittags die Schule früher verlassen, um zum Treffpunkt zu fahren, wo uns schon die anderen fünf Assistenten (Maria aus Spanien hat – warum auch immer - gefehlt) und Mentoren erwartet haben. Nach einem sehr leckeren Smørrebrød haben wir uns alle miteinander bekannt gemacht (irgendwie auch lustig, wir Assistenten kannten uns schließlich schon alle) und über das dänische Schulsystem gesprochen. Wir haben zum Beispiel erfahren, dass die Lehrer in Dänemark ungefähr drei Mal so viel im Monat verdienen wie ich verdienen werde. Deutschlehrer sind übrigens Mangelware. Soll ich hier bleiben? Kleiner Scherz. Man muss schließlich auch die hohen Steuern und Lebenshaltungskosten bedenken.

Nachdem Birgitte und ich anschließend noch ein bisschen die Unterrichtsmaterialien durchgestöbert haben (das Treffen fand in einem Zentrum für Unterrichtsmittel statt) und auch fündig wurden, bin ich die 5 Minuten noch nach Hause gelaufen. Sehr praktisch, einmal etwas direkt vor der Haustüre zu haben! Nach einem ausgiebigen Mittagsschlaf ging es auch schon wieder los, da das mittags nur der erste Teil unseres Treffens war.

Zusammen sind wir gegen Abend ins Birdy’s, das ein richtig tolles indisch-mexikanisches Restaurant im Zentrum Odenses ist. Eigentlich bin ich kein Freund mexikanischen Essens, aber das war mal wirklich gut! Wir hatten ein mexikanisches Buffet mit allerlei leckeren Dingen inklusive Getränken und einer Flasche Wein. Zum Nachtisch gab es dann auch noch Mandelkuchen mit Walnusseis, hmmmm… Der Abend war richtig hyggelig und es war schön, dass wir alle zusammen sein konnten. Und ein weiterer großer Pluspunkt: die Kosten wurden komplett von den Comenius-Organisatoren übernommen und weitere Treffen sind schon geplant. Ich habe noch von keinen anderen Kommunen in Dänemark gehört, die das so handhaben wie hier. Nirgendwo sind außerdem so viele Assistenten zusammen in einem Ort (nicht einmal in Kopenhagen!). Ich kann mich also mal wieder glücklich schätzen in Odense gelandet zu sein. In diesem Sinne: tak for mad!



Dienstag, 12. Februar 2013
Kapitel 18: Schulleben und Fastelavn
Es wird Zeit, dass ich mich wieder einmal melde! In der letzten Zeit wechsle ich zwischen krank und gesund hin und her, was auf Dauer ziemlich nervig aber natürlich auch anstrengend ist. Jetzt hat es mich vor kurzem erst so erwischt, dass ich drei Tage nicht zur Schule gehen konnte und nun geht das Ganze anscheinend schon wieder von vorne los. Es wird Zeit, dass der Frühling kommt!

Ich möchte euch aber nun wieder mal davon berichten, wie es so in der Schule läuft. In den letzten Wochen gab es Phasen, in denen ich mich nicht wirklich wohl gefühlt habe, was mit einem der Deutschlehrer zusammenhing. Da die ganze Sache aber nun bereinigt ist, geht es mir wieder gut und ich freue mich sehr, nach den Ferien (hier ist nächste Woche frei) mit dem Deutschunterricht beginnen zu können! Insgesamt fällt mir auf, dass die Lehrer mir nun nach und nach immer offener begegnen. So kommt es zu wirklich netten Gesprächen und es macht dabei gar nichts, wenn das Englisch nicht perfekt ist. Wir versuchen uns in einem Mischmasch aus Dänisch, Englisch, Deutsch und Zeichensprache zu verständigen, was oft sehr lustig klingen und aussehen mag.

Mit meiner Mentorin Birgitte verstehe ich mich wirklich super. Sie kümmert sich sehr und nicht selten möchte sie mich glaube ich ein bisschen bemuttern („Hast du genug Obst?“, „Hast du genug warme Pullover oder soll ich dir welche von mir geben?“). Da liegt mir dann schon manchmal „Ja Mama!“ als Antwort auf der Zunge, aber ich konnte es mir bisher immer noch verkneifen. Wie auch immer, ich weiß es sehr zu schätzen. Für vergangenen Samstag hatte ich mich mit ihr in der Stadt auf einen Kaffee verabredet und es war wirklich sehr schön. Wir haben uns fast drei Stunden sehr gut unterhalten und ich habe sehr viele Eindrücke von ihrem Leben und ihrer Person erhalten können. Ich finde es toll, dass es hier ganz einfach ist, auch eine persönliche Beziehung aufbauen zu können. So macht auch die Zusammenarbeit in der Schule gleich viel mehr Spaß. Da Christian mich Freitag für eine Woche besuchen kommt, hat sie uns beide abends zu sich eingeladen. Das ist doch nett, oder nicht?

Nun noch zum Unterricht in der Schule an sich. Bei den Schülern lassen sich Fortschritte verzeichnen. Mit der Zeit haben meine Erstklässler gelernt, wie sie sich mit mir verständigen können. Ich finde es bemerkenswert, dass niemand müde wird, mir etwas auf Dänisch zu erklären oder auch gern mal seinen ganzen Körper einsetzt. Ich war auch ganz erstaunt, als Abtin mir diese Woche plötzlich mit „Thank you“ antwortet. Das muss er wohl aufgeschnappt oder zu Hause nachgefragt haben :-) Mir wurde außerdem mal wieder bewusst, dass man den Schülern immer offen und ohne Vorurteile gegenübertreten sollte. So hielt ich Abtin erst für einen richtigen Störenfried, doch mittlerweile ist er mir richtig ans Herz gewachsen. Heute hat er mich gefragt, ob ich nach der Schule nicht zusammen mit ihm etwas spielen möchte :-D Birgitte meinte jedenfalls, dass ich einen guten Einfluss auf ihn habe, was mich sehr gefreut hat.

Letzte Woche ging außerdem ein kleines Projekt zu Ende. Meine Erstis haben in Kleingruppen Plakate zum Thema Fußballstadion, Mein Zimmer und Spielplatz gestaltet. Das heißt sie haben erst einmal gemalt und anschließend alle Dinge im Bild mit Wortkärtchen versehen. Ziel hierbei war, dass sie zu bestimmten Themen Worte verschriften. Eine Jungsgruppe hat hierbei im Fußballstadion Dänemark gegen Deutschland antreten und netterweise auch Deutschland gewinnen lassen (gut, letzteres eigentlich nur weil ich es unbedingt so wollte hihi). Hier ein paar Ergebnisse:







Heute habe ich außerdem auch begonnen mit meinen Erstklässlern Englisch zu sprechen. Und es klappt besser als ich erwartet habe! Sie verstehen sehr schnell und für sie ist es natürlich auch eine tolle Möglichkeit frühzeitig mit der Fremdsprache in Kontakt zu kommen.
Insgesamt habe ich den Eindruck, dass die dänischen Kids sehr schnell und auch einfacher Englisch lernen als bei uns. Bei meinen Drittklässlern (Englischunterricht beginnt in Dänemark ebenfalls in Klasse 3) habe ich heute eine Stunde zu den Farm Animals gehalten und ich konnte ihnen wesentlich mehr zumuten, als das vielleicht in einer deutschen Klasse möglich gewesen wäre. Ich schätze, dass das wohl auch wesentlich damit zusammenhängt, dass englische Filme hier nicht synchronisiert, sondern nur mit dänischen Untertiteln versehen werden. So schnappen die Kinder doch schon recht früh englische Wörter auf.

In dieser Klasse starten wir bald mit einem weiteren Projekt zu den Tieren. Wir werden Plakate mit den Kontinenten und den jeweiligen Tieren gestalten und in der Bibliothek ausstellen. Auch hiervon werden dann hoffentlich bald Bilder folgen können. Hier noch ein paar nachgelieferte Bilder vom Schulhaus und „meinem“ Klassenzimmer:

Kindergartenbereich:


Dieser Bereich wird für Aktivitäten des Unterrichts genutzt, die mehr Bewegungsfreiheit brauchen (wie z.B. Spiele, Tanz, Theater):


Schulküche:


Lehrerzimmer:


Klassenzimmer:


Da ja gerade Fasching ist, möchte ich euch natürlich auch etwas vom Fasching in Dänemark berichten. Nun ja, wenn es denn Fasching in Dänemark geben würde… Hier nennt man das Ganze Fastelavn. Es ist aber eigentlich eher etwas für Kinder, weshalb ich dieses Jahr auch keinen einzigen verkleideten Menschen auf der Straße gesehen habe. Es war, als würde es Fasching nicht geben! In der Schule sind wir aber fleißig dabei, Faschingsvorbereitungen zu treffen. Richtig, wir treffen eben erst die Vorbereitungen! Obwohl bei uns in Deutschland der Fasching nun bald vorüber ist, wird er bei mir in der Schule erst diesen Donnerstag (14.2., Valentinstag!) gefeiert. Ich habe also schon fleißig Masken gezeichnet und Katzen ausgeschnippelt und ein Holzfass bunt bemalt. Was es mit beiden letzteren Dingen auf sich hat, möchte ich euch gerne noch erzählen. Die Katzenliebhaber sollten jetzt aber besser weghören!

"Slå katten af tønden": Katzenschlagen
Was sich brutal anhört, war ursprünglich tatsächlich ein nicht gerade tierfreundlicher Brauch: früher steckte man eine lebendige schwarze Katze in ein Holzfass. Die Katze stand als Symbol für das Böse, das vertrieben werden sollte. Man schlug nun so lange auf die Tonne ein, bis sie zerbrach und die Katze aus der Stadt gejagt werden konnte. Klingt barbarisch oder? Heute wird das Katzenschlagen zwar immer noch gemacht, auf der Tonne ist jedoch nur noch eine Katze aufgemalt. Zum Glück! Im Fass selbst sind dann Süßigkeiten für die Kinder. Derjenige, der das letzte Holzbrett abschlägt, wird zum Katzenkönig gekürt.

Gestern habe ich Fastelavnsboller (Faschingsbrötchen) bekommen, die wirklich lecker waren. Das ist das typische Blätterteiggebäck mit verschiedenen Füllungen und bunten Glasuren, das man hier zu Fasching isst. In meinem Fall war es mit Vanillepudding gefüllt und mit Schokolade überzogen, hmm! Doch auch hierzu gibt es eine kleine Geschichte: Früher scheuchte man sich der Überlieferung nach zu Fasching mit einem Zweigbündel (eine Art Fruchtbarkeitssymbol) gegenseitig aus den Betten. Männer schlugen damit ihre Frauen. Als Dank (?!) servierten diese ihnen dann Kuchen. Also mir würde da besseres einfallen, als Kuchen zu servieren, aber gut… Wenigstens gibt es nun diese richtig guten Fastelavnsboller!



Sonntag, 3. Februar 2013
Kapitel 17: Neue Comenius-Assistenten, die älteste Stadt Dänemarks und das etwas andere Wattenmeer
Mein kleines gelbes Haus wurde in den letzten zwei Wochen immer leerer und leerer, da ein Erasmus-Student nach dem anderen abgereist ist. Irgendwann hatte ich dann das ganze Stockwerk für mich alleine. Was für ein Luxus, so konnte ich beide Badezimmer nutzen und das zur gleichen Zeit! Gut, ihr könnt euch vorstellen, dass das etwas schwierig sein könnte. So war ich also auch ganz froh darüber als zwei neue Comenius-Assistenten die Zimmer neben mir bezogen. Mit Zsuzsanna aus Ungarn und Róisín aus Irland sind nun die letzten Assistenten in Odense angekommen.

Als erstes ein paar Worte zu den Neulingen unter uns. Mittwoch vor einer Woche treffe ich eine Frau auf dem Flur, die Unmengen an Krimskrams mit sich herumschleppt. Als ich sie frage, ob ich ihr beim Tragen behilflich sein könnte, stellt sich heraus, dass sie die Mentorin der neuen Assistentin aus Ungarn ist. Von ihr erfahre ich auch, dass Zsuzsanna zwei Tage später ankommen soll. Ich weiß Freitag also, dass sie theoretisch hier sein sollte, gesehen habe ich sie bisher aber noch nicht. Wir anderen halten auch Samstag in der Kantine Ausschau nach ihr, aber wieder keine Spur. Und eigentlich führt kein Weg an der Kantine vorbei, wenn man nicht verhungern möchte. Als sie auch Sonntag zum Abendessen nicht auftaucht, beschließe ich ihr einen Besuch in ihrem Zimmer abzustatten. Sie freut sich und löchert mich mit Unmengen an Fragen, was verständlich ist, da alles noch so neu für sie ist. Ich bin ja jetzt sozusagen ein alter Hase hier ;-) Sie erzählt von ihrem starken Heimweh und ich lade sie ein, uns den Samstag darauf (gestern) nach Ribe zu begleiten. Roísín hätte ich ebenfalls gerne mitgenommen, da sie wirklich sehr nett zu sein scheint, doch leider war das Auto zu diesem Zeitpunkt schon voll.

Ribe wurde also gestern durch drei Deutsche (Ute, der Doktorandin Anna aus Lübeck und mich), einen Slowenen (Rok) und einer Ungarin (Zsuzsanna) „bereichert“. In Roks Auto machten wir uns zu fünft auf den Weg in die 150km entfernte älteste Stadt Dänemarks. Schon beim Losfahren versprach uns das Wetter einen wunderbaren Tag, da seit langem einmal die Sonne an einem strahlend blauen Himmel schien. Ribe ist ein kleines Städtchen mit 8200 Einwohnern, das 2010 sein 1300. Stadtjubiläum feierte und ist dank der vielen kleinen unter Denkmalschutz stehenden Häuschen ein richtiger Besuchermagnet. Ich kann mir vorstellen, dass im Sommer einiges los sein muss. Aber dank der Jahreszeit waren wir wohl (wieder einmal) so ziemlich die einzigen Touristen. So konnten wir ganz ungestört diese tolle Stadt genießen.







Nachdem wir ein bisschen an bunten Häusern, Schiffen und hübschen, kleinen Läden vorbeigeschlendert sind, werfen wir noch einen Blick in den gotischen Dom, der heute das einzige fünfschiffige Gotteshaus in Dänemark ist. Das Highlight hier: man kann den Turm besteigen und von der Plattform einen Ausblick auf Ribes Dächer und die Marsch genießen. Mich hat dort oben besonders gefreut, dass kein Lüftchen ging und ich mir von der Sonne die Nase kitzeln lassen konnte. Seit ich in Dänemark bin, ist mir nämlich erst so richtig bewusst geworden, wie wichtig die Sonne für mich und meine Stimmung ist.





Schließlich stapften wir all die Treppenstufen wieder nach unten mit dem Plan, erst noch in ein paar Läden zu schauen und anschließend etwas zu essen zu suchen. Eigentlich hatten wir alle etwas mitgenommen, nur Zsuzsanna nicht (obwohl ich es ihr beim Frühstück extra noch gesagt hatte) und klar hatte sie jetzt zur Mittagszeit Hunger. Das wäre ja auch alles kein Problem gewesen, wenn… Nun ja, wenn sie denn irgendetwas von den zahlreichen Essensmöglichkeiten gemocht hätte. Aber: „I don’t like this, I don’t like that“. Nachdem wir also alle Möglichkeiten durch hatten und dabei ordentlich Zeit verloren hatten, sind wir schließlich in einem Café gelandet. Wo sie letzten Endes aber auch nichts essen wollte.

Am Nachmittag hat uns die Sonne dann leider doch in Stich gelassen und es wurde wieder recht bewölkt. Trotzdem wollten wir es uns nicht entgehen lassen, das Wattenmeer zu sehen. Von Ribe aus war es mit dem Auto nicht weit dorthin und ich war schon sehr gespannt, da ich das Wattenmeer noch nie vorher gesehen hatte. Und mit diesem Anblick hatte ich (und auch die anderen) auch wirklich nicht gerechnet! Es war komplett mit Eisplatten bedeckt, die sich quer übereinander stapelten und riesige Haufen Eis bildeten. Ich war platt. Dieses Bild und diese Erinnerung wird mir keiner mehr nehmen. Im Gegensatz zu Zsuzsanna (reichliche Quängeleien) habe ich es sehr genossen auf den Eisbergen herumzuklettern (auch wenn das eingesaute Schuhe und Hose bedeutet hat) und am Rand des gefrorenen Wattenmeers entlang zu spazieren. Auch wenn es wahrscheinlich das letzte Mal war, dass wir in dieser Zusammenstellung (oder soll ich sagen Zsuzsammenstellung?) gefahren sind, habe ich den Tag wieder sehr genossen. Der Anblick des Wattenmeers wird mir noch lange in Erinnerung bleiben und ich bin schon sehr gespannt, wie es im Frühling dort aussieht!