Samstag, 1. Juni 2013
Kapitel 44: Egeskov Slot (27. Mai)
Das Egeskov Schloss wollte ich mir die ganze Zeit schon unbedingt ansehen. Am Montag hat es dann auch endlich geklappt, als wir unseren nächsten Comenius-Ausflug dorthin planten. Wir und unsere Mentoren haben für diesen Tag schulfrei bekommen und so konnten wir schon früh starten. Gut, dass wir es noch vor Utes Abreise geschafft haben. So waren wir insgesamt noch fünf Assistentinnen und Miguel war auch wieder mit von der Partie. Das Schloss ist wirklich so schön anzusehen und steht dort wie ein Märchenschloss im Wasser.











Auf dem Gelände könnte man wahrscheinlich den ganzen Tag verbringen, da es jede Menge zu bieten hat. Als erstes sind wir über Hängebrücken von Baumwipfel zu Baumwipfel marschiert, um uns dann als nächstes durch ein Labyrinth zu schlagen. Wobei sich unsere Gruppe nicht wirklich durchschlagen musste, da wir gleich den richtigen Weg gefunden hatten. Laura, Miguel und Zsuzsanna hatten da nicht ganz so viel Glück und haben irgendwann mehr oder weniger verzweifelt aufgegeben ;-)



Die ganzen Auto- und Motorräderausstellungen haben mich persönlich an diesem Tag nicht so interessiert und so bin ich lieber etwas schneller durchgelaufen, um dann Segway fahren zu können. Jaaa, Segway!! Das wollte ich schon immer mal ausprobieren! Nur Ute, Roisin und ich haben uns auf das Gefährt getraut und nach einer kleinen Einweisung ging es los. Als Ritter gekleidet mussten wir Hindernisse überwinden und Gegenstände mit unserem Schwert treffen. Nach bestandener Prüfung wurden wir anschließend auch noch zum Ritter auf Egeskov geschlagen. Ha, das hättet ihr wohl nicht gedacht, dass ich als Ritter nach Hause komme!



Natürlich konnte man auch das Schloss an sich besichtigen und es ist auch von innen hübsch anzusehen:



Direkt unter dem Dach haben wir uns dann erst einmal ein bisschen gewundert, warum da ein kleines schlafendes Holzmännchen unter dem Gebälk liegt. Entfernt man dieses Männchen jedoch, so soll - der Legende nach - das Schloss in der Weihnachtsnacht in sich zusammen stürzen. Das schreit ja gerade danach, das mal auszuprobieren... Naja, nach so langer Gastfreundschaft wollte ich auch nicht gemein zu den Dänen sein und hab es schweren Herzens liegen lassen.

Insgesamt haben wir fünf Stunden auf dem Schlossgelände verbracht und haben trotzdem nicht alles gesehen. Trotzdem sind wir dann weiter, da wir noch nach Svendborg wollten. Dort haben wir uns für eine Stunde aufgeteilt, da jeder etwas anderes machen wollte. Da ein H&M wohl in jeder Stadt und in jedem Land gleich aussieht, haben Ute und ich uns dazu entschieden, lieber einen Spaziergang zum Hafen zu unternehmen. Und das war auch wirklich gut, da wir uns dort in hübscher Umgebung ein bisschen ausruhen konnten.





Zum Abschluss des Ausflugs sind wir abends zusammen Essen gegangen und ich habe das erste Mal das dänische Fischgericht schlechthin probiert: Stjerneskud. Übersetzt heißt das „Sternschnuppe“, aber fragt mich bloß nicht warum, denn mit einer Sternschnuppe hat das meiner Meinung nach nun wirklich nichts zu tun. Das Gericht besteht aus gebackener und ungebackener Scholle, Lachs und Krebsen. Es wird auf getoastetem Weißbrot serviert und mit Salat, Spargel, Kaviar und Zitrone garniert. Hmmm, das war gut!



P.S.: Birgitte war an diesem Tag übrigens recht lustig. Als sie morgens ankam, gab sie uns gleich zu verstehen, dass sie Halsschmerzen hat und nicht sprechen kann. Das hat sie aber natürlich nicht davon abgehalten, mit uns zu "sprechen". Nämlich indem sie alles auf einen Block geschrieben und entweder rumgezeigt oder hat vorlesen lassen. Der Hit des Tages!

P.P.S.: Meinen Modultest in Dänisch habe ich übrigens bestanden wuhu!! Somit steige ich ins dritte Modul auf und kann ab nächster Woche in einem neuen Kurs beginnen. Und das alles in nur 5 Monaten in Dänemark, das nenne ich doch mal einen kleinen Erfolg :-)



Kapitel 43: Schweden (24.-26. Mai)
Ja ihr lest richtig, mich hat es nach Schweden gezogen. Dieses Mal hat mich Andrea begleitet und so musste ich nicht alleine reisen. Freitag nach dem Mittagessen haben wir uns in den Zug gesetzt und nach nur 2,5 Stunden und zwei Fahrten über das Meer sind wir an unserem Zielort angekommen: Malmö. Bevor ich weitererzähle, erst noch eine kleine Anmerkung. Vor kurzem musste ich feststellen, dass meine geliebte Kamera auf allen Bildern einen schwarzen Fleck macht. Als ich das in einem Laden hab checken lassen, hat mir der Verkäufer gleich zu Verstehen gegeben, dass das keine Hoffnung mehr hat. Da ich zum Glück noch zwei Wochen (!) Garantie habe, hab ich meine Kamera natürlich schleunigst nach Deutschland zurückgeschickt. Ich hoffe sehr, dass das jetzt gemacht werden kann, aber trotzdem ist es natürlich recht ärgerlich. Zum Glück hat Andrea auch eine recht gute Kamera und so müsst ihr heute nicht auf Bilder verzichten. Nun aber zu Malmö!

Malmö ist mit 300 000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Schwedens und hat eine bunte Mischung aus historischer Altstadt und Moderne zu bieten. So sind wir zum Beispiel bereits am Bahnhof von der modernen Architektur beeindruckt und davon, wie sauber und neu alles ist. Dieser Eindruck zieht sich durch die ganze Stadt hindurch. Gleich zu Beginn ein paar Aufnahmen der Stadt:







Ich denke mal ihr habt gemerkt, dass das die Altstadt und deshalb natürlich nicht modern ist. Zuerst haben wir einen Abstecher in die Touristeninformation (ich muss hier immer wieder an unserer verzweifelten Suche in Aarhus zurückdenken hihi) gemacht, wo wir nach eventuellen Veranstaltungen am Wochenende in der Stadt gefragt haben. Die nette Dame wollte uns gleich Freitickets für eine Oper schenken, aber mit Turnschuhen und Jeans wären wir wahrscheinlich nicht ganz so passend gekleidet gewesen.

Danach sind wir ein bisschen durch die Fußgängerzone geschlendert, haben auf einem kleinen Markt Erdbeeren gekauft und uns einen ersten Überblick verschafft, bevor wir zum Hostel „Rut och Ragnars Vandrarhem“ weiter sind. Der erste Eindruck war… gewöhnungsbedürftig. Ein älterer Herr, der eine Dusche dringend mal wieder nötig gehabt hätte, öffnete uns mit einem Sandwich in der Hand die Tür. Unsere Namen mussten wir auf der Reservierungsliste selbst suchen, was gar nicht so einfach war. Ich vermute fast, dass der gute Herr Analphabet war. Nun ja, nachdem wir bezahlt hatten (er uns aber nicht sofort das Restgeld zurückgeben konnte), hat er uns zu unserem Schlafsaal geführt. Viel mag ich dazu jetzt gar nicht sagen, nur das: nie wieder ein 20-Betten-Schlafsaal! Auf zwielichtige Gestalten, haarige Bierbäuche alter Männer, Schnarchkonzerte, und schlaflose Nächte mit einer Mischung aus Platzangst und einer Urkomik zum Schreien kann ich in Zukunft gerne verzichten. Na, Andrea und ich hatten im Nachhinein immerhin viel zu lachen, diese Erfahrung war es also zumindest wert.

Nachdem wir unsere Betten bezogen hatten, haben wir uns zu Fuß wieder auf den Weg in die Innenstadt gemacht. Die Lage des Hostels war dazu recht gut geeignet, denn es war nur 2km entfernt. In der Altstadt Malmös sind viele alte Fachwerkhäuser erhalten. Vor allem der Lilla Torg (kleiner Markt) aus dem Jahr 1591 ist sehr beliebt. Rund um den Platz sind Restaurants, Bars und Clubs zu finden.







Dementsprechend blüht das Leben hier auch richtig auf und es war sehr viel los. Insgesamt ist mir aufgefallen, dass viele junge Leute unterwegs sind und an jedem Eckchen eine Party zu finden ist. Es war aber leider unmöglich ein Restaurant mit typisch schwedischem Essen zu finden, das einigermaßen bezahlbar ist. Deshalb haben wir am ersten Abend im Jensen’s Bøfhus gegessen, das in Skandinavien sehr bekannt ist und ich auch in Odense schon getestet hatte. Es wurde nun schon recht spät, aber trotzdem wollten wir uns nach dem Essen ein recht neues Wahrzeichen der Stadt anschauen, den Turning Torso. Mit 190m ist es das höchste Gebäude in Nordeuropa und sieht ganz wunderbar aus. Bis zur Spitze hin ist die Fassade nämlich um 90° gewendelt. Hier ein Foto bei Tageslicht:



Da wir jetzt doch ein ganzes Stück vom Hostel entfernt waren, hatten wir beschlossen, mit dem Bus zurückzufahren. Das ist in Malmö allerdings gar nicht so einfach, da man nur noch mit speziellen Buskarten und nicht mit Bargeld zahlen kann. Auf meine Frage, wo man diese Karten bekommen kann, zeigte der Busfahrer auf den Bahnhof und meinte aber gleich, dass der jetzt geschlossen hätte. Super, ich hab uns schon kilometerweit durch die Nacht marschieren sehen. Die Verzweiflung war mir anscheinend ins Gesicht geschrieben, denn dann hat sich echte schwedische Freundlichkeit gezeigt: wir durften kostenlos mitfahren! Überhaupt war ich positiv beeindruckt davon, wie freundlich alle Menschen hier sind. Da wird man auf der Straße angesprochen, ob man vielleicht Hilfe braucht (das ist uns mehrmals passiert), oder hier und da sind ein paar Menschen einfach an einem netten Gespräch interessiert. Wow, das ist ein kleiner aber bedeutender Unterschied zu Dänemark.

Am nächsten Tag war unser erstes Ziel die Malmö Schokoladenfabrik. Die Fabrik selbst kann man sich leider nicht ansehen, aber dafür gibt es einen Shop mit Minimuseum. Dort gibt es allerhand leckere Sachen, jedoch hatte ich mir ein bisschen mehr davon erhofft. Andrea anscheinend auch, da er die Verkäuferin nach dem Museum fragte und gar nicht merkte, dass er bereits mittendrin stand ;-) Die alte Apotheke (gegründet im Jahr 1571) hat da schon mehr hergegeben:



Das Form/Design Center in einem Hinterhof des Lilla Torgs war auch sehr interessant. Schweden hat noch deutlich mehr zu bieten als IKEA und Malmö scheint da noch einmal besonders ausgefallen zu sein. Trotzdem sind Möbel und Dekorationen des gewissen schwedischen Herstellers natürlich auffallend oft in Restaurants und Co. zu finden. Anschließend haben uns die Cafés auf dem Lilla Torg gelockt, da es dort einfach wunderbare Sachen gab. In einer Cheesecake Company haben wir uns also Smoothies und den besten Käsekuchen meines Lebens gegönnt. Mit Erdbeeren, Himbeeren und weißer Schokolade hmmmm…





Den größten Teil des Nachmittags haben wir im Malmöhus verbracht, einer alten Burganlage aus dem 16. Jahrhundert. Zuerst hatten wir überlegt, ob wir uns wirklich das Museum anschauen sollen, aber für umgerechnet 2,30€ konnte man ja nicht viel falsch machen. Und im Nachhinein war ich wirklich froh, dass wir das gemacht haben, denn es gab so viel zu sehen! Ich weiß gar nicht warum das so billig war. Es gab eine Ausstellung mit alten Möbeln, Gemälden, Porzellan und Co., aber auch ein Naturkundemuseum, das die heimischen Tiere zeigte. Das Obergeschoss beherbergt wechselnde Kunstausstellungen. Diese war zwar etwas gewöhnungsbedürftig, aber auch sehr aufschlussreich. Eindeutiger kann man den noch heute andauernden Streit zwischen Dänemark und Schweden wohl nicht darstellen:





Letzters war übrigens ein großer Bildschirm mit LED-Lichtern. Die Flamme hat sich dann schön von unten nach oben durchgebrannt. Nett! Das meiste der Kunst war allerdings typisch „modern“ und hat sich meinem Verständnis entzogen. Wir haben uns vielleicht gerade deshalb köstlich amüsiert und konnten es nicht lassen, selbst ein bisschen rumzublödeln. Es hat ja auch niemand geschaut…





Doch das Museum hatte noch mehr zu bieten: ein Aquarium und Nachtgehege für nachtaktive Tiere. Die Fledermäuse haben mich persönlich nicht so angesprochen, denn die flattern einfach zu schnell durch die Gegend. Ich wusste aber gar nicht, dass ein Wickelbär so lustig aussieht mit seinen riesigen Augen. Ungefähr wie ein Hund, der mit seinen tränennassen Augen um ein Würstchen bettelt. Ich konnte es aber leider nicht mitnehmen, mein Rucksack war schon zu voll. Um 17 Uhr wurden wir dann hinausbefördert, da das Museum schließen wollte.

Wir haben uns dann in Richtung Stadtstrand begeben, von wo aus man wieder einen tollen Blick auf den Turning Torso und auch der Storebæltsbrücke, die über das Meer nach Kopenhagen führt, hatte. Schweden ist bisher übrigens das erste Land, in dem ich extra Spielplätze für Hunde gesehen habe. Mitten in der Stadt kann man eingezäunte Plätze finden, auf denen man seinen Hund mit anderen spielen und rennen lassen kann. Und dort am Meer gab es einen riesigen Wiesenbereich auf denen der große haarige Liebling oder das kleine Monster nach Herzenslust toben kann. Zuerst hatten wir versucht ein gemeinsames Foto mit dem Selbstauslöser zu schießen. Da uns ein grunzendes Ungetüm von Mops (hatte ich schon gesagt, dass ich die nicht leiden kann?) allerdings einen Strich durch die Rechnung gemacht und während der Wartezeit die Kamera umgeworfen hat, haben wir doch lieber ein paar Touristen um Hilfe gefragt. Das Ergebnis kann sich dann schon eher sehen lassen:







Auf dem Rückweg zum Hostel haben wir laute Musik gehört, die aus dem Folkets Park kam. Neugierig geworden haben wir dort kurz vorbeigeschaut und einen kostenlosen Auftritt einer Studentenband gesehen. Die Musik war wirklich nicht schlecht und hat ein bisschen wie Beatsteaks geklungen. Der Park an sich war bei Nacht außerdem auch hübsch anzusehen:



Anschließend haben wir noch einen hübschen Biergarten entdeckt und ich habe mich direkt wie in Deutschland gefühlt. Ich freue mich schon richtig im Sommer wieder einmal ein richtig gutes Bamberger Bier auf einem Keller zu trinken… Am Sonntag haben wir erst einmal ein bisschen länger geschlafen und haben uns dann nach dem Frühstück gegen 11 Uhr in Richtung Bahnhof begeben, von wo aus wir zu „Emporia“, dem größten Einkaufszentrum Skandinaviens, fahren wollten. Es wurde erst im Oktober 2012 fertiggestellt, hat ca. 200 Shops und hat stolze 231 Millionen gekostet. Wow, die Architektur ist außerdem ganz schön beeindruckend. Aber seht selbst:





Mit einer Dachterrasse ist Emporia außerdem auch noch ausgestattet. Von dort kann man den Ausblick über Malmö genießen, sowie Turning Torso und Storebæltsbrücke sehen. So beeindruckt von allem haben wir uns gleich dazu hinreißen lassen, drei paar Schuhe zu kaufen. Das Angebot war aber auch zu gut, da man ein Paar kostenlos bekommen konnte…

Am Nachmittag sind wir dann noch weiter nach Lund gefahren, einer Universitätsstadt nördlich von Malmö. Das gute Wetter hatte uns in der Zwischenzeit allerdings verlassen und so wollten wir nicht allzu viel Zeit im Freien verbringen. Wir haben eine wunderschöne Kirche gesehen, viele alte Backsteinhäuser und den Dom. Im Dom probte gerade ein Chor, was sich wirklich unglaublich toll angehört hat.





Bevor wir wieder in den Zug gestiegen und zurück nach Odense gedüst sind, haben wir noch unsere letzten schwedischen Kronen in einem Café verprasst. Dank Studentenstadt waren die Preise hier auch schon wieder deutlich angenehmer als in Malmö. Und somit hat sich ein schönes Wochenende und mein erster Ausflug nach Schweden auch schon wieder dem Ende zugeneigt.

Ach ja, noch eine kleine Anekdote: in Malmö hatte ich ja noch behauptet, dass ich eigentlich einen ganz guten Orientierungssinn in Städten habe. In Lund wollte ich das unter Beweis stellen, hab mich dann aber doch ein bisschen gewundert, als ich die gleichen Läden zum zweiten Mal gesehen habe. Als wir dann wieder am Bahnhof standen, war ich mir auch sicher: jup, ich hatte uns im Kreis herumgeführt. Andrea meinte daraufhin, dass er sich das schon die ganze Zeit gedacht hatte, aber nicht den Orientierungssinn einer Frau in Frage stellen wollte. Ja ja okay, das nächste Mal sollte ich lieber wieder die Klappe halten ;-)