Kapitel 40: Alltagsstress
Das Leben kann nicht nur aus Urlaub und Spaß bestehen! Das hat sich mein Leben auch gedacht und deshalb hatte ich in der letzten Zeit einiges zu tun. Ich bin mir gerade nicht sicher, ob ich euch schon einmal davon erzählt habe. Aber ich hatte mit Birgitte ja schon lange geplant mit einer der 3. Klassen ein Projekt in Englisch zum Thema „Animals“ zu machen. Der Lockout hat uns dann einen Strich durch unsere Planung gemacht. Aber vorletzte Woche konnten wir endlich damit beginnen, juhu!

Zuvor hatten wir die Tier- und auch Ländernamen im Unterricht durchgenommen. Birgitte und ich haben uns dabei abgewechselt und ich denke, wir sind mittlerweile ein recht gutes Team. Bei unserem Projekt sollen nun Plakate entstehen, auf denen die Tiere ihrem jeweiligen Kontinent zugeordnet werden. Wir haben die Klasse in Südamerika-, Nordamerika-, Afrika-, Australien- und Europa-/Asien-Gruppen eingeteilt. Die Kontinente habe ich auf große Kartons gezeichnet. Solche „künstlerischen“ Aufgaben fallen immer mir zu, da Birgitte meint, irgendein Talent dafür in mir zu sehen ;-) Aber es hat wirklich gut geklappt.

Vorletzte Woche hatten wir einen ganzen Schultag, an dem die Schüler daran arbeiten konnten. Sie recherchieren selbstständig wo welche Tiere leben und gestalten die Plakate nach ihren Vorstellungen. Manche zeichnen die Tiere selbst und beschriften sie per Hand, andere suchen aus dem Internet Fotos und schreiben kleine Texte dazu. Bis jetzt muss ich sagen, dass es super läuft. Diese Woche war Birgitte montags und dienstags nicht in der Schule und so habe ich mit den Schülern alleine am Projekt weitergearbeitet. Ich schätze, dass wir diesen Dienstag damit fertig werden könnten. Fotos folgen!

Die 1. Klasse musste ich dann natürlich auch übernehmen, als Birgitte nicht da war. Sie hatte mich schon vor vielen Wochen gefragt und ich hatte mich dazu bereit erklärt (in der stillen Hoffnung, dass ich diese Tage irgendwie überleben werde haha). Aber es kam besser als erwartet! Mein Dänisch hat in den letzten Wochen große Fortschritte gemacht und so kann ich mich mittlerweile auch recht gut mit den Kindern verständigen. Zusammen haben wir die Stunden also gemeistert, einen neuen Text gelesen, Aufgaben dazu bearbeitet, gesungen und auch etwas gespielt.

Eines der Mädchen, Sofie, hatte Geburtstag und es war komischerweise der erste Geburtstag, den ich in dieser Klasse erleben konnte. Natürlich wusste ich aber nicht, welche Geburtstagsrituale in der 1. Klasse üblich sind und Rituale sind für Kinder bekanntlich überaus wichtig und dürfen nicht geändert werden! Uah Schreck... Naja, dass die dänische Flagge auf den Tisch des Geburtstagskindes muss, war mir klar. Danach habe ich die Klasse das dänische Geburtstagslied singen lassen und anschließend noch mein deutsches „Zum Geburtstag viel Glück“ zum Besten gegeben. Die Kids finden es immer urkomisch, wenn ich etwas auf Deutsch sage bzw. singe. Am Ende der Stunde durfte sich Sofie noch ein Spiel wünschen, das wir dann zusammen gespielt haben. Ihre Wahl ist auf „Byen sover“ (= Die Stadt schläft) gefallen. Der ein oder andere mag es vielleicht unter dem Namen „Geisterstunde“ kennen. Alle Kinder schließen ihre Augen und "schlafen", während vier Geister umhergehen und jeweils ein Kind antippen. Wenn die Stadt wieder erwacht, müssen die angetippten Kinder ihren Geist erraten. Mich hat die Auswahl auch gefreut, da das Spiel durch meine ganze Grundschulzeit hinweg mein ganz großer Favorit war.

Ganz harmonisch ist das Ganze aber nicht abgelaufen, denn einen Störenfried gibt es in der Klasse natürlich immer. Alexander ist immer sehr aufgedreht und kann kaum zwei Minuten still sitzen bleiben. Bei mir hat er natürlich nochmal extra viel Gas gegeben und hat den kompletten Unterricht gestört. Alle Versuche, ihn zur Konzentration zu bewegen, sind fehlgeschlagen. Irgendwann ist er mir so auf den Keks gegangen, dass ich ihn nach draußen geschickt habe. Puuh hat die Ruhe danach gut getan… Aber daran muss ich mich wohl gewöhnen, das wird mir in den nächsten Jahren noch öfter passieren. In der Zeit, in der ich jetzt schon hier bin, hat sich bei mir immer mehr herausgestellt, dass ich die 3. Jahrgangsstufe zum Unterrichten bevorzuge. Die Kids sind dort immer noch sehr auf den Lehrer bezogen, aber trotzdem schon wesentlich selbstständiger und auch konzentrierter. Eine erste Klasse hingegen stell ich mir in den ersten Jahren als Lehrer sehr sehr anstrengend vor. Morgen bin ich bei Birgitte zum Mittagessen eingeladen und hinterher wollen wir über die Aktivitäten für erste und dritte Jahrgangsstufe für die restlichen Wochen sprechen.

Diesen Mittwoch kann ich nun auch endlich in der 8. Klasse mein Projekt in Deutsch starten: „Auf Tour durch Süddeutschland“. Mit Renates Hilfe habe ich die Klasse in Gruppen eingeteilt, die sich jeweils eine Stadt in Süddeutschland vornehmen sollen. Ausgewählt habe ich Nürnberg, Freiburg im Breisgau, Augsburg, München, Stuttgart und Karlsruhe. Die Schüler sollen einen Stadtbesuch planen und den anderen in einer Power Point Präsentation die wichtigsten Sehenswürdigkeiten vorstellen. Als Beispiel zeige ich vorneweg eine eigene Präsentation zu Bamberg, an der ich gerade arbeite. Ich bin schon sehr gespannt wie alles klappt und werde euch natürlich berichten.

Nicht nur in der Schule habe ich gerade einiges zu tun. In meinem Sprachkurs hatte ich am Donnerstag meinen ersten Modultest. Ich war mal so zuversichtlich und habe nichts gelernt. Und im Nachhinein kann ich sagen, dass das auch gar nicht nötig war, denn es hat alles wunderbar geklappt. Kommenden Donnerstag habe ich allerdings den mündlichen Teil des Tests und das geht nicht ohne Vorbereitung. Insgesamt müssen wir dafür drei kleine Bücher lesen und zwei beliebige Themen auswählen, über die wir dann sprechen können. Da muss ich die nächsten Tage noch etwas tun!

Zum Schluss nun noch eine Anmerkung zum Zusammenleben hier im Dalum. Das kann manchmal nämlich auch ganz schön stressig sein. Letzte Woche kam ne ganze Menge Italiener an, die hier für drei Wochen ein Praktikum in was auch immer machen. Wir hatten uns im gelben Haus pudelwohl gefühlt, da es recht ruhig war. Allerdings ist diese Ruhe mit den Italienern nun verflogen. Der nette Herr neben mir zum Beispiel ist Italiener durch und durch und liebt es beispielsweise lauthals italienische Lieder zu trällern. Mit Vorliebe dann, wenn ich schlafen möchte. Die Türen gehen natürlich auch nur zu, wenn man sie mit ordentlich Krawall hinter sich zuwirft.

Ich frag mich auch immer wieder wie es manche Menschen schaffen, beim Duschen das komplette Bad zu ertränken. Da findet man keinen trockenen Zentimeter mehr. Und Trockenmachen kann man das ja auch nicht, ist schließlich nicht offensichtlich warum da ein riesen Abzieher im Bad steht. Ganz besonders gern habe ich aber den Übeltäter, der den Kühlschrank mit einem Gefrierschrank verwechselt und das Thermostat immer auf das Maximum dreht. Auch wenn Mary kommt und es jedes Mal wieder zurückdreht, hier zeigt sich ein besonders hartnäckiger Fall. Mein Gemüse und Obst findet das gar nicht lustig. Da ich nicht ständig meine Sachen wegschmeißen möchte: gefrier dein Bier doch woanders!! So, das musste ich nur eben mal loswerden und jetzt ist wieder genug gemotzt für heute ;-)

Im Grunde genommen genieße ich es ja hier mit anderen zu wohnen (die meiste Zeit jedenfalls, siehe oben), da sich die meisten von uns super verstehen. Wir hatten schon im Spaß überlegt draußen eine französische und deutsche Flagge hochzuziehen. Aber DAS darf man ja in Dänemark nicht… Nun dann, wir hören uns bald wieder!