Donnerstag, 22. November 2012
Kapitel 3: Das tägliche Chaos
Jeg er udmattet. Ich bin erschöpft. Ja das Dänischlernen geht voran, aber die Vorbereitungen rauben mir so nach und nach die Kräfte - und manchmal auch den Verstand. Es reicht ja nicht, dass ich meinen Aufenthalt in Dänemark irgendwie planen muss, sondern dass ich auch noch unsere Wohnung ausräumen muss. Wie die meisten von euch wissen, macht Christian ja bereits seit September das Königreich (sprich die Insel) unsicher. Leider konnten wir nicht so schnell einen Zwischenmieter für unsere gemeinsame Wohnung finden (ganz hergeben wollten wir sie dann doch nicht), weshalb mir also die ehrenhafte Aufgabe zufiel, einen vernünftigen Zwischenmieter zu finden. Sollte in Bamberg (so viele Studenten, so wenig Wohnungen!) doch einfach sein, oder? Weit gefehlt! Hier die Qual der Wahl (die eher eine Qual und keine Wahl ist):

1. Eine sympathische junge Frau, deren Mann (US-Soldat) ganz plötzlich nach Afghanistan abgezogen wurde. Das kleinste ihrer drei Kinder hatte sie wohl aus gutem Grund zur Wohnungsbesichtigung dabei: sooo süß! Ja bei mir hätte diese Masche beinahe geklappt, aber 4 Personen wären in unserer kleinen Wohnung dann doch zu viel geworden.
2. 3 Studentinnen, die anscheinend (mangels ausreichender Räume) alle zusammen in unserem Bett schlafen möchten. Na mir egal, aber letztendlich hatten sie dann doch eher etwas Längerfristiges gesucht.
3. Ein Schotte, der eigentlich Amerikaner ist, in Prag geboren wurde und Großbritannien ganz furchtbar findet, da es von englisch „gross“ (=ekelhaft) kommt. Ähm ja, ohne Worte.
4. Eine penetrant nach Rauch riechende Frau, die ihren Hund mitbringen möchte und zudem „etwas drehen“ möchte, da ihr das Sozialamt nicht die komplette Miete bezahlen würde. Äh… Next!
5. Nicht zu vergessen die ganzen Menschen, die anscheinend nicht lesen können und dann nicht mit dem Einzugstermin oder der Miethöhe einverstanden sind. Oder einen Termin vereinbaren und einfach mal nicht auftauchen. Vielen Dank, dass ihr meine Zeit geraubt habt (die ich in der Zeit noch gut für meine Examensvorbereitung hätte brauchen können)!

Letztendlich wurde mir die Entscheidung doch fast abgenommen. Eine Frau namens H. machte erst einmal einen guten Eindruck auf mich. Das war allerdings bevor sie mich plötzlich knuddeln wollte und „Süße“ genannt hat. Da dachte ich mir schon, dass sie wohl nicht alle Latten am Zaun hat. Das wurde dann auch bestätigt, als sie mich kurz darauf anrief und mich fragte, ob sie nicht gleich einziehen könnte. Wir könnten dann ja so lange noch zusammen wohnen, wir würden uns bestimmt super verstehen! Mit ihr in einem Bett schlafen?! Nein danke! Doch der Hammer kommt erst noch: ein paar Tage später flattert mir Post ins Haus, die an sie adressiert ist. Mit unserer Adresse! Sie hat sich also schon wunderbar zu Hause hier gefühlt und das ohne Zusage, die sie auch garantiert nie bekommen hätte. Nach einer bösen Nachricht meinerseits hatte sich das Ganze allerdings erledigt.

Als ich die Hoffnung schon beinahe aufgegeben hatte, habe ich letztendlich doch noch jemanden gefunden. Ein 25-Jähriger, der ab Dezember an der Uni arbeiten wird, wird nun bis Ende Juni in unserer Wohnung leben. Irgendwie schon ein komisches Gefühl, seine Wohnung für die Zeit an jemanden abzugeben, aber ich hoffe, dass sie in guten Händen ist. Wer zufällig mal vorbeikommt, kann ja mal schauen, ob die Bude dann noch steht ;-)

Momentan bin ich also damit beschäftigt die Wohnung auszuräumen. Christian hat seine Sachen zum Glück ja schon raus, aber mit meinen hab ich trotzdem noch genug zu tun. Man glaubt ja gar nicht, was man über die Zeit alles so ansammelt (auch wenn es „nur“ 4 Jahre waren)… Eine Woche bleibt mir nun also noch, es herrscht Chaos hoch zehn und die Kartons stapeln sich. Hilfe!

Und auch alle anderen Dinge müssen natürlich bedacht werden. Meine beiden Rennmäuse brauchen eine Bleibe (hier vielen Dank an Ulrike), Verträge müssen gekündigt, GEZ abgewimmelt, Unterrichtsmaterialien sortiert, Wintersachen inkl. warmer Stiefel besorgt (sooo kalt ist es in Dänemark angeblich gar nicht, aber ich bin lieber vorbereitet...), Arztbesuche erledigt und Reisepass beantragt werden. Puh! Die Zeit fliegt dahin und Dänemark rückt immer näher. Ich freue mich zwar schon sehr darauf, aber trotzdem bin ich jetzt erst einmal froh, dass es für mich in beinahe zwei Wochen noch einmal nach England geht. Christian und ich können also noch einmal Zeit miteinander verbringen und dann auch gemeinsam mit unserer Familie in Deutschland Weihnachten feiern, bevor es dann endlich heißt: Danmark, jeg kommer!