Donnerstag haben Christian und ich uns ganz früh aufgemacht, um mit dem Zug nach Kopenhagen zu fahren. Nach knapp 1,5 Stunden sehr komfortabler Fahrt (so viel besser als mit der Deutschen Bahn) sind wir in der Hauptstadt Dänemarks angekommen. Strahlendblauer Himmel und Sonnenschein haben uns dort empfangen – was für ein ungewohnt schöner Anblick nach so langer Zeit!
Nachdem wir erst einmal unser Gepäck in unserem Hostel abgeladen hatten, sind wir direkt los in die Stadt gelaufen. Schließlich wollten wir vieles sehen und das war bei diesem Wetter wirklich perfekt. Zuerst wollten wir der Königin Dänemarks, Margrethe II. einen Besuch abstatten, denn sie hatte uns zum Tee eingeladen. Naja gut, leider nicht. Aber trotzdem wollten wir sehen, wo sie die meiste Zeit residiert! Durch die Fußgängerzone hindurch sind wir also zu Schloss Amalienborg geschlendert. Dabei sind wir zufällig auch an der Sehenswürdigkeit schlechthin vorbeigekommen: Nyhavn (= neuer Hafen). Wow, sieht das schön aus! Die vielen tollen Boote in Sonnenlicht getaucht und diese hübschen bunten Häuser im Hintergrund. Da lässt es sich doch leben, oder nicht?
Später sind wir hier auch noch einmal zurückgekommen, um einen heißen Chai Latte zu genießen. Ich weiß nicht, ob wir einfach Glück hatten, aber jedenfalls war das auch nicht teurer als in Odense. Aber jetzt erst einmal zu Schloss Amalienborg, das kann sich nämlich auch sehen lassen. Die Königin war gerade auch zu Hause, was uns die gehisste Flagge anzeigte. Da hätte sie uns ja eigentlich wirklich zu Tee und Kuchen einladen können. Oder eher zum Smørrebrød. Um uns kurz vom langen Fußmarsch zu erholen, ließen wir uns dort auf einer Treppe nieder. Fehler! Sofort wurden wir kurz aber bestimmt von der königlichen Wache wieder aufgescheucht. Na gut, ausgeruht wird also später… Wir haben uns erst die Marmorkirche angesehen, die sehr große Ähnlichkeit mit dem Petersdom hat und anschließend noch eine Ausstellung der königlichen Räume. Es waren Zimmer von Christian VIII. und Christian X. zu sehen, die auf Christian (ohne Zahl) und mich sehr überladen gewirkt haben. Entweder waren die Zimmer zu klein, oder die Gegenstände im Zimmer zu viel. Jedenfalls stand da wohl jemand sehr auf Pfeifen und Familienportraits!
Nach einem weiteren Spaziergang zu einer sehr schönen Kirche, deren Namen ich leider vergessen habe, sind wir weiter zu der Titelfigur meines Blogs gelaufen: den lille Havfrue. Dort saß sie also, die kleine Meerjungfrau aus Hans Christian Andersens Märchen und ließ sich – umringt von knipsenden Japanern – von der Sonne wärmen. Wie schön!
Anschließend haben wir uns dann mit schmerzenden Füßen und durchgefroren wieder auf den Rückweg in die Innenstadt gemacht. Nach einem Chai-Latte-Stop in Nyhavn:
In der Fußgängerzone hatten wir mittags schon einen Abercrombie & Fitch entdeckt. Ich konnte nicht Nein sagen und hab bei einem reduzierten Pullover, den ich bereits vor Weihnachten in London entdeckt hatte, zugeschlagen. Aber auch Christian ging nicht mit leeren Händen nach draußen. Nach Christians erster dänischen Rød Pølse (einer „roten Wurst“ mit Brötchen) am Rathaus (mittlerweile ist es schon dunkel geworden) haben wir uns abends dann wieder auf den Rückweg ins Hostel gemacht.
Am Freitag ging es schon um 8 Uhr los, da ich um 9 Uhr mein offizielles Comenius-Treffen hatte. Geplant war eigentlich, dass ich „ein Stück“ laufe und dann den Bus bis zum Treffpunkt nehme. Christian hat mich dann aber relativ bald darauf aufmerksam gemacht, dass ich ganz woanders bin, als ich auf dem Stadtplan gedacht hatte. Na toll, mit Kartenlesen hatte ich eigentlich noch keine Probleme… Jedenfalls habe ich mich dann von Christian verabschiedet, der den Vormittag in der Stadt mit Sightseeing verbringen wollte und bin dann wohl ca. 1,5km zu dieser Haltestelle gelaufen/gerannt, um gerade so einen Bus zu erwischen. Völlig kaputt dachte ich im Bus, dass jetzt aber nichts mehr schief laufen kann. Zu früh gefreut! Ungefähr drei Haltestellen später machte uns der Busfahrer darauf aufmerksam, dass er aufgrund einer Baustelle nicht weiterfahren könnte und wir deshalb alle aussteigen müssten. Na super! Also nochmal ca. 1,5km laufen. Es grenzt schon an ein Wunder, dass ich nur ca. 5 Minuten zu spät zum Treffen kam und ich nicht einmal die Letzte war.
Wir waren nur eine kleine Gruppe von Comenius-Assistenten bei diesem Treffen, da der Großteil schon am Treffen im vergangenen Oktober teilnehmen konnte. Die Veranstalter hatten erst einmal ein leckeres Frühstück für uns vorbereitet und dann haben wir über dänische Kultur, Besonderheiten der Dänen (Warum verhalten sie sich manchmal so, wie sie sich verhalten? Dazu muss ich wohl mal einen gesonderten Eintrag machen.) und dem Kulturschock gesprochen. Auch eine ehemalige Assistentin, die nun in Dänemark lebt, war zu Gast und hat von ihren Erfahrungen berichtet. Das gemeinsame Mittagessen war auch einmal etwas anderes. Wir sind gegenüber in die Kantine, haben uns die Teller vollgeladen und sind dann bei Minusgraden mit unseren dampfenden Tellern wieder über die Straße zurückmarschiert. Muss ein lustiges Bild abgegeben haben!
Am Nachmittag sind wir dann zusammen in das Nationalmuseum, wo eine Führung für uns organisiert wurde. Ab hier war auch Christian wieder mit von der Partie, was ich wirklich gut fand, da wir so keinen ganzen gemeinsamen Tag verloren haben. Wir wurden durch Dänemark des 20. Jahrhunderts geführt und hätten uns danach auch noch das gesamte Museum anschauen können. Wenn es denn nicht schon 5 Minuten später geschlossen hätte… Christian hatte Glück, da er sich das Museum vorher schon anschauen konnte.
Anschließend wurden wir von den Veranstaltern in ein nettes Restaurant geführt, wo uns ein 3-Gänge-Menü serviert wurde. Nun ja, was soll ich sagen. Meine Lamm-Abneigung hat sich wohl eher noch verstärkt. Tut mir leid, aber blutendes Lamm, das noch halb lebt, kann ich wirklich nicht essen! Christian musste für sich selbst zahlen und hat sich deshalb einen Burger bestellt, den ich nun am liebsten auf der Stelle in einem Stück verschlungen hätte. Zum Glück habe ich dann auch etwas abbekommen und er hat mein armes, meiner Meinung nach umsonst gestorbenes Lämmchen gegessen. Die Nachspeise war dafür aber göttlich! Mousse-au-chocolat mit Orangensahne, hmmmm…. Die hab ich mir auch nicht von meiner Sitznachbarin, die mir währenddessen von ihrer Zuckerdiät erzählt hat, verderben lassen ;-)
Den Samstag sind Christian und ich erst einmal etwas ruhiger angegangen und haben etwas länger geschlafen. Dann wollten wir aber Schloss Christiansborg besichtigen, wo seit 1918 das Dänische Parlament seinen Sitz hat. 1167 wurde an dieser Stelle die erste Burg gebaut und ihre Ruinen sind heute noch zu besichtigen. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde dann das Schloss errichtet, allerdings wurden die Dänen vom Pech verfolgt: das Schloss brannte ab, wurde wieder aufgebaut und brannte wieder ab. Das jetzige Schloss wurde 1928 vollendet und bleibt hoffentlich auch noch etwas länger stehen. Die Stallungen konnten wir auch besichtigen, wo wir die königlichen Pferde und Kutschen sehen konnten. Im letzten Jahr hatte die 72-jährige Königin Margrethe II. übrigens ihr 40. Thronjubiläum. Bisher habe ich die Dänen immer nur mit Hingabe von ihr sprechen hören und der Thronfolger Frederik und seine Frau Mary (hehe) werden geradezu verehrt. Mit etwa 82 Prozent Zustimmung in der Bevölkerung genießt das dänische Königshaus die höchste Zustimmungsrate für eine Monarchie in Europa.
Zum Abschluss wollten wir noch einen recht außergewöhnlichen Stadtteil Kopenhagens besichtigen: die Hippie-Siedlung Christiania. Als im Jahr 1971 die Kasernen dort geräumt wurden, wurden sie schon bald von sogenannten „Slumstormers“ besetzt und wenig später wurde der illegale Freistaat gegründet. Man wollte nach eigenen Vorstellungen leben und alle Räumungsversuche misslangen. Nach vielen Jahren Hin und Her wurde Christiana 1991 schließlich legalisiert. Aber heute ist der Regierung diese Siedlung ein Dorn im Auge und der Kampf „ums Überleben“ geht von vorne los. Möchte man Christiana betreten, gilt es einige Spielregeln zu befolgen: Keine Waffen, keine kugelsichere Kleidung, nicht rennen (da das Panik auslösen könnte), keine harten Drogen und kein Diebesgut. Und ganz wichtig: keine Fotos! Warum das? Nun ja, der Handel mit Hasch und Marihuana ist trotz allem eben illegal! Klar, dass man da auf beweisende Fotos nicht besonders scharf ist. Und tatsächlich gibt es hier eine „Green Zone“ in der diese Drogen ganz offen an den Mann gebracht werden. Und das inmitten des dänischen Volkes, das doch ansonsten immer ganz genau auf Regeln bedacht ist. Hier zwei Fotos, die ich zumindest von außen aufnehmen konnte:
Unseren letzten Abend haben wir dann dazu genutzt, gemeinsam Essen zu gehen. Die Zeit verging nun irgendwie doch wieder zu schnell. Aber so ist das eben bei allen schönen Dingen…