Donnerstag, 27. Juni 2013
Kapitel 49: Eine ereignisreiche letzte Woche


Das ist sie also. Die Gruppe von internationalen Studenten, die in meiner letzten Woche in Dänemark noch übrig geblieben war. Wir hatten wirklich ein tolles und erlebnisreiches Jahr miteinander verbracht.
Mittlerweile bin ich wieder gut in Deutschland angekommen. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Denn einerseits freue ich mich riesig meine Familie und Freunde wiederzusehen, doch andererseits sind mir meine Freunde in Dänemark richtig ans Herz gewachsen und es ist mir wirklich schwer gefallen, mich von ihnen zu verabschieden. Doch nun möchte ich euch noch von meiner letzten Woche in Odense berichten.

Bereits am Montag musste ich anfangen mich von einzelnen Klassen zu verabschieden. In der 3a hatte ich meine letzte Stunde, in der ich noch einmal Englischunterricht gehalten habe. Ich habe noch einmal die Stunde zum Thema Wetter gemacht, die ich in der Woche zuvor mit einer anderen 3. Klasse getestet hatte. Dieses Mal hat es sogar noch besser geklappt und ich hatte richtig Spaß. Am Ende musste ich mich jedoch verabschieden und jeder Schüler kam einzeln zu mir, um mich ein letztes Mal zu umarmen.
Mit den drei Klassen, in denen ich die meiste Zeit verbracht hatte, sind schöne Erinnerungsfotos entstanden:

Klasse 1b mit Birgitte


Klasse 3a



Klasse 3c mit Birgitte


Der Abschied von meiner ersten Klasse fiel erwartungsgemäß am schwersten. Wie gerne würde ich im nächsten Schuljahr oder in ein paar Jahren zurückkommen, um zu sehen, wie sie sich entwickelt haben. Ich konnte mich aus den Umarmungen nur sehr schwer wieder loseisen und die ein oder andere Träne konnte ich nur mit Mühe und Not zurückhalten. Als Erinnerung hat mir die Klasse eine Kuh bunt bemalt, die einen Ehrenplatz in meiner Wohnung finden wird (Foto folgt).

Am Donnerstag war dann mein letzter Schultag gekommen und die Schule hatte in der Pause eine kleine Feier für mich organisiert. Der stellvertretende Schulleiter hat kurz eine Ansprache gehalten und sich bei mir für die Zeit bedankt, um mir anschließend ein Geschenk zu überreichen. Und was ist das wohl? Wunder Wunder, ein Hans Christian Andersen Märchenbuch! Das passt ja nun auch mal wieder perfekt zu meinem Blogtitel. Als hätten sie das geahnt. Der Wälzer macht sich nun gut neben meiner deutschen Ausgabe im Bücherregal und wird mich noch lange an die tolle Zeit in der Schule erinnern. Anschließend hatte ich noch die Gelegenheit mit vielen der Lehrer ein bisschen zu reden und mich von allen zu verabschieden. Auch hier kann ich sagen, dass ich durchweg sehr nette Menschen kennengelernt habe, von denen ich im letzten halben Jahr auch viel lernen konnte.

In der letzten Woche meines Aufenthalts hatte ich ja außerdem auch noch Geburtstag. Am Tag selbst hatte ich mich mit Christiane in der Stadt verabredet, um ein bisschen shoppen zu gehen. Die letzten Kronen mussten schließlich noch verprasst werden! Allerdings war das Wetter ziemlich mies und es hat geregnet ohne Ende, sodass wir wirklich nur von Laden zu Laden hüpfen und es uns nicht bei einem Gläschen Wein am Wasser gemütlich machen konnten. Mein Abend war dann doch sehr ruhig, da alle meine Freunde für Prüfungen lernen mussten. So war ich am nächsten Abend mehr als überrascht, als ich an meinem Zimmer abgeholt und in ein Restaurant geführt wurde! Das war wirklich eine supertolle Geburtstagsüberraschung und wir haben einen wunderbaren Abend zusammen verbracht. Ich hatte sogar eine dänische Geburtstagsflagge auf dem Tisch, yeaaaah!!









An meinem letzten Tag in Dänemark stand dann das große Australien Football Match an, auf das schon wochenlang hingefiebert wurde. Denn Stéphane, Andrea und Benjamin spielten im Team der Odense Lions und wollten uns auf jeden Fall als Unterstützung dabei haben. So hab ich mich also mit Zsuzsanna, Frédéric und Christophe auf den Weg gemacht, um unsere Jungs spielen zu sehen. Einige werden sich jetzt vielleicht fragen, was Australien Football überhaupt ist. Im Prinzip ist es das Gleiche wie American Football (große Männer mit ner Menge an Körperschutz, die versuchen einen Ball hinter die gegnerische Linie zu bringen und sich dabei umreißen ohne Ende), nur ohne Schutzkleidung… Und ja, ich hatte wirklich Angst, dass einen der drei Franzosen etwas passieren könnte. Die Angst war auch nicht unbegründet wie sich später herausstellen sollte. Doch zuerst ein paar Bilder:

Beim Fußball nennt man das Anstoß, aber hier? Anwurf?


Und Schuss! Andrea


Stéphane (noch stehend, in der Mitte)


Kein Sport für Weicheier... Andrea


Odense Lions (Benjamin rechts außen, Andrea 3. von rechts, Stéphane leider schon im Krankenhaus...)


Christophe hatte derweil Blödsinn im Kopf


Und Zsuzsanna war auch guter Laune


Die Odense Lions hatten insgesamt drei Spiele gegen verschiedene Mannschaften zu spielen. Im zweiten Spiel sehe ich plötzlich Stéphane am Boden liegen. Ihm wird vom Platz geholfen und als er näher kommt, sehe ich seine Nase bluten ohne Ende. Die Nase ist quer rüber offen und mir wird bald schlecht vom Anblick. Seine einzige Sorge in diesem Moment ist: Bin ich jetzt hässlich? Im Krankenhaus wird unsere Vermutung dann auch bestätigt: die Nase ist gebrochen. Was ihn aber natürlich nicht davon abhält im nächsten Jahr in Frankreich weiterzuspielen.

Benjamin und Andrea überredeten mich abends dann noch dazu mit zu ihrem Abendessen und der Feier zu kommen, die die Teams veranstalteten. Da ich an meinem letzten Abend sicher nicht alleine in meinem Zimmer sitzen wollte, kam mir das gerade recht. Stéphane kam direkt aus dem Krankenhaus hierher, was ich schön fand, da er so ein bisschen abgelenkt werden konnte. Es hieß ja eigentlich, dass noch mehr Gäste kommen. Letztendlich war ich dann aber doch der einzige Gast, was bedeutet, dass ich die einzige Frau unter diesen ganzen muskelbepackten Footballspielern war. Glaubt mir, ich hatte mich auch schon einmal wohler gefühlt… Aber lustig war es dennoch, denn ich konnte nun einmal hautnah miterleben wie junge Dänen feiern. Sehr aufschlussreich sag ich euch. Nun wundert es mich gar nicht mehr, dass jedes Mal etwas zu Bruch geht. Als wir dort angekommen sind, hatten sie schon einiges an Bier „vernichtet“. Die Lasagne, die es zum Abendessen gab, wurde auch nicht serviert, sondern einfach auf den Tisch geschmissen, sodass man sich vor umherfliegenden Hackfleischstückchen in Acht nehmen musste. Während des Essens hatten die Dänen dann die grandiose Idee ein (Trink?)Lied zu singen. Sie stehen also alle auf, legen die Arme um die Schultern und fangen lauthals das Singen (vielmehr Gröhlen) an. Einer erklimmt dabei seinen Stuhl, um mit seinem Fuß im Rhythmus auf den Tisch stampfen zu können. Am Höhepunkt des Liedes geschieht was geschehen muss: er trifft seinen Teller und huuuui fliegen Lasagne und Salat in alle Richtungen. Was mich die Hände über den Kopf zusammenschlagen lässt, wird von den Dänen gar nicht wahrgenommen. Völlig unbeeindruckt von Hackfleischsoße und Nudelstückchen an Wand, Decke und Kleidung setzt sich die Mannschaft wieder hin und setzt das Essen fort. Na da wird eben noch das gegessen, was wieder auf den Teller zurückgeflogen ist. Ist doch nicht wild. Das Ganze war wirklich besser als Kino, super dass ich das noch miterleben konnte! Und somit hatte mein Dänemarkmärchen einen grandiosen Abschluss. Punkt.

Wie sagt man so schön: Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.