Freitag, 25. Januar 2013
Kapitel 15: Odense Bulldogs und eine weitere Schulwoche
Am Dienstag habe ich das erste Eishockey-Spiel meines Lebens live miterlebt und es war super! Rok konnte uns Freikarten besorgen, da er einen Spieler der Odense Bulldogs kennt. Und so standen Laura, Miguel, Rok und ich warm eingepackt (so kalt war es dann aber gar nicht) in der Arena und haben das Spiel verfolgt. Natürlich musste ich mich vorher erst einmal mit den Regeln vertraut machen. Verstanden habe ich währenddessen trotzdem nicht alles, aber Spaß gemacht hat es! Vor allem das letzte Drittel war spannend, da sich die Odense Bulldogs und SønderjyskE ein Kopf an Kopf Rennen geliefert haben. In der letzten Minute konnten die SønderjyskE das Spiel aber leider für sich entscheiden und die Bulldogs verlieren 3:4. Schade!





Eine weitere Schulwoche liegt nun wieder hinter mir. Wie schnell die Zeit doch vergeht! Ich möchte euch von ein paar Dingen erzählen, die mir besonders im Gedächtnis geblieben sind.

In meiner ersten Stunde am Montag (Natur & Teknik) meldet sich Darin und fragt, ob sie nach draußen zum Händewaschen darf. Natürlich darf sie. Als sie nach 15 Minuten noch immer nicht zurück ist, mache ich mir aber nun doch ein wenig Sorgen. Ich gehe zu den Toiletten, um nach ihr zu sehen und finde den Raum verwaist vor. Wieder zurück im Klassenzimmer frage ich Birgitte, ob ich nicht im Schulhaus nach ihr sehen sollte. Dabei spielen meine Gedanken schon verrückt und ich male mir eine weinende Darin aus, die irgendwo eingesperrt ist oder noch schlimmer: sie wurde entführt. Birgitte ist allerdings völlig unbeeindruckt und sagt mir nur, dass Darin ruhig einmal diese Erfahrungen allein außerhalb des Klassenzimmers machen soll. Wie bitte?! In Deutschland würden bei mir mittlerweile sämtliche Alarmglocken schrillen, da ich als Lehrer schließlich die Verantwortung dafür trage, wenn sie während meines Unterrichts abhanden kommen sollte. Als Darin nach geschlagenen 30 Minuten (!) vom „Händewaschen“ zurückkommt, wird sie noch nicht einmal nach den Grund ihres Verschwindens gefragt. Na das sind ja komische Sitten…

Allgemein habe ich den Eindruck, dass die Kinder sehr viele Freiheiten haben. Was einerseits gut ist, andererseits aber auch schon an Laissez-faire grenzt. Und manches gefällt mir so gar nicht. Wenn ich meinen Unterricht halte, dann erwarte ich auch von den Schülern, dass nicht gegessen, gespielt oder ungefragt das Klassenzimmer verlassen wird. Gewisse Regeln müssen einfach sein, denn wie soll sonst ein Unterricht ohne größere Störungen ablaufen können? Vielleicht bin ich in dieser Hinsicht zu sehr deutsch.

Aber auch viele schöne und lustige Momente sind mir diese Woche in Erinnerung geblieben. In der 1. Klasse machen wir das Märchen „Das Feuerzeug“ von H.C. Andersen. Wer nicht weiß, worum es geht: Ein Soldat findet ein Feuerzeug mit dessen Hilfe er sich alles wünschen kann, was er nur möchte (inkl. Königstochter). Die Kinder sollen mit Hilfe von Bildern und Figuren die Geschichte nacherzählen. An einer Stelle kann ich mir ein Lachen aber doch nicht verkneifen. Anstatt Tabak behauptet ein Junge, dass der Soldat mit Hilfe des Feuerzeugs Kebab rauchen will. Also DAS stell ich mir dann doch eher schwierig vor ;-)

In der 3. Klasse mache ich im Englischunterricht ein kleines Spiel mit den Kids. Bestimmte Namen werden an die Kinder verteilt und immer wenn ich diesen Namen vorlese, müssen diejenigen aufstehen und eine Runde um den Stuhlkreis laufen. Einerseits wird somit der Text der letzten Stunde wiederholt und andererseits macht es den Kids einfach tierischen Spaß. Und ich kann auch nicht abstreiten, dass mir der gewisse Spielfaktor in der Grundschule sehr gefällt.

Ich mache diese Woche außerdem die Erfahrung, dass Anteilnahme oft wichtiger ist, als das volle Verständnis einer fremden Sprache. In der Arbeit mit einer Kleingruppe kommt es dazu, dass Darin in Tränen ausbricht. Eine der anderen hat ihr die richtige Antwort auf meine Frage vorgesagt, obwohl sie es doch alleine schaffen wollte. Sie verlässt daraufhin (mal wieder) das Zimmer und ich bleibe mehr oder weniger beeindruckt mit den anderen zurück. Kurz darauf kommt sie wieder und verkriecht sich noch immer weinend in eine Ecke. Alle Annäherungsversuche ihrer Mitschüler weist sie zurück. Also gehe ich zu Darin und frage sie, was mit ihr los ist. Daraufhin bricht ein dänischer Redeschwall ohne Ende aus ihr heraus und ich verstehe natürlich kein Wort. Absolut kein Wort. Aber immerhin bin ich so schlau zu nicken und mich mitfühlend zu geben. Und siehe da: es klappt! Nachdem sich ihre Stimmung wieder gebessert hat, können wir in die Klasse zurückkehren.

Noch ganz nett finde ich außerdem, dass mich einige der Kleinen gezeichnet haben. Gut, in einem Baströckchen komme ich für gewöhnlich nicht in die Schule (vor allem nicht im Winter), aber ansonsten bin ich doch recht gut getroffen ;-) Eines der Mädchen schreibt in Dänisch darunter: „Wir haben eine neue Lehrerin in unserer Klasse. Marilyn aus Deutschland. Sie bleibt ein halbes Jahr bei uns. Das wird ein gutes halbes Jahr.“ Ja, das glaube ich auch!


Schulgebäude Tingløkkeskolen


Küche Lehrerzimmer


1. Klasse beim Schmökern in der Schulbibliothek

P.S.: Mehr Bilder meiner Schule folgen!