Am Morgen nach meiner Ankunft fahren Christian und sein Vater wieder Richtung Deutschland und lassen mich mit gemischten Gefühlen zurück. Ich bin nun also ganz auf mich alleine gestellt. Richtige Abenteuergefühle wollen da noch nicht aufkommen. Nun gut, jetzt geht’s trotzdem los!
Als erstes mache ich mich auf den Weg zur Verwaltung, um meinen Mietvertrag abzugeben und mir bei der Gelegenheit auch einmal ein paar wichtige Dinge erklären zu lassen. Ich bekomme außerdem ein Passwort für das Internet, das mir allerdings nicht viel bringt, wenn es momentan auf dem ganzen Gelände Probleme mit dem Internet gibt… So muss ich also erst einmal mit dem Internet in der Bibliothek vorlieb nehmen.
Zur Mittagszeit gehe ich mit dem festen Entschluss in die Kantine, die dänische Küche ausgiebig zu testen. Doch was sehe ich dort? Tortillas und Wraps! Sehr dänisch! Nun ja, schmecken tut es jedenfalls. Ich nehme mir also meinen Teller und setze mich recht wahllos an irgendeinen Tisch. Leider war das der falsche Tisch, da neben mir nur Dänen sitzen und ich natürlich kein Wort verstehe. Kein einziges! Sehr deprimierend.
Da ich so ab und zu doch auch einmal etwas sprechen möchte, klopfe ich bei meinem Zimmernachbarn, um mich vorzustellen. Er entpuppt sich als ein in Frankreich lebender Marokkaner und bietet mir an, mich mit zum Abendessen zu nehmen, um mich dort den anderen ausländischen Studenten vorzustellen. Das nehme ich natürlich dankend an. Und so kommt es, dass ich nun mit ca. 10 Engineering-studierenden Männern am Tisch sitze. Ich vermisse zwar ein bisschen die Gesellschaft von Frauen (die sind hier an der landwirtschaftlichen Schule Mangelware), aber immerhin kann ich mich wieder an den Gesprächen beteiligen. Abends übrigens wieder das gleiche Spiel: es gibt Hamburger. Ebenfalls sehr dänisch! Ich hoffe ihr hört die Ironie. Ich werde euch berichten, wenn mal etwas Dänisches auf dem Speiseplan steht.
Nachmittags bekomme ich Besuch von Birgitte. Sie bringt mir frische Blumen und Obst und ist wirklich sehr sehr nett. Ich denke, wir werden uns gut verstehen. Wir verabreden uns außerdem für den nächsten Tag, wo sie mir noch ein paar einfache dänische Schulbücher vorbeibringen wird.
Nachdem ich wieder alleine bin, beschließe ich die nähere Umgebung zu erkunden. Ich gehe über die große Straße (nachdem ich gefühlte zehn Minuten auf eine freie Lücke zum rüber rennen gewartet habe) und über einen kleinen Weg zwischen niedlichen Wohnhäusern. Und was ich dann sehe, begeistert mich wirklich. Natur so weit das Auge reicht. Ich trete in den kleinen Wald ein und lasse die Stadtgeräusche hinter mich. Und das inmitten einer Stadt? Das gibt es in Deutschland wohl nicht so oft. Jedenfalls genieße ich, was ich sehe und laufe ein bisschen umher. Nach ca. 2 weiteren Gehminuten treffe ich auf Den Fynske Landsby und bin schon wieder erstaunt. Da wollte ich unbedingt hin und ich wusste gar nicht, dass das so nah ist! Den Fynske Landsby ist ein kleines nachgebautes Dorf, das Häuser und das Leben zu Hans Christian Andersens Zeit zeigt. Leider ist es bis März geschlossen, ich muss mich also noch ein bisschen gedulden. Der Blick von außen hat mich aber jedenfalls schon einmal neugierig gemacht.
Hier habt ihr ein paar Eindrücke, die ich bei meinem Spazierganz durch die nähere Umgebung (und damit meine ich wirklich nah!) gesammelt habe:
marilyn goger am 04. Januar 13
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Das neue Jahr ist noch jung und ich lasse Deutschland für ein halbes Jahr hinter mir. Am 2. Januar ist es so weit: es geht los nach Dänemark. Der Abschied von meiner Familie ist schwer, aber ich hoffe, dass mich viele von ihnen auch einmal besuchen kommen. Außerdem fällt mir die Reise auch deshalb leichter, da mich Christian und sein Vater mit dem Auto nach Dänemark fahren. So muss ich mit Gepäck nicht sparen und zumindest den ersten Abend muss ich also nicht allein verbringen. Dafür bin ich wirklich dankbar!
Als wir über die Grenze fahren sehen wir das, wovon es in Dänemark wirklich reichlich gibt: Felder, Felder, Bäume, Felder. In diesem Moment bin ich wirklich froh, dass ich in einer Stadt wohnen werde. Hier auf dem Land ist man ohne Auto wohl doch eher aufgeschmissen. Gegen Abends erreichen wir mein neues Zuhause, die Dalum Landbrugsskole in Odense. Rick (ein Student aus Holland) ist so nett, mich Willkommen zu heißen und mir mein Zimmer zu zeigen. Das Dalum besteht aus einem großen Hauptgebäude (s. Bild),
wo auch die Kantine zu finden ist und aus mehreren kleineren Gebäuden und Häusern. In einem dieser Häuser habe ich nun also wie ca. 10 andere Männer und Frauen ein eigenes Zimmer. Das Badezimmer wird geteilt. Wobei Badezimmer nett ausgedrückt ist, es handelt sich wohl eher um eine Nasszelle. Hier in diesem kleinen gelben Haus wohne ich (das zweite Fenster von links im Erdgeschoss ist meines):
Mein Zimmer selbst ist klein aber fein. Birgitte (meine Mentorin und Lehrerin, mit der ich zusammen arbeiten werde) und der Schulleiter haben mir mein Zimmer vor meiner Ankunft noch schön mit Deko, Kerzen, Blumen und Co. eingerichtet. Ich liebe die Lampe auf meinem Fensterbrett (nicht rein optisch, sondern wegen dem tollen Licht. Das muss man live sehen.). Es ist jetzt also wirklich hyggelig!
Abends fahren Christian und ich noch zu Ikea, um ein paar Dinge für mich zu besorgen. Meine ersten Versuche Dänisch zu sprechen sind noch nicht ganz so erfolgreich. Zwar kann ich etwas bestellen (Jeg vil gerne have…), Nachfragen verstehe ich dann aber natürlich nicht. Die Dänen merken das sofort und stellen auf Englisch um. Das ist einerseits gut, andererseits habe ich aber so natürlich auch nicht die Möglichkeit mein Dänisch weiter zu üben. Aber das wird in der Schule bei den Kleinen schon noch anders werden. Birgitte hat mir erzählt, dass ihre 1. Klasse schon ganz aufgeregt ist und mir unbedingt Dänisch beibringen möchte. Eigentlich sollte ich diejenige sein, die jemandem etwas beibringt. Aber naja, Lehrer lernen ja bekanntlich auch nie aus! :-)
marilyn goger am 04. Januar 13
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